Krankenflügelaufenthalt

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Als ich aufwachte, konnte ich feststellen, dass der sexy Holzhacker im Karohemd weg war und nur noch ein dumpfes Pochen geblieben ist.
Es war dunkel draußen. Also hatte ich den ganzen Tag geschlafen und musste zugeben, dass ich schon wieder oder immer noch müde war. Ich stand auf, weil ich was trinken wollte. Meine Kehle kratzte bei jedem Atemzug und ich hatte Mundgeruch. Ob ich meine Zahnbürste hier runter Hexen kann? Vermutlich nicht, aber vielleicht hat Madam Pomfrey ja auch eine übrig.

Ich tappste durch den Raum, weil ich niemanden, der eventuell geschlafen hätte, wecken wollte, aber es war keiner auf der Station außer mir. An Madam Pomfreys anliegender Tür zum Krankenflügel angekommen, klopfte ich und hoffte doch sehr, dass auch Madam Pomfrey noch nicht schlafen würde.
Allgemein fragte ich mich, ob diese Frau jemals schläft. Als ich das letzte mal im Krankenflügel lag, ist sie Tag und Nacht durch die Flure getigert und hat sich um andere Schüler gesorgt.
In drei Tagen hatte ich sie nicht einmal schlafen sehen. Augenringe hatte sie allerdings auch keine. Vielleicht hat sie ja ein Elixier erfunden, das es ihr ermöglicht fast keinen Schlaf zu brauchen.

Sie riss die Tür auf und wollte schon an mir vorbei rennen, vermutlich auf einen Notfall gefasst, doch als sie mich sah blieb sie stehen und war einen kleinen Augenblick verdattert, lächelte mich dann jedoch an.
"Guten Abend Miss Evans. Wie fühlen Sie sich?" Fragte sie mit sanfter Stimme und zog die Tür hinter sich zu.
Unauffällig drängte sie mich zurück zu meinem Bett und drückte meine Schultern runter, sodass ich nun auf dem Bett saß.
"Ich fühl mich gut." Sagte ich überraschend gut drauf, dafür dass ich gerade im Krankenflügel lag. "Kann ich vielleicht etwas Wasser haben? Und ich würd gern Zähne putzen, wenn das möglich wär."
Schon stand ein Krug Wasser mit Becher und ein kleiner Kulturbeutel auf den kleinem Tisch neben meinem Bett. Ich lächelte. "Dankeschön."

Sie fasste mir an die Stirn. "Mmh..." murmelte sie. "Erhöhte Temperatur..." Sie ging durch den Raum und holte eine Blutdruckmanschette.
Sanft legte sie die Manschette um meinen Arm und Pumpte. "Niedriger Blutdruck..." Murmelte sie weiter vor sich her. Dann fragte sie: "Ist Ihnen schwindelig oder empfinden Sie Übelkeit?" Ich zuckte mit den Schultern. Jetzt wo sie es sagte, war mir tatsächlich etwas schlecht, aber das war vermutlich bloß Placebo . "Ich glaube mir ist etwas übel, ja." Sagte ich deshlab, beeilte mich aber hinzu zu fügen: "Aber wirklich nur leicht."

Sie nickte. "Sie sollten etwas essen Miss Evans. Ich lasse Ihnen etwas bringen. Morgen bleiben Sie auf jeden Fall noch hier. Ich würd das gern unter Kontrolle behalten. Ihr Blutdruck ist wirklich sehr niedrig. Wenn sich das morgen nicht ändert, würde ich das gerne längerfristig im Auge behalten. Aber vielleicht brauchen Sie auch einfach nur etwas Stärkung. Ein bisschen Zeit an der frischen Luft kann auch nicht schaden."
Sie guckte auf ihre Uhr und überlegte. "Es ist schon 21 Uhr, aber ein kurzer Spaziergang nach draußen könnte nicht schaden." Dann atmete sie einmal tief durch und seufzte. "Machen Sie sich frisch und dann essen Sie was. Ich wird mir was einfallen lassen."

Ich gehorchte, trank zwei Gläser Wasser in jeweils einem Zug leer und ging ins angrenzende Bad zur Krankenstation. In dem kleinen Kulturbeutel war ein Waschlappen, eine Zahnbürste, eine kleine oder eher winzige Tube Zahnpasta und ein Stück Seife.
Ich sah in den Spiegel. Ich sah furchtbar aus. Ich hatte die fettesten und dunkelsten Augenringe, die ich je gesehen hatte, sie zogen sich gefühlt bis zu meinen Füßen. Nagut vielleicht etwas übertrieben, aber sie waren schon recht einnehmend in meinem Gesicht. Meine Wangen waren leicht eingefallen und noch dazu, als wäre das nicht schon schrecklich genug, hatte ich völlig unvorteilhaft einen Verband um den Kopf, der aussah wie ein Turban, denn er berührte meine Stirn nur grenzwertig und schlängelte sich nach oben. Mir kam mein Großvater in den Kopf, der immer zu sagen pflegte: "Vom Krieg behält man wunden." Ja ganz toll. Und zwischendurch sah man einfach nur scheiße aus. Ich hoffte, dass der Heilungsprozess nicht zu lange dauern würde. Naja... Jetzt gerade kann man eh nichts dran ändern.

Ich spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht und rieb es mit dem Lappen, der nach Lavendel roch, wieder trocken. Dann putzte ich endlich Zähne, womit wenigstens der Mundgeruch Geschichte war.

"Kann man den ab machen?" Fragte ich Madam Pomfrey, sobald ich das Bad verlassen hatte. Beziehungsweise wollte ich sie fragen, aber sie war gerade nicht da. Ich wollte zu meinem Bett gehen, um etwas zu essen, denn ich hatte tatsächlich Hunger bekommen, bremmste jedoch auf halben Wege ab. Auf meiner Bettkannte saß James im gemütlichen Schneidersitz und jonglierte mit Weintrauben. Den Weintrauben, die eigentlich für mich gedacht waren.

"Dich wird man auch nicht los, oder?" Fragte ich ihn scherzhaft und klaute ihm die Schüssel mit Weintrauben.
"Nö." Er grinste mich an. Automatisch musste ich zurück lächeln. "Eigentlich wollte ich dich erst morgen wieder nerven, aber dazu kam ich nicht. Den ein edler Retter hilft der armen Jungfer in Not." Teatralisch fasste er sich an die Brust.
"Madam Pomfrey hat jemanden rufen lassen, der mit dir spazieren kann und da Mary konzentriert an einem Aufsatz sitzt, bin ich zu dir geeilt. Dank mir später." Ich verdrehte die Augen. Endlich konnte ich sie wieder verdrehen, ohne dass mir irgendwas weh tat.
"Ich muss schon sagen: Dein modisches Verständnis gefällt mir. rennst du ab jetzt immer so rum? Sieht eher so aus als hättest du einen Kackhaufen auf den Kopf." Am liebsten hätte ich ihn geschlagen, aber hatte ja recht. Leise lachend setzte ich mich aufs Bett und nahm das Tablett mit geschmierten Broten, Kürbissaft und einer haalbleeren Schüssel Weintrauben.
"Schön, dass du doch so viel übrig gelassen hast." sagte ich, worauf er prompt antwortete: "Stehts zu ihrem Dienst."
Ich verdrehte die Augen. Ach wie ich es liebte. Ich tat den ganzen Tag eigentlich nichts anderes.
ich steckte mir eine Weintraube nach der andere in den Mund, aß dann die Brote und nippte zwischendurch am Kürbissaft, während ich James gespannt zuhörte, was ich heute im Unterricht verpasst hatte.
Als er mir alles erzählt hatte und mir ein paar Mitschriften gegeben hatte, hing er noch ein "Streber!" mit ran.
Ja. Ich muss es zugeben: Ich bin interessiert an Wissen. Oh welch ein Streber ich doch bin. "Kann ja nicht jeder dumm sein." Murmelte ich deshalb und erntete einen herausfordernden Blick von James.
"Also dann, wollten wir nicht spazieren gehen?"

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So jetzt mal ein wirklich kurzes Kapitel. In aller Eile habe ich noch eins geschrieben. Ich hoffe das fällt nicht all zu sehr auf. Eigentlich wollte ich schon zu Weihnachten updaten, aber mir ist einfach nicht eingefallen, was ich weiter schreiben sollte.
Also hoffe ich, ihr hattet schön Weihnachten und wünsche euch einen guten Rutsch ins neue, hoffentlich bessere Jahr 2021. Teu teu teu!

Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Where stories live. Discover now