49. nach Hause

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Gegen 13 Uhr klopfte es an der Türe und eine Krankenschwester, die ich bisher noch nicht kannte, betrat das Zimmer. 

"Frau Posthaus, ich habe hier ihre Entlassungspapiere und auch noch ein paar Schmerztabletten für sie, falls die Schmerzen schlimmer werden.", sagte sie, während sie die Schreiben und eine Schachtel mit Tabletten neben mir auf den Tisch legte. 

"Vielen Dank. Dann kann ich jetzt gehen?", erkundigte ich mich vor Freude strahlend. "Ja dürfen sie. Aber bitte halten sie sich an das, was der Arzt gesagt hat.", sagte sie freundlich. Zustimmend nickte ich und robbte langsam an die Bettkante um aufzustehen. 

Es tat höllisch weh, mir meine von Victoria mitgebrachten Sneaker anzuziehen, doch Barfuß wollte ich jetzt nicht durch das Krankenhaus und über den Parkplatz laufen. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die ich für meine Schuhe brauchte, schwang sich Victoria meine Tasche über sie Schulter und ich griff nach meinen Reitstiefeln und meinem Helm. Gemeinsam verließen wir das Zimmer und das Krankenhaus.

Zum Glück fuhr Victoria einen SUV, da viel mir das einsteigen deutlich einfacher. Die Fahrt zurück zum Wohnwagen verbrachten wir schweigend. Ich hatte echt keine Ahnung mehr, über was wir uns unterhalten sollten. 

"Was wirst du jetzt zuhause machen?", brach jedoch Victoria die Stille. "Hast du jemanden der sich um Vita kümmert, bis du wieder reiten darfst?", erkundigte sie sich. "Meine Trainerin wird Vita zwischendurch arbeiten und sonst wird auch Marius nach ihr schauen. Abgeklärt habe ich es noch nicht, aber das wird kein Problem sein. Marius hat sich schon öfters um Vita gekümmert, wenn ich krank war.", erklärte ich ihr. 

Wenn ich daran zurückdachte, wie unbeholfen er die ersten Male beim Pferd war und wie selbstverständlich es jetzt für ihn war, konnte ich mich echt glücklich schätzen.

Victoria warf mir einen ungläubigen Blick zu, bevor sie sich wieder auf die Straße konzentrierte. "Ich werde mich wahrscheinlich voll in die Arbeit stürzen, da mir sonst irgendwann die Decke auf den Kopf fallen wird.", fuhr ich ehrlich fort. 

"Dein Mitbewohner kümmert sich um dein Pferd?", fragte sie ungläubig. "Ja, dass macht er. Er unterstützt mich in allem, wenn ich Hilfe benötige. Er ist wirklich der beste Freund, den ich mir vorstellen kann und er würde auch die Frau an seiner Seite auf Händen tragen, wenn er eine hätte.", schwärmte ich von ihm. "Warum hat er dann keine Freundin?", fragte sie überrascht. "Wegen mir!", sagte ich frustriert schnaubend. 

"Die meisten Frauen kommen nicht damit klar, dass wir in einer WG wohnen. Auch das wir viel zusammen unternehmen und immer füreinander da sind, ist für viele ein großes Problem!", fuhr ich geknickt fort. 

"Aber ihr seit doch nicht zusammen? Oder läuft da was zwischen euch?", erkundigte Victoria sich weiter. "Nein, wir sind nicht zusammen und zwischen uns lief nie irgendwas! Wir sind einfach nur gute Freunde. Er ist wie ein Bruder für mich.", wehrte ich die Frage kopfschüttelnd ab. 

Schuldgefühle plagten mich, da ich mir nichts mehr wünschte, als das Marius mit der richtigen Frau an seiner Seite, glücklich wird. 

"Eigentlich wollte ich am Mittwoch zu Max fliegen. Aber der Arzt hat mir wegen der körperlichen Belastung davon abgeraten zu fliegen. ", sagte ich traurig. "Das tut mir leid.", erwiderte sie leise. "Weiß Max das schon?", kurz sah sie mich fragend an. "Nein. Ich wollte es ihm in Ruhe erzählen.", antwortete ich ihr während ich wieder aus dem Seitenfenster schaute. 

***

Kurze Zeit später kamen wir am Wohnwagen an. Das Vorzelt war bereits abgebaut. Leon und Marius saßen mit zwei Stühlen vor dem Wohnwagen und warteten auf uns. Als Victoria ihr Auto abstellte und ich vom Beifahrersitz rutschte, stand Marius auf und kam auf mich zu. 

"Wie siehst du denn aus?", fragte er schockiert, während er mich ganz genau musterte und mich anschließend in eine Umarmung zog. Als er mich gegen seinen Brustkorb zog, jaulte ich schmerzerfüllt auf. Wieder einmal protestierten meine Rippen, als diese gegen seinen Brustkorb gedrückt wurden. Sofort ließ Marius mich los. "Sorry!", murmelte er, bevor er sich abwandte um meine Sachen aus dem Kofferraum zu holen, welchen Victoria bereits geöffnet hatte. 

Leon war ebenfalls aufgestanden und kam auf mich zu. "Na kleine, dich scheint es aber heftig erwischt zu haben. Du siehst ganz schön mitgenommen aus!", sagte er, während er vor mir stehen blieb und mich von Kopf bis Fuß musterte. 

Automatisch machte ich einen Schritt zurück, da er mir für meinen Geschmack, zu nah gekommen war. Ich mochte ihn nicht. Er war aufdringlich, was am schlimmsten wurde, wenn er was getrunken hatte. Marius hatte ihm bereits öfter eine Ansage gemacht, dass er mich in Ruhe lassen sollte. Seitdem kam es "nur" noch dann vor, wenn Marius es nicht mitbekam und da Leon einer seiner besten und längsten Freunde und Mitarbeiter war, hielt ich die Klappe. 

"Ich habe mich auch schonmal besser gefühlt!", gab ich schnippisch zurück, schließlich wusste ich selber das ich nicht besonders gut aussah. Marius hatte in der Zwischenzeit meine Sachen in sein Auto gepackt. Er und Victoria standen nun an Marius BMW und unterhielten sich. Ich drehte mich von Leon weg und lief zu den beiden.

"Würdest du mir helfen Vita die Transportgamaschen anzuziehen?", bat ich Vitoria als ich bei ihnen ankam. Sie nickt und wir gingen gemeinsam zum Transporter um das Halfter und die Gamaschen zu holen. Nachdem Vita angebunden am Transporter stand, bauten Marius und Leon den provisorischen Zaun ab und verstauten alles im Wagen. 

"Sehen wir uns nochmal wieder?", fragte Victoria als ich mich von ihr verabschiedete. "Ganz bestimmt!", antwortete ich ihr grinsend und zog sie in eine vorsichtige Umarmung, bevor ich zur Beifahrerseite meines Transporters ging. 

Als wir losfuhren winkte ich Victoria nochmal zu. Auch sie saß bereits in ihrem Auto. "Victoria scheint doch ganz nett zu sein!", sagte Marius als wir die Straße erreichten. "Ja, dass ist sie wirklich. Sie ist nur sehr ehrgeizig, deshalb war sie anfangs so zickig mir gegenüber.", erklärte ich ihm. "Aber dafür hat sie sich entschuldigt und jetzt verstehen wir uns ganz gut. Wir sind uns gar nicht so unähnlich!", offenbarte ich ihm. 

"Wie läuft es bei dir auf der Baustelle?", erkundigte ich mich nach dem Problem, weshalb er den Urlaub vorzeitig beendet hatte. Ausführlich erzählte er mir davon, was auch ok war. 

Irgendwann fielen mir die Augen zu. Zu groß war der Schlafmangel der letzten Nacht.

Von Anfang an anders (Max Verstappen FF)Where stories live. Discover now