Soll ich zurück?

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Nach einer unruhigen Nacht, stand ich schon um 8 Uhr am Morgen auf. Ich hatte mal wieder kein Auge zu bekommen. Immer und immer wieder wenn ich meine Augen schloss, sah ich Mehmet. Er war auf einmal überall, als wüsste er, dass ich ihn verpfiffen habe. Aber es war das Richtige, dass weiß ich jetzt langsam. Ich muss Mehmet endlich aus meinen Leben bekommen. Wenn ich so nachdenke, hatten wir mehr schlechte Erinnerungen als postive.

Werde ich eines Tages glücklich leben können oder wird mir das letzte Jahr mein ganzes Leben lang verfolgen?

Ich schleifte meinen kraftlosen Körper in das Bad. Dort ging ich erst einmal ausgiebig duschen. Natürlich schließe ich jetzt immer schön die Tür ab. Ich habe echt keine Lust auf ungebetenen Gäste. Nach der warmen Dusche zog ich mir einen geblümten Rüschchenrock mit einen gestuften weißen Top an. Dazu noch eine goldene Kette und passende Sandalen und schon war ich fertig. Ich packte die restlichen Sachen in einen Koffer. Ich weiß, dass das eigentlich nicht meine Klamotten sind aber ich habe keine eigenen Klamotten. Die bei dem Haus von Mehmet sind, gehören mir eigentlich auch nicht und außerdem wurden diese extra für mich gekauft also darf ich sie ja wohl mitnehmen.

Nachdem ich mit dem Packen fertig war, trug ich den schweren Koffer die ganzen Etagen runter. Unten angekommen war ich außer Puste und schwitze wie ein Ochse. Jetzt brauche ich erst einmal was zu Trinken. Also ging ich in die Küche und dort traf mich der Schock. Auf einen der Barhocker saß doch ehrlich Meltem. Ich konnte es gar nicht glauben sie dort sitzen zu sehen. Ich war in Trance und machte nichts. Ich sah sie einfach nur geschockt und verwundert an. Ja ich war ein wenig geschockt, ich habe es nicht zu träumen gewagt sie so schnell wieder zu sehen. Sie saß einfach ganz normal in der Küche mit Dilan und lachte, als wäre sie schon immer hier gewesen. Man sah ihr nicht an, dass sie von Halit entführt und festgehalten wurde. Vielleicht war sie ein bisschen dünner als zuvor aber immer noch nicht magersüchtig. Sie sah so glücklich aus. Wie kann sie nachdem was sie erlebt haben muss hier so glücklich sitzen?  Ich habe mir total die Sorgen gemacht. Ich hatte Angst, dass sie verhungert, dass sie beknebbelt in einen dunkelen Keller fest gehalten wurde und jetzt sitzt sie hier als wäre nichts passiert. Plötzlich drehten sich zwei Köpfe zu mir um. Sofort sprang Meltem glücklich auf und rannte mir in die Arme.

"Ich habe dich so vermisst Schwesterherz", entgegnete sie als sie sich wieder von mir löste.

"Man Meltem ich habe mir voll die Sorgen gemacht und du sitzt hier und lachst! Man du weißt gar nicht wie es mir ging als ich nichts wusste. Ich hatte keine Ahnung wo du warst, wie es dir geht. Ich habe mir voll die Schuldgefühle gemacht, weil ich Mehmet gebeten habe, dass Halit dich aus dem Land bringt, damit du nicht heiraten musstes", ließ ich meinen Frust freien Lauf.

"Ich bin doch jetzt wieder da. Lass es uns doch einfach vergessen. Ich bin dir doch nicht böse, es war immerhin besser als verheiratet zu sein", scherzte sie.

"Ich finde es überhaupt nicht witzig, Meltem. Ich habe gedacht ich sehe dich nie wieder!", entgegnete ich wütend.

"Aisha es ist doch jetzt gut. Jeder verarbeitet es eben anders", versuchte Dilan zu schlichten.

"Wann geht der Flieger?", wechselte ich einfach das Thema. Ich muss mich erst einmal abregen, sonst sage ich nachher noch was, was ich lieber nicht sagen sollte.

"In 2 Stunden", erwiederte Dilan. Dann kann ich mich ja noch bei Brandon verabschieden. Ich hoffe, dass ich ihm am Strand antreffe, denn ich weiß nicht wo ich sonst suchen sollte. Ich weiß ja nicht einmal wo er wohnt. So ging ich einfach zum Strand und ließ die beiden in der Küche stehen. Sollen sie doch wieder unbeschwert lachen als wäre nichts gewesen. Jeder verarbeitet Sachen anders, wenn ich nicht lache. Das was Meltem macht ist nicht verarbeiten sondern verdrängen. Einfach mal so tun als wäre nichts geschehen. Tolle Lösung, muss ich echt sagen. Frustriert lief ich durch den Sand. Natürlich hielt ich Ausschau nach Brandon. Ich hoffe, dass er nicht traurig ist das ich gehe. Aber warum auch, wir sind gerade einmal eine Woche hier.  Dann sah ich ihn, im Wasser mit seinen Surfbrett. Sofort musste ich Lächeln. Seit ich hier bin, lenkt er mich meistens immer ab. Ich ging weiter zum Wasser.

Der Traum von FreiheitWhere stories live. Discover now