Geburtstagsbesuch mit Überraschungen

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Bevor ich jedoch noch näher darauf eingehen konnte, erschien Alex wieder in der Tür, hielt sich schwer atmend dort fest und sah mich atemlos an. Alarmiert stand ich vor ihr und sie gab mir eine Erklärung.
„Unser Sohn macht sich auf den Weg, das waren keine Rückenschmerzen den ganzen Tag! Das waren... AHHHHHHHHHH!" ihre Hand krallte sich in mein Hemd und auch schmerzhaft in meine Haut!
Plötzlich war ich nicht mehr ich selber, sondern ich folgte nur noch den Worten von einer Person. Fürs erste war es glaube ich Faith!

Man schob uns in unser Schlafzimmer, wo die Mädchen alles vorbereiteten, ich hörte, wie Mrs. Wallace dem Doktor und Mrs. Thrope Bescheid geben ließ.
Meine kleine Schwester fragte mich dann irgendwann, ob ich bei Alex bleiben wollte! Natürlich wollte ich das!
„Dann krempel die Ärmel hoch, Bruder! Du wirst deiner Frau nämlich im wahrsten Sinne des Wortes unter die Arme greifen!" Dieser resolute Satz machte mir schon ein wenig Angst, weil ich so etwas noch nie erlebt hatte und mich auch niemand instruiert hatte. Doch, Shay hatte es versucht, aber es war eher wie in einem Märchen, da auch er bei keiner Geburt seiner Kinder dabei war!

Die Zeit verging wie in Trance... ich hielt meine Frau, wenn sie wieder eine Wehe hatte. Ich versuchte ihr gut zuzureden, wenn die Schmerzen sie wieder übermannten! Irgendwann bat sie mich, die unteren Rückenwirbel zu massieren und stöhnte dabei als würde ich... doch lassen wir das.
Es müssen Stunden gewesen sein und ich sah diese Frau immer zu auf und ab laufen, unterbrochen von den Wehen, während derer sie sich entweder an mich krallte oder an die Kommode oder den Bettpfosten!
Ihre Kenntnis darüber, wie sie sich selber Erleichterung verschaffen konnte, war erstaunlich und ich konnte etwas aufatmen. Wenn auch nicht immer, es kam im Laufe der Stunden zu immer häufiger werdenden Klammerattacken, weil die Schmerzen wohl ebenfalls weiter zunahmen.

Ich hätte sie Alex gerne abgenommen und zum ersten Mal wurde mir bewusst, was Frauen auf sich nahmen, wenn sie ein Kind erwarteten. Es war nicht einfach mal so das Kind zu gebären, nein... Faith fing an mich aufzuklären! Im Grunde hatte ich nie gewusst, wie eine Frau... also... woher sollte ich das auch wissen! In diesen doch intensiven Momenten mit Alex wurde es mir dann auch klar.

Dann bat meine kleine Schwester Alex sich hinzulegen, weil sie noch einmal kontrollieren wollte, wie weit die Geburt fortgeschritten war! Verlegen drehte ich mich weg und Abbigail sah mich lächelnd an.
„Master Kenway, ihr müsst nicht wegsehen, es ist völlig normal und es ist eure Frau!" diese Worte taten mir gut und ich folgte ihnen. Ich war kein Arzt und kannte die genaue Anatomie einer Frau nicht, doch fand ich es faszinierend, dass Faith wusste, dass es nun nicht mehr lange dauern würde.
Meine Frau sei bereit, sie müsse sich nur darauf einlassen. In diesem Moment glitt eine gewisse Erleichterung über Alex' Gesicht und sie erhob sich wieder, begann wieder mit der Wanderung im Schlafzimmer.
Auf meine Frage, ob man nicht etwas gegen die Schmerzen machen konnte, meinte Faith nur, nein, dafür wäre es jetzt zu spät, weil es nicht mehr lange dauern konnte.

Mit einem Male schwang Faith herum und öffnete die Tür.
„Wie spät ist es, Shay?" brüllte sie hinunter und ich hörte ein „3 Uhr ist es!" damit schloss sie die Tür. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Bruder!" ich konnte nicht anders... „Dann hat mein Sohn mit mir zusammen Geburtstag!"
Alex Arme legten sich um meinen Nacken, doch bevor sie normal antworten konnte kam nur ein „Wenn es nach mir geht, auf jeden Faaaaaaaaaaall...!" damit hatte sie mir dann den Ärmel fast abgerissen, was mich erschreckte! Diese Kräfte waren mir unheimlich!

Plötzlich hielt sie inne, blickte mit großen Augen an sich herunter und dann sah ich ebenfalls diese Pfütze zu ihren Füßen.
„Faith, das war die Fruchtblase!" mehr kam nicht und ich spürte eine zunehmende Unruhe von Alex.
Sie wanderte noch einige Male hin und her, ließ sich dann aber auf die Knie sinken. Ich setzte mich auf die Bettkante in ihrem Rücken und hielt Alex fest, mehr konnte ich ab jetzt nicht tun!
Die Schmerzen, die Wehen... sie nahmen meine Frau völlig in Anspruch, sie nahm nichts mehr wirklich wahr. Faith musste sie immer wieder ans Atmen erinnern...

„Haytham, wir können den Kopf schon ein bisschen sehen!" hörte ich Faith mit einem Male und ich sah, wie Alex' Hand zwischen ihren Schenkel lag. Es war ein Wunder... ich kann es nicht anders beschreiben, nie zuvor hatte ich mir diesen Moment vorstellen können! Und dann kamen plötzlich Verwünschungen, Beschimpfungen und... sehr unflätige Flüche aus dem Mund meiner Frau, welche mich an ihrem geistigen Zustand zweifeln ließen! Faith konnte sich ein Lachen kaum verkneifen und ich muss gestehen, diese Worte machten mir schon Angst.

Doch dann sagte Faith leise zu mir, ich solle auf meinen Sohn sehen. Dieser lag nun zwischen Alex' Beinen, welche schwer keuchte und versuchte zu Atem zu kommen.
Dieses kleine rosige Häuflein war mein Sohn? Ich ließ mich von der Bettkante gleiten und umfasste meine Frau, welche erst jetzt realisierte, dass unser Kind auf der Welt war. Alex ließ mich los und nahm unseren Sohn auf den Arm, völlig selbstverständlich und obwohl er noch nicht in Tüchern war... dieser Moment war wieder eine Erfahrung mehr, es war natürlich und wir wuchsen in diesem Moment als Familie zusammen.

Faith reichte ein gewärmtes Handtuch vom Kamin und Alex schlang es um unser Kind.
„Ich liebe dich wirklich, mi sol!" mehr brachte ich nicht zu Stande und ich fühlte, wie mir Tränen der Freude über die Wangen liefen und auf Alex' Schulter tropften.
Ihr Blick war wieder einmal hinreißend, vermutlich hatte sie nicht damit gerechnet, doch auch ich konnte nicht immer meine Gefühle verbergen!
Wie selbstverständlich lag unser Kind plötzlich an ihrer Brust!
„Da hat schon jemand Durst. Das liegt eindeutig in der Familie!"
Nein, nicht ganz... doch ich musste selber lachen, ganz unrecht hatte sie ja nicht und ich musste auch an Vater denken.

Ich vernahm ein schmerzhaftes Stöhnen von ihr und dann ein friedliches Ausatmen, während unser Sohn zum ersten Mal gestillt wurde.
Doch ich nahm auch wahr, dass Alex wieder Krämpfe hatte, dieses mal jedoch nicht so schmerzhaft wie die Wehen vorher. Abbigail reichte Faith eine Schüssel und man deckte diese zu, als... ich weiß eigentlich nicht, was dort passierte, doch Faith erklärte mir, dass es um die Nachgeburt ginge. Das was unser Kind im Bauch von Alex am Leben hielt!
Diese Vorstellung war schon recht hanebüchen, doch ich nahm es so hin.

Als dann Abbigail wieder im Schlafzimmer erschien und mitteilte, dass alles vollständig sei, konnte ich ein erleichtertes Ausatmen der Damen hier vernehmen. Eine Erklärung von Alex bekam ich noch, ehe sie mir unseren Sohn einfach in den Arm legte.
„Zu viele Frauen sterben in diesem Jahrhundert am Kindbettfieber. Wenn die Nachgeburt nicht ganz aus dem Körper ist, kommt es unter anderem zu Entzündungen!" Ich war kein Arzt, es klang aber plausibel.

Meine Frau wurde gewaschen, wieder neu eingekleidet, wenn auch nur in ein sauberes Nachthemd und lehnte dann neben mir am Kopfende unseres Bettes.
Wir wurden jedoch jäh unterbrochen, weil der Doktor eingetroffen war! Dieser bat mich dann in einem freundlichen aber bestimmten Ton hinaus. Ich blieb einfach im Ankleidezimmer und wartete. Es dauerte aber nicht lange und er gratulierte mir zu meinem Sohn und zu meinem Geburtstag und dann war er verschwunden!
Ich befürchte ich habe mich in diesen Momenten immer und immer wiederholt! Aber unser Sohn hat mit mir gemeinsam Geburtstag!
„So brauche ich mir nicht so viele verschiedene Daten merken, hat auch etwas positives, mi amor!" lächelte mich Alex an und gab mir einen Kuss!

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Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten Part 3Where stories live. Discover now