Kapitel 65

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Auf dem Weg zum Fahrstuhl merke ich deutlich, dass ich wütend auf mich selbst werde. Wieso ist das jetzt so schlecht gelaufen. Ich wollte ihr doch kein schlechtes Gefühl geben. Ganz sicher habe ich es aber doch durch mein dämliches Verhalten. Vorm Fahrstuhl hämmere ich auf den Knopf ein und fahre mir durch meine Haarsträhnen. Ich bin so bescheuert. Warum kann ich bloß so schlecht mit meinen Gefühlen umgehen, geschweige denn sie ausdrücken. Ich hätte ihr sagen sollen, wie wichtig sie mir immer noch ist und dass ich sie vermisst habe, wie ich noch nie jemanden vermisst habe. „Man", fluche ich vor mich hin und steige in den Fahrstuhl ein. Ich schaue auf die Schalter und habe keine Ahnung, ob der Ausgang in der 1, 0 oder -1 war, also drücke ich einfach alle und lehne mich gegen die Wand.

Kurz bevor die Türen sich schließen, höre ich jemanden nach mir rufen und einen Moment später läuft Helena halb gegen die sich schließende Fahrstuhltür. Sie verliert ihr Gleichgewicht dabei und ich fange sie schnell auf, bevor sie hinfällt. „Autsch", murmelt sie und für einen Moment kann ich ihr Parfum riechen. Sie ist mir ganz nah und ich spüre genau, dass es mir schwerfällt, sie loszulassen. Schnell reiße ich mich zusammen und weiche ein Stück von ihr zurück, um ihr Raum zu geben. Helena greift jedoch sofort nach meinem Handgelenk und schüttelt den Kopf: „Hör auf damit." Fragend lege ich meine Stirn in Falten, weil ich nicht weiß, worauf sie hinauswill. Sie legt ihren Kopf leicht schief und seufzt: „Wenn die anderen wüssten, wie weich du bist, würden sie dich nicht mehr für so einen Casanova halten." Immer noch kapiere ich absolut nicht, was sie mir sagen will. Als sie einen Schritt auf mich zu macht, weiche ich automatisch leicht zurück bis gegen die Wand des Fahrstuhls. Helenas Augen mustern mein Gesicht und sie lächelt, als sie meine Hand nimmt und sie vorsichtig auf ihre Wange legt. „Ich vertraue dir", flüstert sie und es erzeugt eine Gänsehaut auf meinen Armen. Sie sieht mir tief in meine Augen und wie von selbst streichele ich sanft über ihre Wange. Es gibt kaum etwas, dass ich mir sehnlicher gewünscht habe als ihr Vertrauen. Es bedeutet mir alles auf der Welt, wenn sie sich in meiner Nähe sicher fühlt. In ihren Augen schimmert leichte Unsicherheit und sie haucht: „Willst du gar nichts dazu sagen?" Mein Herz klopft mir bis zu meinem Hals und ich merke, dass ich ausnahmsweise keinen lockeren Spruch auf den Lippen habe. Ich kann nur an eine einzige Sache denken und mit einem Mal kann ich sie nicht mehr für mich behalten.

„Ich liebe dich, Leni."

Für einen Moment sehe ich nur in Helenas Augen und der Fahrstuhl hält im Erdgeschoss. Ihr Ausdruck ist kurz vollkommen verblüfft, mein Herz schlägt mir bis zum Hals, doch als die Türen sich öffnen, stielt sich ein Lächeln auf ihre Lippen und sie drückt die Zahl des Stockwerks, in dem ihr Zimmer ist. „Du gehst nirgends hin", sagt sie, nimmt mein Gesicht in ihre Hände und zieht mich zu sich. Ihre Lippen treffen auf meine und ich schließe sofort meine Augen. Wie sehr hat mir dieses Gefühl gefehlt. Ich dachte, ich könnte es nie wieder spüren. Sofort ziehe ich sie dichter zu mir und fahre mit meiner Hand in ihre schönen blonden Strähnen. Ich versuche, sie sanft zu küssen, doch es fällt mir verdammt schwer. Sie macht jedoch auch keine Anstalten, einen Rückzieher zu machen, sondern krallt sich fest in meine Jacke. „Bleibst du bei mir?", flüstert sie zwischen den stürmischen Küssen und ich nicke sofort. „So wie du bei mir geblieben bist", antworte ich leicht grinsend und sehe ihr kurz in ihre strahlenden Augen. Sie erwidert mein Grinsen und kaum sind wir in ihrem Stockwerk angekommen, zieht sie mich an meiner Hand mit sich.

„Dein Arbeiteroutfit ist scharf", sagt Helena grinsend, während sie mir den Overall von meinen Schultern streift. Ich schmunzele leicht und klettere zu ihr aufs Bett, um mich über sie zu beugen. Wieder treffen unsere Lippen aufeinander und es entfacht ein Feuerwerk in mir. Ich begehre dieses Mädchen so sehr, dass es mir Angst macht, doch ich würde es gegen nichts auf der Welt eintauschen. Ich spüre ihre Hände an meiner nackten Hüfte und genieße ihre sanften Berührungen. Vorsichtig löse ich mich ein Stück von ihr und betrachte ihre weiße Bluse, die ich zu gerne aufknöpfen würde. Etwas in mir hindert mich jedoch daran und ich sehe Helena einen Moment lang in die Augen. „Ich wollte dir nie zu nahetreten", flüstere ich, doch sie schüttelt sofort den Kopf und legt ihre Hand an meine Wange. „Das bist du nicht", erwidert sie und lächelt leicht verschmitzt: „Ich habe alles genau so gewollt." Bei diesen Worten kann ich nicht mehr verhindern, dass ein Lächeln auf meinen Lippen erscheint und mein Herz Luftsprünge macht. Es erleichtert mich sehr, dass ich mir keine Vorwürfe mehr deswegen machen muss. „Jetzt küss mich schon endlich", quengelt Helena unter mir und bringt mich damit zum Lachen. Natürlich tue ich ihr den Gefallen nur zu gern und beuge mich wieder herunter. Sanft fahre ich mit meiner Hand unter den Stoff ihrer Bluse und genieße ihren schneller werdenden Atem an meinem Ohr. „Du hast mir so gefehlt", flüstert sie und sofort schießen tausende Endorphine durch mein Blut. Es gibt niemanden auf der Welt, der mich glücklicher machen könnte als dieses Mädchen. Ihre Bluse und Hose landen genauso wie mein Overall in der Ecke und ich ziehe die Bettdecke über uns, um ihr mehr Sicherheit zu geben. Wie sehr haben mir ihre schöne braungebrannte Haut und ihre blonden Haare gefehlt. Als sie mir leicht in die Unterlippe beißt bekomme ich am ganzen Rücken Gänsehaut und streiche mit meiner Hand über ihren Bauch herunter zu ihrem Slip. Wieder zögere ich kurz und stupse mit meiner Nase gegen ihrer, um sie für eine Sekunde nicht zu küssen. Ihre Pupillen sind dunkel vor Lust und sie lächelt beflügelt.

„Ich will es, Yuna", flüstert sie und es ist wie die schönste Melodie in meinen Ohren. „Ich will dich", haucht sie mir ins Ohr und ihre Stimme ist so rauchig und schön, dass ich mich nicht länger zurückhalten kann.

My hardest riseHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin