Kapitel 9

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POV Yuna

„Was hast du zu ihr gesagt?", fragt Kyle mich und wirkt leicht wütend. Ist es sein Ernst, dass er Helena jetzt plötzlich beschützen will? Ich zucke die Achseln und erwidere: „Gar nichts, wahrscheinlich ist sie einfach müde oder hatte genug von deinem Gelaber." Liv lacht und unterstützt mich: „Ja, sie muss dich schließlich das ganze Jahr ertragen und das möchte keiner von uns." Auch Etienne mischt sich ein und ergänzt: „Und das Schlimmste, sie muss seine Bettgeschichten morgens vertrösten." Alle lachen und schließlich muss auch Kyle leicht schmunzeln, verdreht die Augen und murmelt: „Ihr könnt mich mal." Mika klopft ihm freundschaftlich auf die Schulter und meint: „Deine Schwester ist cool, sie macht bestimmt mehr mit als du denkst." Liv nickt zustimmend, was vorhersehbar war. Sie würde alles dafür tun, um alle zufrieden zu stellen. Sie ist einer dieser Menschen, der sich immer für andere einsetzen muss und Frieden stiftet, egal was sie dafür geben muss. „Pass nur auf, dass sie sich nicht in Alex verguckt", mischt sich Ashley ein und will sich wieder an Kyle kuscheln. Der richtet sich allerdings auf und schnappt sich ein neues Bier: „Ganz sicher nicht. Alex ist wie ein zweiter Bruder für sie. Ich hätte sie nie mitgenommen, wenn es hier jemanden gegeben hätte, der sie anfassen könnte. Ich meine sie ist logischerweise extraklasse, weil sie eine Lewis ist, aber ich denke, sie macht euch trotzdem nicht hetero." Den letzten Teil sagt er in Richtung von Etienne und Mika, die daraufhin nur lachend anstoßen und sich küssen. Ich muss leicht schmunzeln und meide Kyles Blick, weil ich hoffe, dass er mich aus seiner Rechnung herauslässt. Mein Blick trifft Livs und sie meint sofort: „Bleibt wohl nur noch Mai als Gefahr." Ich verenge meine Augen leicht, um ihr zu zeigen, dass diese Aussage echt nicht nötig war. Kurz danach frage ich mich, warum es mich überhaupt interessiert. Schließlich ist es nicht so, als hätte ich Interesse an der kleinen Schwester eines meiner besten Freunde. Kyle lacht nur über Livs Aussage und meint: „Meine Schwester ist zu prüde, um überhaupt einen Kerl anzusprechen. Sorry, du bist heiß, aber du hast keine Chance bei einer Lewis." Ich schüttele schmunzelnd den Kopf über seine Arroganz und die Tatsache, dass er auch sich selbst in diese Aussage einschließt, obwohl er sicherlich sofort mit mir ins Bett gehen würde. Tief in seinem Inneren weiß er vermutlich, dass es dazu nie kommen wird, doch er scheint, die Hoffnung nie gänzlich aufzugeben. Er hat schon Recht damit, dass in seiner Familie ziemlich gute Gene verteilt wurden, aber die Wahrheit ist, dass ich das erst seit heute wirklich so sehe. Kyle ist gutaussehend und hat schöne Haare, aber seine Schwester ist ein Mädchen, das man einfach nur als umwerfend beschreiben kann. Ich habe keine Ahnung, warum sie so wenig Selbstbewusstsein besitzt, obwohl sie so gut aussieht. Genauso wenig kann ich mir vorstellen, dass sie Probleme hat, einen Jungen kennenzulernen. Sicherlich muss sie sich nicht die Mühe machen, jemanden anzusprechen, die stehen hundertprozentig Schlange bei ihr. Sie hat die gleichen Haare wie Kyle, doch während sie bei ihm manchmal wie Stroh wirken, sehen sie bei ihr weich und gesund aus. Normalerweise mache ich mir über solche Dinge überhaupt keine Gedanken, weil mir die meisten Menschen viel zu schnell wieder egal sind. Also höre ich einfach weiter Kyle dabei zu, wie er von seiner Familie schwärmt und schmunzele in mich hinein.

Als mit der Zeit alle rein gehen, um zu schlafen, bleiben nur noch Liv und ich übrig. Sie hält mir die Hand hin und hilft mir auf, nachdem sie ihre letzte Zigarette in die Glut wirft, die langsam erlischt. „Versprich mir eins", sagt sie und wartet, bis ich ihr in die Augen sehe. Die anderen sind außer Hörweite, als sie mit Nachdruck flüstert: „Es läuft nichts mit ihr, klar?" Ich verdrehe die Augen, weil ich genau wusste, dass sie nochmal darauf zurückkommen würde. Sofort bekomme ich einen Schlag gegen meinen Hinterkopf und Liv ist ganz die Lehrerin, als sie zischt: „Versprich es!" Seufzend gebe ich mich geschlagen und nicke: „Du brauchst dir keine Sorgen machen. Sie ist zu jung, langweilig und sieht aus wie Kyle. Es besteht keine Gefahr." Liv wirft mir noch einen strengen Blick zu und meint: „Wehe du erzählst mir nach dem Sommer, dass du dich in allem getäuscht hast." Ich lache nur, schnappe mir mein Handy und ziehe die Oberlehrerin mit rein ins Warme. Ich brauche doch noch etwas Schlaf, wenn wir morgen auf den Berg laufen. Vor allem muss Liv ins Bett, damit sie uns für den Weg noch Essen zubereiten kann und das bevor alle anderen sie noch vor ihrem ersten Kaffee nerven. Zum Glück beschwert sich Ashley irgendwann über unser Getuschel im Zimmer und zwingt Liv dazu, das Licht auszuschalten. Das können ja interessante Wochen werden mit dieser Mitbewohnerin.

My hardest riseWhere stories live. Discover now