Ali

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An ihrem Zimmer angekommen, blieb ich erst einmal vor ihren Zimmer stehen. Ich hatte Angst was mich jetzt erwarten würde? Wie schlimm sieht sie wohl aus? Wie wollte sie sich angeblich umbringen? Wird sie wieder die Alte werden, wenn es ihr wieder besser geht? Wird es ihr überhaupt irgendwann besser gehen? Solange sie mit Ali verheiratet ist, wird sie nie wieder die Alte, das wusste ich nicht. Meine Schwester ist ein Wrack, solange Ali sie bedrängt und schlägt. Ich kann es selber nicht mehr mit ansehen, wie meine Schwester immer weiter ihren Tod näher kommt. Aber ich kann sie auch nicht helfen. Die Polizei konnte ihr doch auch nicht helfen. Wie könnte ich ihr auch helfen. Ali umbringen? Ich begehe auch Mord. Nein sowas könnte ich nicht auch wenn er es verdient hätte. Nein!

"Alles klar?", fragte mich plötzlich Mehmet besorgt.

"Ja klar", erwiderte ich und schaute mich um.  Meine Eltern sah ich nicht, sie sind wahrscheinlich schon zu Ayla gegangen. Ich atmete noch ein tief ein und aus und ging dann in ihr Zimmer. Da lag sie ohne Bewusstesein, an all die ganzen Geräte angeschlossen und dieses nervende Piepen. Sie war so blass und dürr. Sie sah aus als sei sie tot. Ich war von ihrem Anblick schockiert. So habe ich meine Schwester noch nie gesehen. Wie konnte es nur soweit kommen? Ich muss sie doch irgendwie helfen können. Irgendwie. Es muss doch eine Lösung geben. Ich war am verzweifeln. Meine Mutter hielt währenddessen Aylas Hand und weinte. Mein Vater saß auf einen Stuhl daneben und sah sie einfach nur stumm an.

"Dad", sagte ich leise. Er sah auf und sah mich an.

"Wir müssen doch was machen. Dir ist klar warum sie nur noch diesen Ausweg sah", entgegnete ich, da er keine Anstalten machte weiter zu reden. Als er immer noch nichts sagte, rastete ich aus. Ich weiß ich bin in einem Krankenhaus, deshalb hielt ich mich auch noch ein bisschen zurück.

"Dad, kannst du mal mit mir reden. Es geht um das Leben deiner Tochter, dass kann dir doch nicht egal sein", erwiderte ich lauter. Ich sah, dass er vor Schock aufgeschreckt ist.

"Aisha, lass das mal meine Sorgen sein", sagte er nur.

"Du musst was machen", entgegnete ich streng.

"Aisha, ich habe echt keine Kraft mich jetzt mit dir zu streiten", sagte er ruhig.

"Ich weiß ja nicht wie du so ruhig bleiben kannst. Deine eigene Tochter wollte sich umbringen. Man kann von Glück reden, dass sie noch lebt", erwiderte ich.

"Du hast da nichts mehr zu sagen?", fragte ich nach einer Weile.

"Nein habe ich nicht und jetzt benimm dich mal, wir sind in einem Krankenhaus", sagte mein Vater.

"Wie du meinst. Dann nimm ich das selber in die Hand", entgegnete ich und ging aus dem Zimmer. Ich lasse doch nicht zu, dass mein Schwester sich nur wegen ihren Mann umbringt. Ali kann sich auf was gefasst machen. Er wird sein blaues Wunder noch erleben.

Ich ging zur Bushaltestelle und nahm einen Bus, der in die Richtung Aylas Haus fuhr. Zum Glück fuhr noch ein Bus um diese Uhrzeit. Dort angekommen, stieg ich aus und ging auf das Haus zu. Es war dunkel und keine Menschenseele war mehr zu sehen. Irgendwie hatte ich Angst vor ihn. Aber das würde ich ihn nie zeigen. Das hatte ich vor. Ich klingelte. Nach 5 Minuten kam immer noch keiner. Um diese Uhrzeit, muss er doch da sein. Ich klingelte noch einmal und plötzlich wurde die Tür geöffnet. In der Tür stand ein verschlafener Ali. Ich konnte mir gerade noch ein Lachen verkneifen. Hatte er doch eine Boxershorts mit Teddybären an.

"Was machst du denn hier?", fragte Ali verschlafen.

"Du weißt es noch nicht oder?", fragte ich ihn.

"Was denn?", fragte er weiter.

"Ayla hat versucht sich umzubringen", sagte ich und er riss geschockt die Augen auf.

"Wie? Warum das? Wie geht es ihr? Ist sie..?", sprudelte es aus ihn raus. Sorgt er sich etwa um sie? Ich habe gedacht er scherrt sich um die Gefühle anderer.

"Ali dir ist doch klar warum. du bist hier der Grund. Du schlägst, tryrannisierst sie, du behandelst sie wie den letzten Dreck. Sie ist am Ende ihrer Kräfte. Nur wegen dir", entgegnete ich lauter und ging an ihn vorbei ins Haus. Er sagte nichts mehr. ich glaube er stand unter Schock.

"Kannst du mal was sagen!", forderte ich ihn auf. Ali sagte immer noch kein Wort. Wo ist denn der aggresive Ali hin?

"Erde an Ali. Sonst sagst du auch immer was", sagte ich. Mir reißt gleich der Faden. Kann er mal was sagen?

"Ich bin nicht so", erwiderte er leise. Ich konnte ihn gerade noch verstehen.

"Wie du bist nicht so? Ali kannst du mir es mal erklären", entgegnete ich und schaute ihn an.

"Du verstehst es nicht. Ich wollte doch nicht, dass es so weit kommt", sagte er schuldbewusst.

"Ali ich verstehe nichts was du sagst", erwiderte ich.

"Geh jetzt bitte", sagte er und schob mich Richtung Ausgang.

"Ich gehe jetzt bestimmt nicht. Du erklärst mir jetzt mal alles. Wegen dir wäre meine Schwester fast tot. Du hast ihr das Leben zur Hölle gemacht", raunte ich ihn an.

"Geh jetzt einafch bitte", forderte er mich noch einmal auf.

"Ali, rede doch mit mir", sagte ich ruhig. Eigentlich wollte ich ihn nur anschreien aber irgednwie ist er jetzt anders wie sonst. So lieb. So kennt man ihn gar nicht. Ich kenne ihn nur aufbrausend und wütend. Das genaue Gegenteil also. Ist das jetzt so eine Masche von ihn? Ich verstehe ihn einfach nicht.

"Aisha ich weiß auch nicht. Ich kann es dir auch nicht erklären. Ich wollte doch alles nicht. Meine Frau wollte sich wegen mir umbringen und meine Kinder wurde mir weggenommen", sagte er traurig.

"Ali nur wegen deiner Art und Weise, wie du mit ihr umgehst. Du behandelst sie wie Dreck. Sie ist deine Frau. Du solltest sie lieben und auf Händen tragen. Aber was machst du, du schlägst sie blau und grün", entgegnete ich daraufhin, Ich sah wie ihm eine Träne runterlief. Ali weint? Was ist denn mit ihm los. Er hat Gefühle? Seit wann denn? Ich glaube ich bin in einen falschen Film. Das ist nicht der Mann meiner Schwester. Vielleicht hat er ja noch einen Zwillingsbruder. Ach quatsch. Das ist Ali. Was ist denn nur los mit ihn? Sieht er endlich ein was er für ein Arsch ist?

"Wie kann ich das nur wieder gut machen", sagte Ali eher zu sich selbst.

"Du solltest mal Du selbst sein", schlug ich vor.

"Nein, das geht nicht", sagte er schnell.

"Natürlich geht es", erwiderte ich.

"Du verstehst es einfach nicht. Nur weil dein Mann nie die Klappe auf bekommt. Es wird von uns Männern verlangt, streng zu sein. Die Frau muss machen was der Mann sagt und nicht anders rum", entgegnete er.

"Ja schön und gut. Das heiß nicht gleich sie zu schlagen", sagte ich.

"Ich weiß, das war nicht Richtig", gab er zu.

"Mehr sagst du da nicht zu? Meine Schwester geht es echt mies und du kommst an und sagst, dass das nicht richtig war", wurde ich jetzt laut. Ich hatte kein Verständins für ihn.

"Hör mir zu", sagte er und kam auf mich zu. Was will er denn jetzt von mir?

"Du erzählst keinen von diesen Gespräch", erwiderte er lauter.

"Ich habe gerade angefangen, dich irgendwie zu verstehen aber nein das geht nicht. Du bist und bleibst der Alte Ali", sagte ich laut. Abrupt griff er nach meinem Arm.

"Halt einfach die Klappe. Ich weiß das ist bei dir nicht leicht", sagte er streng.

"Ich hoffe, die Kinder kommen nie zu dir zurück", entgegnete ich und wollte gehen aber er griff mich am Arm und zog mich zurück.

"Was willst du? Ich will nur gehen. Das wolltest du auch also lass mich gehen", schrie ich laut.

"Du gehst nirgendwo hin!", sagte er streng. Okay jetzt bekam ich Angst. Wie viele Gesichter hat Ali denn? Gerade noch so lieb und jetzt wieder so ein Arsch. Wie geht denn sowas? Er zerrte mich nach oben und hielt mir meinen Mund zu. Auch wenn ich schreien würde, würde mir eh keiner helfen. Hier in dieser Siedlung sind Schreie normal. Aber was hat er jetzt vor? Ich muss doch irgendwas machen. Aber was? Wie soll ich mich gegen ihn wehren? Er ist einfach zu stark. Ich habe keine Chance.

Der Traum von FreiheitWhere stories live. Discover now