34 - Die schönen Momente

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 ~Danke für 8k views 🥳 Zur "Feier des Tages" habe ich ein Kapitel mit einem Song.
Erwartet aber nicht zu viel, ich bin keine Songwriterin 😅~


Die kleinen schönen Momente mit Lennox hatten Aleas Stimmung merklich gehoben. Nach all der Niedergeschlagenheit war es erfrischend, mal etwas anderes zu tun, als nur Löcher in die Luft zu starren und Trübsal zu blasen.
Stumm kichernd und händchenhaltend lief sie mit ihm in den Salon und musste glucksen, als sie sich die schmalen Stufen hochquetschten. Lachend und stolpernd landeten sie auf den Planken des Einmasters. Alea grinste, rappelte sich auf und reichte Lennox die Hand hin. Auch seine Schultern zuckten vom stummen Lachen und er ließ sich von ihr hochziehen. Direkt in einen Kuss hinein, der allerdings durch ihr Gekicher sofort wieder unterbrochen wurde. Also schmiegte Alea sich nur an ihn. Zärtlich strich er über ihren Kopf und ging anschließend rückwärts zur Reling, wobei sie fast wieder hingefallen wären.
Lennox lehnte dich gegen die Reling, sodass die aufspritzend Gischt gegen seinen Rücken spritzte. Alea streckte sich, um über die Reling schauen zu können. Dort fand sie einen Skorpionfisch, der ziemlich mies gelaunt aussah. Spontan streichelte sie ihm die Stirn, woraufhin er ein kleines Grunzen von sich gab.

Als könnte dieser Magische sie jeden Moment beißen, zog Alea schnell wieder die Hand weg. Wieder musste sie kichern. Lennox schielte zu dem Fisch herüber, der jetzt noch schlechter gelaunt aussah als vorher, und warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. Dann lachte auch er wieder lautlos und drehte sich mit Alea übers Deck. Nach einigen Umdrehungen löste sie sich von ihm und drehte sich selbst in stürmischen Pirouetten weiter.
Plötzlich polterte Sammy ein wenig zu laut durch die Salontür, wahrscheinlich hätte er sie gehört. Natürlich schloss er sich ihnen mit seinem ureigenen Wespentanz an. Mit eigenartigen Bewegungen zappelte er hin und her, was ziemlich witzig aussah.

Auch Ben kam eine kurze Weile später aus der Küche an Deck. Auf seinen Lippen lag ein warmes Lächeln. Offensichtlich war er froh, dass die Alpha Cru trotz des Redeverbots fröhlich sein konnte. Es gab nicht viel, das sie im Moment freuen konnte. Aber letzten Endes waren diese kleinen Albernheiten das, was sie am Leben hielt.

Nun sah auch Tess kurz aus dem Deckshäuschen zu ihnen herüber. Sie lächelte ebenfalls, doch als Alea gerade lächelnd in Lennox Armen lag und zu ihr schaute, begegneten sich ihre Blicke. Hinter Tess' zartem Lächeln verbarg sich ein leerer Blick. Tot und doch voller Schmerz. Angst, Sorge, Liebeskummer und Verbitterung. All das versuchte sie, hinter diesem Lächeln zu verstecken.

Augenblicklich trübte sich Aleas gute Stimmung. Tess hat ihr unfassbar leid! Manchmal wünschte sie sich, dass es anders gekommen wäre. Manchmal wollte sie Tess einfach nur das geben, wonach sie sich so sehr sehnte, was aber für sie unerreichbar und unmöglich war.
Alea wusste nicht, wie es gekommen wäre, wenn Lennox nicht da wäre. Hätte sich dann mehr zwischen ihr und Tess entwickelt? Alea hatte keine Ahnung, ob sie Mädchen... auch auf diese Weise mögen konnte. Auch vor Lennox' Ankunft hatte sie nichts außer Freundschaft für Tess empfunden. Ihre Trauer und ihr Schmerz waren dadurch umso unerträglicher, denn leider konnte man sich seine Gefühle nicht aussuchen. Und genauso wenig konnte man sie abschalten, das hatte Alea bereits am eigenen Leib erfahren.

Nun war die schöne Stimmung verflogen. Als hätte sie begriffen, dass es etwas mit ihr zu tun hatte, flüchtete sich Tess wieder ins Deckshäuschen. Nur Sammy wirbelte noch ein paar Sekunden herum, bis er bemerkte, wie die Atmosphäre an Bord verflogen war.

He! Beschwerte sich sein Blick. Beleidigt stemmte der Kleine die Arme in die Seiten. Warum seid ihr wieder so miesepetrig?

Wenigstens habe wir den Moment genossen, dachte Alea betrübt. Da schoss ihr eine Idee durch den Kopf. Aus heiterem Himmel war sie über sie gekommen, ungeachtet der Tatsache, dass es in ihrem Kopf gerade andere Probleme gab. Sie sprintete in den Schiffsbauch und kramte Stift und Papier hervor. Schnell setzte sie sich auf eins der Sofas, legte das Schreibzeug auf den niedrigen Tisch und ließ den Stift übers Papier fliegen.
Als die anderen mit einer Mischung aus Neugierde und Besorgnis zu ihr stießen, war sie bereits fertig. Ein kleines Lied war entstanden. Es hieß Die schönen Momente des Lebens und handelte genau davon:


Man soll die schönen Momente des Lebens genießen,

denn sie geh'n doch so schnell vorbei.

Bevor wir wieder unsre Tränen vergießen,

müssen wir noch kurz glücklich sein.


Die schönen Momente unsres Lebens genießen

Und dabei die Augen schließen.

Sich kurz Zeit zu neh'm, ist keine Kunst

Am Ende sind sie kostbar für uns



Oh, mein Tag, er ist so grau

Das Meer fließt in trübem Blau

Doch wenn die Sonnenstrahlen sich durch das Wolkental schieben,

hol ich kurz Luft,

lern den Augenblick lieben.



Man soll die schönen Momente des Lebens genießen,

denn sie geh'n doch so schnell vorbei.

Bevor wir wieder unsre Tränen vergießen,

müssen wir noch kurz glücklich sein.


Die schönen Momente unsres Lebens genießen

Und dabei die Augen schließen.

Sich kurz Zeit zu neh'm, ist keine Kunst

Am Ende sind sie kostbar für uns



Vom Himmel fällt das kühle Wasser,

es macht mich immer nasser,

doch ich breit nur die Arme aus und tanz' im Regen

denn wann wird's diese Zeit wieder geben?



Man soll die schönen Momente des Lebens genießen,

denn sie gehen doch so schnell vorbei.

Bevor wir wieder unsre Tränen vergießen,

müssen wir noch kurz glücklich sein.


Die schönen Momente unsres Lebens genießen

Und dabei die Augen schließen.

Sich kurz Zeit zu neh'm, ist keine Kunst

Am Ende sind sie kostbar für uns



Es war vielleicht keine lyrische Meisterleistung, trotzdem war Alea sehr stolz auf sich. Auch die anderen waren überrascht, dass sie auf einmal einen Song geschrieben hatte. Einer nach dem anderen las sich den Text durch und zusammen nahmen sie noch ein paar Änderungen vor, bis sie die finale Version aufschrieben.
Alea strahlte über beide Ohren. Ein eigenes Lied war früher für sie nicht so besonders gewesen, da es irgendwie zu etwas Alltäglichem geworden ist. Es war zwar schön und toll, aber trotz allem keine Riesensensation. Doch jetzt, in diesem Ausnahmezustand, war es ihr sehr wichtig. Sie war einfach dankbar für das, was ihr gerade die Normalität zurückbracht. Darum ging es schließlich in dem Lied.

Alea Aquarius - Die Magie der SchwesternWhere stories live. Discover now