Nicht tot!

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Mein erster Gedanke war: Bin ich in der Hölle gelandet? Denn so konnte sich ein friedlicher Tod doch definitiv nicht anfühlen.
Ich hatte das Gefühl, etwas würde auf meinem Brustkorb liegen und mir die Luft zum Atmen rauben. Ich hatte das Dringende Bedürfnis, meine Lungen mit frischer Luft zu füllen und all die Abgestandene heraus zu lassen, einen tiefen Atemzug zu nehmen, um zu wissen dass ich noch lebte, aber ich konnte nur flach atmen.
Meine Arme und Beine fühlten sich schwer an. Ich war mir sicher, wenn ich wollte, konnte ich sie benutzen, aber nur unter größter Anstrengung all meiner Konditionen.
Und das Gefühl der Kopfschmerzen kannte ich bereits von meiner damaliger Kopfverletzung, bloß dass es sich jetzt nicht so anfühlte, als würde ein Sexy Holzfäller auf meinem Kopf Holz hacken, sondern der Teufel höchst persönlich.

Ich hörte wie zwei Personen sich aufgeregt, aber trotzdem leise miteinander unterhielten, die Worte kristallisierten sich aber erst nach und nach.
"Sie muss dort bleiben." Es war die tiefe, raue Stimme eines Mannes, der so klang, als hätte er Nächte lang nicht geschlafen. Sie kam mir ziemlich bekannt vor und schaffte es mich etwas zu beruhigen, denn nun war ich mir ziemlich sicher, dass ich nicht tot war, aber das beklemmende Gefühl der Angst konnte sich trotzdem nicht von mir lösen. Was war passiert?
"Das können wir nicht tun. Du siehst doch wo es geendet ist." Das war die Stimme einer Frau. Ihre Stimme bebte, so als müsste sie sich zusammen reißen nicht sofort loszuheulen.

War ich zuhause? Denn die zwei, die da redeten, waren mit ziemlicher Sicherheit meine Eltern. Aber es roch weder nach zuhause, noch fühlte es sich so an.

"Ich verstehe dich Schatz, wirklich!" Mein Vater klang hin und her gerissen, so als wäre er selbst nicht ganz davon überzeugt, was er sagte. "Aber stell dir doch vor, was passiert wäre, wäre sie nicht dort gewesen, was passiert wäre, hätte man sie zuhause angegriffen!" Er schluckte.
Ich wollte es ihm nach tun, ich wollte auch schlucken, aber mein Mund und min Hals waren so ausgetrocknet, dass meine Zunge an meinem Gaumen fest klebte und ich mich nicht rühren konnte.
"Dort kann sie lernen, wie sie sich verteidigen soll und kann beschützt werden. Das können wir nicht." Mein Dad unterdrückte seine Stimme. Ich kannte das. Wenn er sauer oder genervt war und sich aufregte, dann versuchte er es nicht an uns auszulassen, selbst wenn wir der Grund waren.

Und dann wusste ich wieder was geschehen war, warum ich diese Angst hatte, welche Nachrichten ich wirklich fürchtete. Es war mit sehr viel Anspannung verbunden, aber ich schaffte es meine Zunge zu lösen, Luft zu holen und ein kleinen Hauch von Stimme von mir zu geben. "Was ist mit James?"

Meine Mum seufzte erleichtert und rannte zu mir, während mein Dad aus dem Raum rannte. "Lily?" Fragte sie, ganz so als wäre ich in der Lage noch mehr zu sagen, aber ich blieb einfach reglos liegen. Als sie plötzlich meine Hand nahm, erschrak ich. Ich blinzelte ein paar mal, aber die Helligkeit stach so in meine Augen, dass ich es nicht schaffte meine Augen aufzubehalten und sie wieder Schloss. Geblendet von dem Licht, rannen einige Tränen die Wange hinunter.

"Sie sind wach Miss Evans?" Meine Mum ließ meine Hand los und stattdessen legte sich eine andere Hand auf meinen Arm. Sie war weich und kühl. "Ich bin Heilerin Hanna. Wir sind im Saint Mungo Hospital. Kannst du mich hören?" Sie hatte eine weiche und beruhigende Stimme.
Ich antwortete ihr mit einem Brummen. "Super. Ich werde dir jetzt etwas Wasser geben, dann wird dir das Sprechen und Atmen sicher leichter fallen."

Ein Becher berührte meine Lippen und kaltes Wasser füllte meinen Mund. Gierig schluckte ich und merkte direkt einen Unterschied. Das hatte tatsächlich ausgereicht, damit ich mich nicht mehr ganz so elend fühlte.
Ein zweiter Schluck füllte meinen Mund und direkt darauf ein dritter und vierter.

"Okay Miss Evans ich werde ihnen jetzt ein paar Fragen stellen." Sagte sie und stellte den Beche mit einem leisen klacken ab.

"Tut Ihnen etwas weh?" Ich wollte Nicken, gab den Versuch aber auf, weil ich irgendetwas um den Hals gebunden hatte, was mich komplett aussteifte. "Bis auf die Tatsache, dass mir alles weh tut und ich höllische Kopfschmerzen habe, geht's mir eigentlich ganz gut. Ich sehe lebend als Zustand als ziemlich optimal an."

Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Where stories live. Discover now