76 - Verrat

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Alea erwachte wie aus einem langen Schlaf. Langsam öffnete sie ihre Augen, und war als erstes verwirrt, dass sie nur weiß sah. Doch als sie sich umschaute, wurde sie sich bewusst, dass das kein Problem ihrer Augen war. Sie befand sich tatsächlich in einem befremdlichen, völlig weißen Raum. Er schien quadratisch zu sein, und sie saß direkt in der Mitte – an einen Stuhl gefesselt. Außer diesem Stuhl und einem kleinen Tisch in einer Ecke gab es keine Möbelstücke. Als sie sich genauer umschaute, bemerkte sie die kleine Kamera in der einen oberen Ecke des Raumes.
In der linken und rechten Wand befanden sich zudem Fenster. Rechts sah sie Ben, Sammy und Tess, die sich in einem ähnlichen Raum befanden. Auch sie waren an jeweils einen Stuhl gebunden und saßen mit dem Rücken zueinander. Ihre Köpfe waren auf die Brust gesenkt – sie mussten noch ohnmächtig sein.
Auf der linken Seite war ein weiterer Raum, in diesem befand sich Lennox. Er sah genauso aus, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte: Zwangsjacke, Füße gefesselt, ein Sack über dem Kopf. Seiner Haltung nach schlief auch er noch. Alea war wohl die Einzige, die bereits wach war.
Mit einem Schaudern stellte sie fest, dass die Wand hinter Lennox ein vergittertes Fenster hatte, aus dem man den Boden des Gartens der Villa Konungur sehen konnte. Es war dasselbe Fenster wie aus ihrer „Lebewohl"-Vision.
Um sich davon abzulenken, sah sich weiter um und entdeckte die Tür, die in die Wand vor ihr gelassen war und fast nahtlos mit dieser verschmolz. Alea vermutete, dass sie in den schmalen Gang führte, der die Räume voneinander trennte.
Das war auch alles gewesen, das sie sich hätte anschauen können. Der Raum war karg und es gab nichts, woran sich ihr Blick festhalten konnte. Den Blick zu ihren Freunden ertrug sie nicht. All das löste ein eigenartig klaustrophobisches Gefühl in ihr aus.

Erst hatte sie gedacht, dass es sich dabei nur um die Nachwirkungen ihrer Ohnmacht handelte, allerdings klärte sich ihr Geist nicht. Sie fühlte sich fast krank, konnte kaum klare Gedanken fassen. Sie vermutete, dass man sie unter eine Art Droge gesetzt hatte oder ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht hatte, damit sich der Elvarion-Modus nicht aktivierte.

Doch auch dieses Beruhigungsmittel hielt sie nicht von der offensichtlichen Frage ab, als sie sich noch einmal in den anderen Räumen umschaute.

„Was habt ihr mit meiner Schwester gemacht?", rief sie aufgebracht der Kamera entgegen, die sie mit ihrem roten Blinken musterte.

Keine Sekunde später erklang ein elektronisches Piepsen und die Tür entriegelte sich. Wow, das ging ja schnell.

Herein kam, zu Aleas Übel, Doktor Aquilius Orion höchstpersönlich. Alea schluckte. „Was haben Sie mit meiner Schwester gemacht?", wiederholte sie, war aber um einiges leiser geworden.

„Ich bin doch hier, Alea", ertönte da eine grimmige, allzu vertraute Stimme. Der Doktor trat beiseite und hinter ihm kam Tiara zum Vorschein. Alea gefror das Blut in den Adern. Ein kurzer Blick sagte ihr, dass Tiara nicht gefesselt war, und sie schien unverletzt zu sein. Verdächtig unverletzt.

„Na, klickt da etwas in deinem benebelten Köpfchen?", höhnte Orion. Und dann klickte es wirklich. Alea konnte es nicht fassen.

„Du hast die ganze Zeit gemeinsame Sache mit Orion gemacht?", fragte sie entgeistert.

Tiara verdrehte daraufhin nur die Augen. „Wundert dich das etwa?"

„Na klar tut es das!", rief Alea fast empört. „Tiara, der Mann ist extrem gefährlich, und geisteskrank noch dazu! Wir haben dich doch unzählige Male gewarnt und dich extra deswegen mitgenommen." Sie konnte es einfach nicht fassen. Ihre eigene Schwester sollte eine Verräterin sein? „Ich dachte, wir hätten uns endlich angefreundet..."

Daraufhin musste Tiara nur belustigt schnauben. „Pah! Das nennst du anfreunden? Ihr habt mich doch auf eurem blöden Schiff nur genervt. Tiara tu dies nicht, Tiara tu das nicht, Tiara benutz dein Handy nicht, Tiara lach mal; ich habe es satt!"

Alea Aquarius - Die Magie der SchwesternWhere stories live. Discover now