Die Aussprache

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Als wir ins Wohnzimmer kamen, waren dort schon alle versammelt.

"Ich gehe eben meine Eltern begrüßen", sagte ich zu Mehmet und ließ ihn somit los. Als ich meine Mutter erblickte, musste ich augenblicklich lächeln. Ich habe sie schon ewig nicht mehr gesehen. So kam es mir zumindestens vor. Aber meine Mutter war nicht alleine. Meine Schwester Ayla war auch da. Was macht sie denn hier? Sie hatte sich tatsächlich geschminkt, damit man nicht die ganzen blauen Flecken sah.

"Mama", entgegnete ich und ging auf sie zu. Als sie mich hörte schaute sie mich von oben bis unten an. Ich sah in ihr Blick, dass ihr mein neues ICH nicht gefiel.

"Was hast du da an? Und wo ist dein Kofptuch? So kannst du doch nicht hier erscheinen. Hier sind alle sehr religiös und du kommst so", entgegnete sie verachtend als ich bei ihr war.

"Ma, ich weiß, dass das nicht in Ordnung ist aber ich will ein Zeichen setzten", sagte ich und wurde plötzlich aus den Raum gezerrt. Ich stolpert auf meinen hohen Schuhen und hatte Angst hinzufallen. Aber wer zerrt mich hier weg? Oben in meinen alten Zimmer angekommen, ließ er mich endlich los. Ich drehte mich abrupt um und sah meinen Vater und Ali, der Mann meiner Schwester.

"Aisha, wie läuftst du hier eigentlich rum! Du bist einen Schande für die Familie. Wie kann dich Mehmet so aus den Haus lassen! Das kann doch einfach nicht sein. Alle unsere Bekannten reden jetzt schlecht über dich und das färbt auch auf uns ab!", schrie mich mein Vater an und ich zuckte ab und zu zusammen. Damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Soll ich auch mal was sagen? Aber ich habe Angst, dass er noch mehr ausrastet und ihn dann die Hand ausrutscht. Aber in den jetzigen Moment war es mir egal. ich will was ändern und das es nicht leicht werden wird, war mir von Anfang an klar.

"Pa, ich will nicht mehr so sein wie früher! Das schüchterne kleine Mädchen, dass nie die Klappe auf bekommen hat, weil ich Angst vor den Konsequenzen hatte. Für euch beiden ist das Leben einfach! Rumschreien, bekocht werden, mal ab und zu die Frau schlagen, Kinder zeugen und das Geld nach Hause bringen. Ihr denkt einfach nur an euch und nicht an eure Frauen wie die sich fühlen. Ihr wisst gar nicht wie sich die Frauen fühlen", fing ich an aber wurde von meinen Vater unterbrochen.

"Fräulein, was nimmst du dir eigentlich raus. Du bist 16. Du bist ein Kind", fing er an und jetzt bin ich mal dran.

"Ja du sagst es. Ich bin ein Kind und Kinder heiraten nicht!! Ich will einfach ein Kind sein und mein Leben leben ohne Verpflichtungen als Frau. Diese Verpflichtungen bin ich nicht gewachsen. Ich möchte einen guten Abschluss machen und eine Ausbildungen machen. Ich will die Welt sehen und nicht am Herd stehen. Ihr vesteht es einfach nicht und das werdet ihr auch nie. Ihr seid Männer und euch interessieren die Gefühle andere Leute nicht. Ihr seid einfach nur Ich-Menschen", fing ich an und ich spürte die Hand meines Vaters auf meiner Wange.

"Ja so ist es, wenn ihr nicht weiter wisst, schlagt ihr einfach zu. Das ist krank!", machte ich weiter und schon spürte ich die nächste Ohrfeige.

"Ja danke, Papa. Ich möchte was ändern. Ich möchte, dass die Frauen nicht so viele Schmerzen ertragen müssen von ihren Männern und nicht nur als Brutmaschine benutzt werden. Willst du ehrlich, dass deine eigenen Kinder so leben müssen. Schau dir doch mal Ayla an. Sie wurde grün und blau geschlagen. Ihr Leben besteht nur aus Angst. Sie hat Angst vor Ali. Ich will sie nicht länger leiden sehen. Ich will das sie glücklich ist. Willst du es denn nicht auch, Dad?", entgegnete ich. Ich war gerade fertig mit reden und schon spürte ich wieder ein stechenden Schmerz an die Wange. Aber diesmal war es nicht mein Dad sondern Ali.

"Was fällt die ein, Ali!! Du kannst mich nicht einfach so schlagen. Keiner darf es. Es ist Körperverletztung", schrie ich ihn ann und er fing an.

"Körperverletzung wenn ich nicht lache. Du bist eine Frau, die steht unter den Männern. Das ist dir bewusst oder. Du machst dich hier nur lächerlich. Du wirst nie was ändern. Es ist seid Jahren so. Männer und Frauen heiraten. Warum soll sich jetzt was ändern? Nur weil du hier bist", sagte er lachend.

"Ja lach du mal. Das wird dir noch vergehen. Ihr werdet noch sehen. Ich werde alle Frauen in meiner Situation helfen daraus zu kommen", sagte ich immer noch so selbstsicher wie möglich.

"Zieh dir einfach jetzt was anderes an und schlag dir deine Träume aus den Kopf. Mach mich lieber mal zum Opa", erwiderte mein Vater.

"Erstens werde ich mich nicht umziehen und zweitens werde ich nie von Mehmet schwanger werden. Da kannst du lange warten", sagte ich und wollte an ihn vorbei gehen. Aber mein Dad hielt mich am Arm und es schmerzte mal wieder. Aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen.

"Du bleibst hier. So wie du aussiehst gehst du nicht nach unten. Du bist ein schlechtes Vorbild für Meltem", sagte mein Vater streng. Was hat jetzt meine kleine Schwester damit zu tun?

"Ich will sie vor dem bewaren. Ich möchte, dass sie nicht heiraten muss", sagte ich.

"Dann bist du aber ein bisschen zu spät, Kleines", erwiderte Ali lachend. Was hat das denn jetzt zu bedeuten?

"Was meinst du damit?", fragte ich nach.

"Warum sind wir wohl alle hier", entgegnete er grinsend.

"Nein!! Dad das kannst du unmöglich erlauben. Sie ist doch erst 14", sagte ich geschockt. Meine arme kleine Meltem. Wie kann mein Vater das erlauben und warum sagt meine Mutter nichts.

"Wenn sie jetzt oder in ein einhalb Jahre heiratet ist doch egal", erwiderte er gleichgültig.

"Ihr seid einfach nur Geld geil. Du kannst sie nicht verkaufen. Bitte nicht. Wie viel willst du haben Pa? Ich gebe dir das Geld", sagte ich und Ali fing an lauthals an zu Lachen.

"Lach nicht!", entgegnete ich langsam genervt von ihn.

"Nicht so vorlaut", sagte er wahnend.

"Du hast mir immer noch nichts zu sagen". sagte ich laut. Plötzlich wurde die Tür geöffnet und eine weinende Meltem stand im Türrahmen.

"Schau dir deine Tochter an", entgegnete ich zu meinen Vater gewant. Ich zog mir meine hohen Schuh aus und ging auf Meltem zu. Ich nahm sie fest in Arm. Sofort bemerkte ich, dass sie zitterte.

"Aisha du musst mir helfen. Ich muss einen 25 jährigen heiraten", flüsterte sie mir ins Ohr. Ich kann meine Schwester nicht so sehen. So zerbrechlich und traurig.

"Du musst ihn nicht heiraten", sagte ich ihr. Ich nahm sie an die Hand und ging mit ihr raus. Keiner hielt mich auf, was mich wunderte aber das war mir in den Moment egal.

"Was machen wir denn jetzt?", fragte Meltem.

"Du kommst jetzt erst mit zu mir und Mehmet. Du wirst diesen Typ nicht heiraten", erwiderte ich zu ihr und schon lächelte meinen Schwester wieder. Dann habe ich heute doch noch was Gutes gemacht. Ich hoffe mal, dass uns niemand in die Quere kommt. Wir bogen um die Ecke und wir liefen in jemanden rein.

"Da bist du ja, Aisha. Ich habe dich schon gesucht. Aber warum trägst du keine Schuhe? Und warum ist deine Wange so rot? Wer war das?", fing Mehmet an mit seinen Fragen.

"Mehmet. ich beantworte dir deine Fragen nachher. Aber wir müssen jetzt schnell hier weg. Wir müssen meine Schwester hier weg bringen", sagte ich und lief mit Meltem weiter.

"Okay. Wegen der Hochzeit oder?", fragte er nach.

"Ja genau", erwiderte ich und wir liefen einfach raus zum Auto. Die Blicke der anderen waren mir egal. Meine Schuhe auch. Ich hatte die ganze Zeit Schmerzen wegen diesen hohen Schuhen.

"Bekommst du keinen Ärger wegen mir?", fragte mich Meltem.

"Mach dir doch deshalb keine Sorgen. Ich helfe dir. Du musst diesen Typ nicht heiraten", sagte ich. Wir drei stiegen in Mehmets Auto und fuhren los. Bis jetzt weiß ich nicht wie es weiter gehen soll. Sie werden Meltem holen. Die Familie des Bräutigams haben Geld für sie bezahlt und werden alles dafür tun, dass sie heiraten.

Der Traum von FreiheitWhere stories live. Discover now