Der Himmel in seinen Augen

By hatingperfection

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Wie ist es mit jemandem zusammen zu sein, der einen schon das ganze Leben lang kennt, man ihn aber nicht? Ann... More

Vorwort
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Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Epilog
Danke

Kapitel 6

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By hatingperfection

„Sie hatte innere Blutungen. Wir mussten sie Notoperieren." Ich hörte die Frauenstimme von vorhin. Wieder konnte ich mich weder bewegen, noch meine Augen öffnen.

„Es ist besser, wenn du schläfst und dich ausruhst", hörte ich Louis Stimme. Komischerweise nicht so, als wäre er im Raum, sondern eher so, als wäre er in meinem Kopf.

Jetzt drängte ich mich noch mehr dazu, meine Augen zu öffnen, was nicht funktionierte.

„Ich habe gesagt, lass sie zu!", schrie er nun und seine Stimme hallte auch noch Sekunden danach in meinem Kopf hin und her.

„Wann wird sie aufwachen?" Diese Stimme konnte ich meiner Mutter zuordnen

„Ich weiß es nicht genau. Die Operation ist jedoch gut verlaufen, aber ich kann eigentlich gar nichts versprechen. Das Auto hat sie ziemlich hart getroffen."

Wo war Louis bloß hin? Hatte er mich hier alleine gelassen? Ich wollte genauso wenig sterben, wie er wollte, dass ich es tat. Aus welchem Grund auch immer er das nicht wollte. Klar, er würde mir auch nicht den Tot wünschen, aber irgendetwas an alldem hier war einfach nur komisch.

„Hat der Junge gesagt, wieso sie auf die Straße gelaufen ist?", fragte meine Mutter besorgt.

„Er hatte den Eindruck, als wenn sie irgendwelche Angststörungen hätte. Er kannte sie und wollte sie nach Hause fahren, weil es ihr anscheinend nicht gut ging und sie ist wohl einfach auf die Straße gelaufen."

Nicht einfach. Er hatte mir Angst gemacht, auch wenn es nicht seine Absicht gewesen war. Es war wie die Pferde mit ihrem Fluchtinstinkt. Es hatte mich überkommen und ich war losgerannt. Auch, wenn das ein sehr großer Fehler gewesen war. Zumindest erschien mir das so.

Ich konnte hören, wie meine Mutter anfing zu schluchzen.

„Soll ich jemanden für sie anrufen?", fragte die Ärztin mit einer sehr besorgten Stimme. Ihr schien meine Mutter leidzutun.

„Nein. Ich möchte jetzt einfach nur alleine mit meiner Tochter sein."

Man konnte hören, wie die jemand mit Tippelschritten den Raumverließ und die Tür wieder hinter sich schloss. Dann griff jemand nach meiner Hand, was wohl meine Mutter war. Ihre Hand fühlte sich wohlig warm an und ihre Nähe war genau das, was ich jetzt brauchte.

„Ich werde dich nicht alleine lassen, meine süße", erzählte sie mir. „Ich bete einfach jede Sekunde, dass du doch irgendwo einen Schutzengel hast."

Genau das betete ich auch. Ich konnte nicht sagen, dass ich keine Angst hatte, aber irgendwie war mir zwischendurch immer wieder alles Mögliche egal. Vielleicht war das einfach so, wenn man halb tot war. Vielleicht interessierte einen dann nichts mehr so wirklich. Ich wusste aber, dass ich kämpfen musste, wenn ich leben wollte, aber wie das funktionierte, war mir ein Rätsel. Wenn ich leben würde und jemand herausfand, wieso ich so panisch vor das Auto gelaufen war, käme ich vermutlich noch in eine Irrenanstalt. Das würde ich wahrscheinlich sogar akzeptieren, wenn ich mir nicht so verdammt sicher wäre, dass ich nicht irre war. Die Frage war, ob mir das jemand glauben würde. Wahrscheinlich würde Louis mich auslachen, wenn er davon erfahren würde. Das war doch einfach nicht normal, was in meinem Leben auf einmal passierte, seitdem er da war. Vor einer Woche wusste ich nicht einmal, dass es ihn gibt und jetzt lag ich im Prinzip, wegen ihm im Krankenhaus und war vielleicht dabei zu sterben.

„Du wirst nicht sterben", hörte ich seine Stimme wieder in meinem Kopf. Woher kam sie nur? Hatte ich Halluzinationen von den ganzen Medikamenten? Das würde es sein. Aber wieso von ihm? Weil er der letzte war, den ich vor dem Unfall gesehen hatte? Fragen über Fragen und auf keine fand ich in der ganzen Zeit, die ich da so lag und meine Mutter nur schweigend meine Hand hielt, eine Antwort.

„Wach doch auf!" Louis fing in meinem Kopf an zu schreien und ich bekam Panik. In dem Moment passierte alles auf einmal. Meine Mutter ließ meine Hand los und ich spürte durch den Schrei das Ganze, sich in mir befindliche, Adrenalin durch meinen Körper huschen. Ich konnte spüren, wie mein Blut zirkulierte und mein Herz heftig zu schlagen begann. Es tat fast schon ein wenig weh. Und dann schreckte ich hoch und riss meine Augen auf. Ein helles Licht blendete mich und ich konnte nicht einschätzen, ob ich gerade gestorben war oder ob ich lebte.

„Alles ist gut", beruhigte mich seine Stimme nun und dann spürte ich einen kalten Schauer.

„Annabell." Meine Mutter stieß fast schon einen Freudenschrei aus, was ich ihr nicht verübeln konnte.

Nun merkte ich, wie schweißgebadet ich eigentlich war.

„Es geht mir gut", murmelte ich vor mich hin. Auch durch den Adrenalinschub war ich noch nicht wieder ganz bei mir und blinzelte erstmal einige Male, bevor ich bei dem hellen Licht überhaupt etwas erkennen konnte.

Meine Mutter strich mit ihrer Hand meine Haare von meiner Stirn. Dass ich total verschwitzt war, schien ihr überhaupt nichts auszumachen. „Ich bin so froh, dass es dir gut geht."

Gut gehen war etwas anderes. Jetzt wo ich wach war, spürte ich höllische Schmerzen an meiner Hüfte, wo mich wohl die Motorhaube des Autos getroffen hatte.

„Ich will mehr Schmerzmittel", brachte ich nur heraus und meine Mutter stand sofort auf und ging aus dem Raum.

Ich hatte sie noch nicht angesehen, da ich keine Kraft hatte, meinen Kopf hin und her zu bewegen. Alles was ich sah, war die weiße Krankenhausdecke und einige farbige Flecken vor meinen Augen.

„Ich komme sofort", hörte ich die Ärztin nun wieder sagen, als sie mit meiner Mutter vor der Tür sprach.

„Wird sie denn jetzt wach bleiben?", fragte meine Mutter.

„Sie wird schon noch viel Ruhe brauchen, deswegen kann es sein, dass sie hin und wieder einfach einschläft. Aber so richtig wach wird sie wohl bleiben", erklärte die Ärztin ihr nur.

So wie ich das verstand, würde ich also nicht sterben. War Louis mein Schutzengel gewesen? Klar, er war der Grund für das alles hier, aber nicht mit Absicht und er war auch der Grund dafür, dass ich wieder aufgewacht war. Das alles war so verwirrend.

„Wie geht es dir?", fragte Liv mich. Sie saß auf einem Stuhl neben meinem Bett und sah mich neugierig an. Der Unfall hatte sie wohl zum Nachdenken veranlasst, auch wenn es einige Tage gedauert hatte, bis sie mich besuchen gekommen war.

„Ich bekomme tausende von Schmerzmitteln, aber sonst ist eigentlich alles okay."

„Wie ist das alles denn passiert?"

„Ich weiß es nicht mehr. Die Ärztin meinte, dass kommt nach so etwas oft vor. Vielleicht kommt die Erinnerung wieder, vielleicht aber auch nicht", log ich. Ich wusste alles noch, aber ich würde es keinem aus meiner Sicht erzählen. Louis Sicht kannten meine Mutter und die Ärztin ja schon, aber es musste nicht jeder von dem Feuer in seinen Augen wissen, dass anscheinend nur ich sah.

Liv hatte ihre Haare wie immer zu Locken gedreht und hatte ihr wunderschönes Lächeln aufgesetzt.

„Hör zu, mir tut es leid, dass ich dich auf der Party alleine gelassen habe. Aber wenigstens hast du so deinen Schutzengel kennen gelernt", lachte sie. Irgendwie war das eine typische Entschuldigung von ihr. Sie entschuldigte sich und erzählte dann aber die guten Sachen, die dabei herumgekommen waren.

„Wen meinst du?", fragte ich sie. Natürlich meine sie Louis, aber ich musste authentisch mit meiner Lüge rüberkommen.

„Noahs Bruder. Keine Ahnung wie er heißt, aber er soll wohl echt scharf sein. Du hast dich vor dem Richtigen vor ein Auto geworfen. War es geplant, dass er dich rettet?", scherzte sie und ich musste lachen, wobei meine Hüfte wieder schmerzte.

„Weiß ich doch nicht mehr", erklärte ich ihr nun. „Aber so heiß ist er nun auch wieder nicht." Das war leicht zu sagen, wenn man an seine gruseligen Augen dachte und nicht an den Rest seines Körpers.

„Bei dir ist wohl auch ein Teil von deinem Gehirn kaputt gegangen. Seine blonden Haare und seine blauen Augen sind ja schon fast engelsgleich und dann auch noch diese atemberaubenden Bauchmuskeln dazu", schwärmte sie vor sich hin und seufzte einmal. „Schade, dass er schon vergeben ist."

„Wie, vergeben?", fragte ich verwirrt und leicht schockiert. Das hatte er mir im Schrank gar nicht erzählt.

„Ha! Reingelegt. Ich wusste doch, dass du etwas von ihm willst", lachte Liv.

„Ich will ganz bestimmt nichts von ihm", sagte ich ihr und wusste selbst nicht, ob das stimmte oder nicht.

„Er war schon einmal hier, wusstest du das?"

„Ja, weil er mich hergebracht hat, du Idiotin."

„Nein, vorhin. Er ist gegangen, als ich kam. Er meinte aber, du hättest geschlafen", erzählte sie mir.

Ungläubig blickte ich sie an. „Er war hier? Ihr habt geredet?"

„Ja, musste ihn ja fragen wer er ist. Wenn da so ein fremder aus deinem Zimmer kommt, bekomme ich es natürlich erst einmal mit der Angst zu tun. Ich kannte ihn immerhin nur von Erzählungen und natürlich hatte deine Mutter am Telefon nicht gesagt, wie heiß er ist."

Louis war also noch einmal hier gewesen, um mich zu besuchen und ich hatte sabbernd in meinem Bett gelegen und geschlafen, während ich eventuell versucht habe, dass

Kopfkissen zu essen. Na toll.

„Du findest ihn echt gar nicht heiß?", bohrte sie weiter nach.

„Doch schon, aber sein Charakter ist nicht so mein Ding", sagte ich nun, damit sie aufhörte zu Fragen und zufriedengestellt war, aber das wahr sie nicht.

„Er hat dich ins Krankenhaus gebracht. Er ist dein Retter."

„Ich weiß. In so einer komischen Liebeskomödie wäre ich jetzt wahrscheinlich hals überkopf in ihn verliebt, aber das hier ist das echte Leben und es ist einfach nicht so."


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