Ablenkung

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Am nächsten Tag ging ich erst einmal ausgiebig duschen. Gestern hatte ich keine Lust mehr gehabt zu duschen. Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen, da ich die ganze Zeit Angst hatte, dass Halit hier auftauchen wird. Ich muss mich wohl oder übel von Mehmet fernhalten. Wie soll man sich bitte von jemanden fernhalten den manmehr als alles andere liebt? Ich weiß echt nicht, ob ich es auf Dauer aushalte von ihm getrennt zu sein. Ich will in seine Nähe sein, ich möchte ihn so gerne umarmen und küssen. Aber nun geht es nicht mehr. Halit zerstört uns, unser ganzes Leben.

Um 2 Uhr müssen Svetlana und ich am Strand sein. So kann ich wenigstens Mehmet aus den Weg gehen. Brandon meinte, dass wir einen Bikini mitnehmen sollten. Also beschloss ich meinen roten Rüschchenbikini unter einen kurzen luftigen Kleid anzuziehen. Ich packte in einer extra Tasche noch ein Handtuch, Sonnencreme und meine Sonnenbrille. Dann zog ich noch meine Flip Flops an und machte mich dann auf den Weg in die Küche. Dort angekommen, saßen Dilan und Mehmet am Tisch und frühstückten. Wortlos ging ich einfach rein und nahm mir einen Apfel und wollte einfach raus. Aber Dilan hielt mich auf.

"Wo willst du hin?", fragte mich er mich auch schon.

"Ich gehe schon mal zum Strand. Um 2 treffe ich mich dort mit Brandon", erwiederte ich ohne mich umzudrehen.

"Was ist mit deiner Hand passiert?", fragte er weiter. Oh shit meine Hand. So sind Polizisten eben. Sie sehen immer alles und sind immer neugierig. Daran müsste ich mich doch so langsam gewöhnt haben.

"Ich habe mich gestern gestoßen", log ich und drehte mich zu den beiden um.

"Soll ich dir das jetzt glauben? Ich bin Polizist und weiß wann Menschen lügen und du lügst gerade. Also ich frage dich noch einmal. Was ist mit deiner Hand passiert?", fragte er erneut aber dieses Mal streng wie zuvor. Man ich kann doch jetzt schlecht sagen, dass Halit mir aufgelauert ist. Er würde mich umbringen, wenn ich ihn noch einmal verrate. Dieses Risiko war mir einfach zu groß.

"Wir waren gestern am Kap der guten Hoffnung und da sind ja Klippen. Ich bin auf die doofe Idee gekommen, darunter zu klettern und habe mich dabei verletzt. Das ist alles.", stotterte ich. Die Hälfte stimmt ja auch. Ich ließ lediglich Halit unerwähnt.

"Ist es wirklich alles?", hinterfragte Dilan.

"Dilan was soll das? Verhörst du mich wie eine Angeklagte?", regte ich mich jetzt auf.

"Ich bin hier um euch zu beschützen, ich mache also nur meinen Job und ich möchte, dass du mir vertraust. Nur so kann ich dir helfen", erwiederte er.

"Du kannst mir nicht helfen und andere Polizisten auch nicht. Ich habe dir gesagt, dass Svetlana nicht meine Schwester ist und du hast mir nicht geglaubt. Also warum sollte ich noch mit dir reden? Du kannst mir doch wieso nicht helfen", engegnete ich lautstark.

"Weil sie deine Schwester ist. Wer ist Svetlana? Ich verstehe gerade gar nichts mehr", sagte er sichtlich verwirt.

"Ist doch egal. Niemand kann mir helfen", entgegnete ich und ging aus der Tür zum Strand. Dilan denkt auch ich wäre total bekloppt und erkenne meine eigene Schwester nicht mehr wieder. Er hat sie doch nicht alle. Ich bin mit meiner Schwester aufgewachsen. Ich kenne sie seit sie geboren ist. Ich kenne jedes Muttermal, jede Narbe und jedes Gramm Fett in und auswendig.

Ich schaute auf der Uhr. Wir hatten gerade erst einmal halb 1. Ich bin doch  nur aus der Küche um Mehmet aus den Weg zu gehen. Also was mache ich jetzt so lange am Strand?

"Ai Layla warte!", schrie eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah Dilan auf mich zu rennen. Was will er denn jetzt noch? Ich blieb stehen, bis er bei mir ankam. Schweiß war deutlich auf seiner Stirn zu erkennen.

Der Traum von FreiheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt