Als ich dann wieder aufwachte, stand das Auto still. Sofort setzte ich mich aufrecht hin und rieb mir meine verschlafenen Augen um zu sehen wo wir waren. Ich war so gespannt endlich zu wissen wo ich in nächster Zeit leben werde aber alles was ich sah war ein kleiner Hafen. Natürlich war von Mehmet keine Spur. Er lässt mich einfach im Auto zurück. Aber was ich mich ernsthaft frage ist, was wir hier an einen Hafen wollen. Wir wollen doch nicht etwa mit einen kleinen, instabilen Boot zum anderen Ufer rudern. Ich stieg aus dem Wagen, um mich einmal richtig zu strecken. Danach sah ich mich um. Hier war nur Wald und der kleine Hafen. Ein anderes Ufer konnte ich auf der anderen Seite auch nicht erkennen. Also was hat Mehmet vor?
"Na Prinzessin auch schon wach", neckte mich Mehmet und küsste mich kurz auf die Stirn.
"Mädchen brauchen halt ihren Schönheitsschlaf", entgegnete ich.
"Aber du nicht. Du kannst gar nicht mehr schöner werden", erwiderte er daraufhin.
"Ist das jetzt negativ oder positiv gemeint?", fragte ich ihn lachend.
"Was denkst du denn? Natürlich positiv wenn du hässlich wärst dann wären wir hier nicht zusammen", sagte er. Daraufhin schlug ich ihn gegen seine Schulter.
"Mehr hast du nicht drauf", provozierte er mich dann auch noch.
"Doch aber das möchtest du nicht spüren aber jetzt mal im ernst. Wo sind wir hier und was machen wir hier?", fragte ich ihn dann wieder ernst.
"Wir werden gleich mit dem Boot wegrudern", entgegnete er vollkommen ernst und zeigte mit seinen Zeigefinger auf das kleine Holzboot, was den Eindruck macht gleich zusammen zu brechen.
"Mehmet sieh dir doch mal das Boot an! Bei unserem Gewicht bricht es zusammen", entgegnete ich aufgebracht.
"So dick sind wir jetzt auch wieder nicht", erwiderte er lachend.
"Ich meine es total ernst!", entgegnete ich streng.
"Mach dir mal keine Sorgen, Schatz. Ich würde dich bestimmt nicht in einen Boot, was jeder Zeit zusammen brechen kann, lassen. Ich passe schon auf", sagte er jetzt wieder ernst.
"Das will ich auch hoffen. Ich habe mir meinen Tod nämlich anders vorgestellt", sagte ich.
"Du wirst schon nicht ertrinken. Außerdem kannst du schwimmen", erwiderte er.
"Ja die Menschen in Open Water konnten auch schwimmen und was hat es ihnen gebracht? Ja genau den Tod", entgegnete ich.
"Süße seit wann bist du so ein Angsthase. Irgendwie habe ich dich anders in Erinnerung. Wurdest du vielleicht vertauscht?", schmunzelte Mehmet.
"Wirklich lustig Mehmet. Vielleicht habe ich nach Außen immer so stark gewirkt aber innerlich bin ich nun einmal ein Angsthase. Ich habe lediglich um meine Familie und mein Glück gekämpft", entgegnete ich
"Du bist süß aber wir sollten jetzt los, bevor jemand auf uns aufmerksam wird. Wir nehmen nur das Nötigste mit. Sonst gehen wir wirklich noch unter", lachte Mehmet.
"Ehm ich will ja nichts sagen aber hier ist nichts", entgegnete ich.
"Es kann immer jemand mit dem Hund oder so vorbei kommen", erwiderte Mehmet und holte seine und meine Tasche aus dem Auto.
"Aufmerksam werden sie auch auf das Auto", entgegnete ich lachend. Mehmet schmieß währenddessen die Taschen vor meine Füße und machte sich am Kofferraum zu schaffen. Ich will gar nicht wissen was er jetzt vor hatte. Dann schüttete er plötzlich Benzin über dem Auto.
"Mehmet! Was wenn du den ganzen Wald anfackelst", entgegnete ich geschockt.
"Das ist nicht mein erstes Feuer", entgegnete er locker. Was habe ich auch anders erwartet. So langsam überrascht mich nichts mehr bei ihm.
Nachdem er den Wagen in Brand gesetzt hat, stiegen wir in das kleine Boot und ruderten los. Da ich nicht wusste wohin es geht, ruderte Mehmet alleine. Die ganze Fahrt über hatte ich Angst, dass das Boot ein Leck bekommt. Natürlich kann ich schwimmen aber nun mal nicht so weit. Nicht einmal Mehmet würde es zurück ans Ufer schaffen. Wir sind einfach schon zu weit weg. Alles was ich sehen konnte war Wasser und eine riesige Rauchwolke im Himmel. Wenn die nicht auffällt dann weiß ich auch nicht mehr. Was würde wohl passieren wenn wir geschnappt werden? Mehmet wird dann wegen Mordes angeklagt und ich? Bin ich dann eine Mittäterin? Ich will daran gar nicht erst denken.
So sah ich Mehmet beim Rudern zu. Noch immer wusste ich nicht wo wir waren und wo wir jetzt hin fahren oder soll ich sagen rudern? Doch nicht etwa auf einer kleinen Insel irgendwo im nirgendwo. Ich will nicht auf einer Insel mit Mehmet alleine sein, ohne Essen und Trinken. Geschweige denn mit einen Schlafplatz. Ich will wenigstens ein kuscheliges, weiches Bett haben. Ich habe doch nicht zu hohe Ansprüche. Es ist doch nur selbstverständlich. Ich hoffe so sehr, dass sich mein Leben jetzt zum Guten ändert und wir nicht geschnappt werden. Aber bleibt die Angst nicht für immer? Unser Leben wird in Angst verlaufen aber das was zählt ist ja, dass wir zusammen sind. Nur Mehmet und ich für immer. Bis wir sterben.
"Mehmet wie lange dauert es denn noch? Ich kann das Wasser langsam nicht mehr sehen", qängelte ich nach 2 Stunden. Tun Mehmet nicht die Hände vom ganzen Rudern weh?
"Hab doch mal Geduld. Ich bin wohl der jenige der sich hier ein abschafft", entgegnete er und wischte den Schweiß von seiner Stirn. Bestimmt habe ich einen Sonnenbrand, wenn wir irgendwann mal ankommen sollten. Bis jetzt sieht man noch nichts von einen anderen Ufer.
"Wir fahren jetzt schon über 2 Stunden, da ist es doch wohl kein Wunder, dass ich endlich wieder festen Boden unter meinen Füßen haben möchte", erwiderte ich.
"Aisha ich will jetzt echt nicht streiten", entgegnete Mehmet. Wenn er will dann lass ich ihn eben in Ruhe. Ich habe ihn lediglich eine simple Frage gestellt. Er kann sie mir doch einfach beantworten. Was ist daran bitte so schwer dran? Die restliche Fahrt über, sagte ich kein Wort mehr.
"Süße jetzt sei nicht sauer. Wir sind ja gleich da", entgegnete Mehmet liebevoll.
"Bin ich doch auch nicht. Ich beweise nur deine Aufforderung", erwiderte ich.
"Du bist angepisst Aisha. Du kannst mir nichts vormachen", sagte er und hörte auf zu rudern.
"Nein ruder einfach weiter, sonst kommen wir ja heute gar nicht mehr an", entgegnete ich. Sofort setzte er sich wieder in Bewegung und nach einer knappen Stunde sah ich endlich Land. Ein kleines Ufer aber keine Menschenseele war zu sehen.
"Mehmet wo sind wir jetzt genau? Hier ist ja niemand zu sehen", fragte ich ihn und hoffte auf eine ehrliche Antwort.
"Damit zu mich nicht länger nervst. Wir sind in Teneriffa", sagte er dann endlich.
Zur Information Teneriffa ist die größte Kanarische Insel und gehört zu Spanien. Die Insel ist etwa 80 Kilometer lang, bis zu 50 Kilometer breit und hat eine Fläche von 2034,38 Quadratkilometern. Aber das interessiert jetzt wohl niemand von euch. Jetzt könnt ihr euch wenigstens vorstellen wo wir uns gerade befinden. Ich wollte schon immer mal nach Spanien auch wenn wir jetzt auf eine Insel sind, gefällt es mir hier jetzt schon. Ich habe gehört, dass hier ein Schmetterlingspark sein soll. Außerdem gibt es hier eine Lavahöhle die man besuchen kann. Da muss ich unbedingt man hin. Ich merkte gar nicht, dass Mehmet schon am Ufer stand und mich anlächelte. Als ich dann endlich wieder bei Besinnung war, kletterte ich so gut es ging ohne zu wackeln aus dem Boot. Zum Glück half mir Mehmet sonst wär ich wohl oder übel ins Wasser gefallen.
"Und wie gefällt es dir hier?", fragte Mehmet mich und drehte sich einmal um seine Achse mit ausgebreiteten Armen.
"Ehm viel habe ich noch nicht gesehen aber wo wohnen wir hier überhaupt?", fragte ich neugierig nach. Ich wollte unbedingt wissen wie mein neues Zuhause aussieht.
"Ja wo wohl? Natürlich in ein Zelt am Strand", entgegnete Mehmet und nahm beide Taschen, so als wenn sie nichts wiegen würden. Er hat doch jetzt nicht wohl Zelt gesagt oder doch? Ich muss mich doch verhört haben. Man kann doch nicht einfach ein Zelt am Strand aufbauen und dort schlafen.
"Süße das war ein Scherz. Ich würde dich doch nie in einen Zelt schlafen lassen", erwiderte er und legte seinen Arm um mich. Zusammen liefen wir dann zur Straße, wo wir uns ein Taxi nahmen.
Als wir an der zuvor genannten Adresse ankamen, staunte ich nicht schlecht. Wir standen vor einen kleinen niedlichen Bungalow. Um dem ganzen Haus rum, wuchsen überall farbenfrohe Blumen. Der Anblick war einfach zu schön. In der Nähe muss ein Strand sein, denn man roch Salzwasser. Es war einfach nur ein Traum. Ich will hier gar nicht mehr weg. Mehmet und ich werden ab heute hier zusammen wohnen.
Ab jetzt wird alles besser.
Ein Neuanfang hier auf Teneriffa.
Nur Mehmet und ich.
In Freiheit.
Bis jetzt noch. Da wusste ich ja noch nicht was alles noch kommen wird.