Kapitel 43

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POV Helena

Ich spüre Yunas Küsse federleicht an meinem Hals und wieder entsteht eine Gänsehaut auf meinem Rücken. Ihre Haut berührt meine, als sie mich näher zu sich zieht und ihre Lippen auf meine legt. Ich fahre mit meiner Hand in ihre dunklen Strähnen und stöhne auf, als ich ihre Finger zwischen meinen Beinen spüre. Wie Stromschläge wandert die Erregung durch meinen Körper und ich kralle mich in Yunas Rücken, um ihr Stand zu halten. Ausnahmsweise fühle ich mich nicht schlecht, obwohl ich kein Oberteil trage. Yuna gibt mir das Gefühl, begehrenswert und hübsch zu sein und ich fühle mich unendlich wohl unter ihren Berührungen.

„Ich will dich", flüstert sie mir zu und beschleunigt die Bewegung ihrer Finger, was mich um meinen Verstand bringt. Ich lege meinen Kopf in den Nacken, um ihr mehr Platz zu geben und stöhne auf. Sofort legt Yuna ihre Hand auf meinen Mund, um mein Stöhnen etwas zu dämpfen. Ihrer Stimme ist allerdings anzuhören, dass sie selbst nur schwer ruhig bleiben kann. „Ich wollte dich schon, als du das erste Mal für mich gespielt hast", haucht sie mit belegter Stimme und ich dränge mich mehr gegen ihre Hand. Ihre Berührungen fühlen sich so unendlich gut an, sie soll nie damit aufhören. Meine Angst, es könne nicht gut sein mit ihr zu schlafen, war so was von unbegründet. Mein ganzer Körper kribbelt und ich kratze Yuna leicht über ihren Rücken. „Helena", bringt sie leicht stöhnend hervor und presst ihre Lippen auf meine. Ihre heiße Stimme bringt meinen Unterleib dazu, sich zusammenzuziehen und ich kann nicht mehr tun, als Yunas Namen zu stöhnen. Für einen Moment kann ich keinen klaren Gedanken fassen und fühle nur ihre Haut an meiner, ihren Atem an meinen Lippen und ihre Finger überall. Es fühlt sich an wie die schönste Symphonie, die sinnlichste Ballade. Mein Atem ist schwer und ich brauche einige Sekunden, um meine schweren Lider wieder zu öffnen. Yuna atmet genauso schnell wie ich und streicht mir grinsend eine meiner verschwitzten Strähnen aus der Stirn. Ich erwidere ihr Lächeln und sehe, dass ihre Augen noch immer dunkel sind, doch auf gewisse Weise zu glitzern scheinen. „Alles gut?", fragt sie und ich nicke sofort. Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände und küsse sie sanft, um ihr zu versichern, dass es mir perfekt geht. Dann ziehe ich sie fest in meine Arme und schmiege meine Wange an ihre, um ihren Duft tief in mich aufzunehmen. Meine Glieder sind noch immer schwer, meine Gedanken noch immer frei. Ich spüre, wie Yuna über meine Klammerung schmunzelt und durch meine Haare streicht. „Ich laufe nicht weg, keine Angst", scherzt sie und ich muss lächeln.

Auf dem Weg die Treppe herunter halte ich Yunas Hand und muss kichern, als sie mir einen Kuss unter mein Ohr haucht. Ich habe keine Ahnung, wie lange wir oben waren, doch es hat sich angefühlt wie eine kleine Unendlichkeit. Ich kam vorhin völlig unsicher hier an und hätte nie damit gerechnet, dass Yuna mich so empfangen würde. Sie hat mir eine Seite von sich gezeigt, die ich nicht kannte und doch sofort liebgewonnen habe. Ausnahmsweise wirkte sie verletzlich und hat mir die Sicherheit gegeben, dass ich ihr etwas bedeute. Ich weiß genau, dass es niemanden sonst auf der Welt gibt, den ich so dicht an mich heranlassen würde. Es ist mir ein Rätsel, warum gerade sie es schafft, dass ich ihr so leicht vertraue. Es fühlt sich einfach richtig an in ihrer Nähe und ich hoffe sehr, dass dieses Gefühl bleibt. Als wir in die Küche kommen, lässt Yuna meine Hand los und ich erkenne, dass Liv an der Arbeitsplatte lehnt und ein Feuerzeug in ihren Fingern dreht. Sie kommt auf uns zu und ich kann in ihrem Blick erkennen, dass sie genau weiß, was bei uns los ist. Yuna will sich an ihr vorbei zwängen, doch bekommt trotzdem einen leichten Schlag auf den Hinterkopf von Liv. Ich sehe sie noch leicht grinsen, dann kommt Liv zu mir und zieht mich in eine feste Umarmung. „Es ist schön, dass du hierbleibst, Kleines", murmelt sie mir zu und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich lächele geschmeichelt und erwidere ihre Umarmung. Es bedeutet mir viel, dass sie sich wirklich über meine Anwesenheit freut.

Liv begleitet uns nach draußen und verkündet: „Seht mal, wen ich im Flur gefunden habe." Ich bin ihr echt dankbar dafür, dass sie nichts von mir und Yuna verrät. Die anderen sind viel begeisterter als ich erwartet hätte und Etienne kommt sofort zu mir und hebt mich lachend in seine Arme. „Ich habe mich hier schon wie der Einzige gefühlt, der etwas Stilbewusstsein hat", sagt er und bekommt direkt Proteste von den anderen ab. Ich muss lachen und nachdem Etienne mich loslässt, setze ich mich zu Ashley und Kyle. Mein Bruder lächelt mich an und in seinen Augen sehe ich, dass er weiß, wie schwer mir diese Entscheidung gefallen ist. Ashley wirkt ziemlich erstaunt und sie lehnt sich zu mir und fragt: „Was ist mit deinem Vorspielen?" Die anderen schauen mich ebenfalls an, doch ich zucke nur die Achseln: „Hier steht auch ein Klavier." Lachend hebt mein Bruder sein Glas und prostet in die Runde: „Das ist ein Wort." Alle tun es ihm gleich und ich fühle mich unendlich wohl. Yunas Blick trifft meinen und sie grinst mich auf eine Weise an, die meinen Bauch zum Kribbeln bringt. „Nachtbaden halte ich jetzt für angebracht", wirft Mika in die Runde und alle sind ganz begeistert. Kyle schaut kurz zu mir und steht dann als erster auf. „Wer als letztes drin ist, darf morgen früh die Wäsche machen!", ruft er und läuft sofort drauf los. Wir laufen ihm hinterher und als ich sehe, dass er vollkommen angezogen vom Steg springt, liebe ich ihn unendlich. Kurzerhand machen sich die anderen auch nicht die Mühe, ihre Klamotten auszuziehen, sodass ich nicht über meine Hemmungen nachdenken muss. Ich springe gleichzeitig mit Etienne ins kühle Nass und als ich wieder auftauche, sehe ich, dass Ashley noch am Ufer steht und versucht ihren Pullover auszuziehen. „Das ist Kaschmir", sagt sie gequält und wir lachen alle. „Dann kennst du dich ja zumindest mit Wäsche aus", kommentiert Mika die Aktion und Ashley zeigt ihm ihren Mittelfinger. Kyle kommt zu mir und ich klettere auf seine Schultern, um gegen Etienne und Yuna zu kämpfen. Yunas Grinsen verrät mir, woran sie denkt, während sie sich an meine Hände krallt. Ich grinse zurück und schaffe es, sie ins Wasser zu schubsen. Ich weiß, dass der heutige Abend alles zwischen uns verändert hat und es macht mir Angst, doch gleichzeitig erfüllt es mich auch mit Glücksgefühlen.

 Als wir alle im Gras liegen und in die Sterne sehen, seufze ich. Ich hatte mein erstes Mal und obwohl ich es bis jetzt nicht wusste, habe ich es genau so gewollt. Liv liegt neben mir und berührt leicht meinen Arm, sodass ich meinen Kopf zu ihr drehe. „Alles gut?", fragt sie mich leise und ich nicke sofort lächelnd. Es ist lieb, dass sie sich solche Gedanken um mich macht. Es bedeutet mir viel, dass sie nicht mit meinem Bruder redet, solange ich noch nicht bereit dafür bin. Ich bin mir relativ sicher, dass er nicht begeistert von der Tatsache wäre, dass ich mit jemanden von seinen Freunden geschlafen habe. Bei einem Jungen würde er demjenigen sicherlich die Nase brechen. Mein Bruder hat schon immer einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, wenn es um mich geht. Manchmal denke ich, dass er ahnt, was damals beim Klettern wirklich passiert ist. Er hat mich damals im Krankenhaus abgeholt, weil meine Eltern im Urlaub waren und er hat sich nie verziehen, dass er mich zum Klettern hat gehen lassen. So verstört wie ich damals war, war ihm vermutlich klar, dass noch mehr dahinterstecken muss als nur die Schmerzen. Ich wollte es ihm und meinen Eltern nicht erzählen und will es immer noch nicht. Sie sollen sich keine Sorgen machen und mittlerweile geht es mir ja wieder gut. Die Narbe wird mich immer daran erinnern, doch Yuna hat mir gezeigt, dass ich sie nicht hassen muss. Obwohl es bestimmt schon Mitternacht ist, ist es noch so warm, dass wir trotz der nassen Klamotten nicht frieren. „Ich liebe euch, Leute", höre ich Etienne sagen und man hört, dass er eben noch einen Cocktail getrunken hat, der wohl einer zu viel war. „Wir dich auch, Papagei", erwidert Liv und wir anderen müssen lachen.

Ich spüre die Endorphine durch mein Blut schießen und weiß, dass es die richtige Entscheidung war, hierzubleiben.

My hardest riseWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu