59. Veilchen

704 18 0
                                    

Da Marius und ich unsere Autos nie in unserer kleinen Einfahrt parken, sondern immer auf dem Vorplatz der angrenzenden Lagerhalle, gingen wir den kleinen Weg der am Haus entlang ging, zu meinem Auto. 

Grade als wir am Hallentor vorbeigingen kam Leon raus. Ich blieb wie angewurzelt stehen. Seine geschwollene Nase und die in allen Blautönen leuchtende Haut um diese, erinnerten mich nochmals an gestern Nachmittag und erneut stieg die Panik in mir auf. 

Überfordert sah ich zwischen Max und Leon hin und her. Verwundert sah Max mich an. Doch Leon's Reaktion riss mich aus meiner Starre. Ungläubig sah er erst mich an, dann Max und schließlich auf unsere miteinander verschränkt Hände. Ein süffisantes Grinsen schlich sich auf meine Lippen. "Ist wohl doch nicht nur so eine Schwärmerei für einen Star mit dem ich mir eine Beziehung wünsche und der für mich doch so unerreichbar ist!", ich versuchte so viel Selbstvertrauen wie möglich in meine Worte zu legen, auch wenn dies vielleicht arrogant klang.  

Als ich daraufhin zu Max sah bemerkte ich, dass er jetzt anscheinend verstand, um wen es sich handelte. Er ließ meine Hand los und ging auf Leon zu. "Du bist also das Arschloch, der ein Nein nicht akzeptiert?" seine Stimme klang gereizt. Ich trat auf die beiden zu und zupfte an Max Shirt. "Lass uns bitte gehen!", sagte ich leise, da das bisschen Selbstvertrauen von eben wieder verschwunden war. Doch Max ignorierte mich und schien sich vollständig auf Leon zu konzentrieren. Leon's Verwunderung war auch verschwunden. Provokant sah er zu mir. 

"Für den Star macht die Eisprinzessin tatsächlich die Beine breit? Bist du echt der Meinung, dass jeder andere unter deinem Niveau ist?", richtete er sich nun an mich. Doch bevor ich irgendetwas darauf sagen konnte, hatte Max ihm einen Schubs gegeben, der Leon zwei Schritte nach hinten weichen ließ. Als dieser jedoch wieder näher kam, holte Max aus und verpasste Leon das nächste Veilchen um sein linkes Auge, weshalb Leon erneut einen Schritt zurück trat. 

Grade als Max erneut ausholen wollte, hielt ich ihn am Arm fest. "Max, lass uns bitte einfach gehen. Er ist es nicht wert!" Fast verzweifelt klammerte ich mich an seinen Arm und zog ihn rückwärts. "Halt dich bloß von ihr fern!", schrie Max, während er sich von mir mitziehen ließ. Leon erwiderte nichts weiter darauf. Perplex stand er da und sah uns hinterher.

Als Max und ich im Auto saßen sah ich ihn erwartungsvoll an. "Er hat es verdient!" war das erste was Max von sich gab. "Ja, dass hat er.", stimmte ich ihm zu und sah geradeaus durch die Windschutzscheibe. Wie so oft in der letzten Zeit war ich wegen all dem überfordert. Von Marius kannte ich solche Reaktionen, doch nach gestern Abend hätte ich eine solche Reaktion von Max nicht erwartet. 

"Bist du jetzt sauer?", fragte Max und wirkte leicht bedrückt. Überrascht von dieser Frage, drehte ich meinen Kopf in seine Richtung. "Warum sollte ich sauer auf dich sein?", fragte ich ungläubig. "Eigentlich habe ich mich besser unter Kontrolle. Doch was er dir die letzten Tage angetan hat und was er eben gesagt hat...", fing er an sich zu erklären. "Ich bin kein Freund von Gewalt, aber du hast nichts falsch gemacht!", unterbrach ich ihn und legte ihm eine Hand an die Wange. Er sollte sich deswegen keine Vorwürfe machen. 

Leon war das alles selber Schuld. "Lass uns fahren, sonst muss unser Frühstück leider ausfallen, weil ich sonst zu spät zum Arzt komme!", sagte ich sanft. Max drehte seinen Kopf so, dass er mir einen Kuss auf die Handfläche geben konnte und startete meinen Audi.

***

Das Café war super süß und das Frühstück einfach herrlich. Doch so wie es immer war, vergingen die schönen Momente wie im Flug. Um kurz vor 11 Uhr setzte Max mich vor der Arztpraxis ab. Auch wenn er sagte, dass er kein Problem damit gehabt hätte, im Wartezimmer auf mich zu warten, bat ich ihn im Auto zu warten. Irgendwie hätte ich es verdammt komisch gefunden, wenn er im Wartezimmer meiner Gynäkologin auf mich gewartet hätte. 

Ich meldete mich am Empfang an und nahm noch kurz im Wartezimmer platz, bis ich aufgerufen wurde. Frau Dr. Hoffmann war meine Gynäkologin, seitdem ich hierher gezogen war. Sie war nett und hatte immer ein offenes Ohr für ihre Patientinnen. In ihrem Behandlungsraum setzte ich erstmal auf einen Stuhl gegenüber von ihrem Schreibtischs. "Wie geht es ihnen? So grob haben sie ihr Anliegen meiner Sprechstundenhilfe bei der Terminabsprache geschildert. Bitte erzählen sie mir nochmal ausführlich warum sie heute hier sind.", bat sie mich freundlich und schenkte mir ein warmherziges Lächeln. 

Ich erzählte ihr von dem Unfall und wie es danach, im Krankenwagen und in der Klinik weiterging. Was der Arzt Vorort diagnostiziert hatte und warum ich jetzt bei ihr saß. Aufmerksam hörte sie mir zu. Nachdem ich mit meiner Erzählung geendet hatte, erklärte sie mir wie der heutige Termin weitergehen würde. Sie maß meinen Blutdruck und versuchte mir Blut abzunehmen, was ihr jedoch nicht direkt gelang, da sie keine Wehne fand. Auch wenn ich grundsätzlich kein Problem damit hatte wenn ich Blut sah, konnte ich dabei nicht hinsehen. 

"Bei welchem Wert lag der HCG-Wert im Krankenhaus?", fragte Dr. Hoffmann nach. Diese Info hatte ich zuvor vergessen. "Bei etwas über 20 glaube ich.", antwortete ich nach kurzer Zeit des Überlegens. Die ältere Frau notierte sich meine Antwort bevor sie kurz den Raum verließ um die Blutprobe wegzubringen. Als sie wieder da war, machte sie noch einen Ultraschall, bevor ich gehen durfte. Beim Ultraschall war keine Auffälligkeit zu erkennen . Morgen würde sie sich bei mir melden, soweit das Blutergebnis ausgewertet war.

Von Anfang an anders (Max Verstappen FF)Where stories live. Discover now