Wirklich Will?

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"Also... Geht's dir gut?" fragte James, nach dem wir langsam nach draußen gegangen waren.
"Mir geht's gut." Glaubte ich zumindest. So wie sich mein Kopf gerade anfühlte ging es mir sogar sehr gut. Nicht der geringste Hauch eines Schmerzes.

"Dein Date mit 'wie hieß er nochmal' muss dann wohl ausfallen?" Fragte er und ich glaubte ein Spur Erleichterung rauszuhören. Ein Seufzer ohne dass er auch nur ausgeatmet hätte, viel mehr schien es so, als würde er gerade die Luft anhalten.
"Ja. Mein date mit Will ist damit wohl ins Wasser gefallen, aber das macht ja nichts. Wir holen das dann einfach nächste Woche nach."
"Wenn du magst können wir stattdessen morgen Schach spielen. Mir hat die gemeinsame Runde heut echt gefehlt." Er grinste mich schief an. Ich schnaubte. "Klar. Damit du mich wieder abziehen kannst wie beim letzten Mal. Sei ehrlich! Du hast heimlich geübt und gegen dich selbst gespielt. Oder hat Sirius dir geholfen?"
Entsetzt fasste er sich an die Brust. "Ihr enttäuscht mich. Traut ihr einen Gentleman meinerseits tatsächlich zu, euch in unfaire Karten laufen zu lassen?" Ich boxte ihn in die Seite. "Sei ehrlich. Es war Remus. Er ist wirklich gut im Schach. Vielleicht sollte ich auch noch mal mit ihm Schach spielen und ihn nach neuen Tricks fragen, wie ich dich am besten abzocken kann."
Ich lachte. Wenn ich jedes mal in Zukunft gewinnen würde, bei jedem Spiel, dann hätte ich ordentlich was zu lachen. James schmollen ist legendär. Er war ein schlechter Gewinner, aber wenn er verlor, konnte er keinem Konkurrenz machen. Wie ein kleines Mädchen zickt er dann rum. Das hatte ich schon oft genug von Remus gehört, bevor James und ich Freunde wurden, aber es in der Realität mit zu erleben, war noch viel besser, als die stundenlangen Erzählungen, wie James in der Ecke saß und schmollte und darauf pochte, dass die anderen geschummelt hatten.
'Ein mal hat er das Schachbrett genommen, als er die Niederlage erkannte und hat es durch den halben Raum gepfeffert.' Währenddessen hatte er James nach gemacht und wir wurden aus der Bibliothek rausgeschmissen. Ich grinste vor mich her, als ich Remus Erzählungen in Gedanken noch einmal durch ging und sie mit der James verglich, wie ich sie kannte. Ich hatte immer gedacht Remus übertreibt, weil er die Geschichten meist ausgepackt hat, als ich mies drauf war, aber nun hatte ich erkannt, dass es tatsächlich fast als Untertreibung kennzeichnen konnte.

"Also. Du und Will... Eigentlich sollte es mir ja egal sein, aber was ist denn da zwischen euch. Du hast ihn sonst noch nicht erwähnt. Ist er dein Freund oder war er mal dein Freund?"
Ich verdrehte die Augen. Als würde James Potter nicht wissen, ob Will mal mein Freund war oder schon längere Zeit mein Freund ist. Dann hätte er ihn zumindest einen toten Frosch in die Suppe gehext.

"Natürlich ist Will nicht mein Freund. Zumindest noch nicht." Wir gingen die Wiese entlang, näherten uns dem verbotenen Wald und drehten wieder um. "Warst du schon mal im verbotenen Wald?" Er nickte und hätte ich es nicht besser gewusst, hätte es so ausgesehen, als würde er vor Stolz fast platzen. "Komm wieder runter James. Jeder war schon mal im Wald. Das ist nichts worauf nur die unglaublichen Rumtreiber gekommen sind. Kann ja niemand ertragen wie weit oben du deine Nase plötzlich trägst."
"Es war ja auch nicht jeder so weit drinnen wie wir." Ich seufzte. "Okay oh Allmächtiger. Erzählt mir, welch einfacher Magd, einfachen Blutes, wie weit ihr geirrt seid und was euch so spannendes auf dem Weg begegnet ist."
"Oh holde Maid. Ihr ähnelt weder einer Magd, noch habt ihr einfaches Blut, eher adliger Abstammung durch und durch. Aber entschuldigt mein Abschweifen.
Es ist nichts worüber ich sprechen kann, ohne euch den Schlaf zu rauben."
Ich genoss es so mit James zu erzählen und blieb bei der feinen Art. "Nein. Seid euch gewiss, meine besten Albträume sind finsterer als jeder Wald."
Wir sollten das einfach mal durch ziehen. Nur noch so miteinander sprechen. Dumbledor würde sich bestimmt darüber freuen. Alle anderen, darunter auch Mary, würden uns komplett für verrückt erklären, aber ich meine... Das taten sie ja sowieso schon.

"Lily?" Brach er das Thema ab. So ein Mist. Ich hätte gerne gewusst, was da denn noch so alles rumspuckt im Wald. Wahrscheinlich war James noch nie im Wald gewesen und er musste deshalb das Thema wechseln. Seine Stimme war von dem vorher belustigten Ton, Ernst geworden und er starrte mich durchdringend an.
"Jaa?" Antwortete ich ihm. Unsicher, denn ich hatte wirklich keine Ahnung, was denn jetzt schon wieder in seinen Kopf um geschwungen war, dass er so ernst sein konnte. Vermutlich wollte ich es gar nicht wissen.
Er zögerte, weshalb wir uns schweigend immer weiter dem Eingang der Schule näherten.
"Was ist denn nun?"
Er seufzte einmal lang und ausgiebig. "Ich weiß, dass du mich dafür hassen wirst, aber..."
"Du hast recht James. Ich hasse es, wenn du nicht auf den Punkt kommst."
Er verdrehte die Augen. "Wie sollte ich denn auch, wenn du mich bei jeder Gelegenheit, die sich dir bietet, unterbrichst?"
Ich zog eine Augenbraue hoch, frei nach dem Motto: "Na jetzt sag schon!"

"Ich weiß, du willst es nicht hören, aber denkst du wirklich, dass es klug ist, sich mit Will zu treffen?"
Ich stöhnte genervt. "Du hattest recht. Ich will es nicht hören. Und außerdem hast du dich da auch gar nicht einzumischen. Schließlich kennst du ihn ja gar nicht!" Ich legte ein schnelleren Schritt zu. Zu meiner Überraschung blieb James stehen und folgte mir nicht weiter.
"Aber du?" Ganz trocken. Nebenbei, als würde er mein Urteilsvermögen nicht in Frage stellen.
Ich zog die Handbremse an, drehte mich um und starrte ihn einfach nur verdutzt, und ja auch enttäuscht, an.
"Ich hatte wirklich gedacht, wir wären über diese Phase hinweg, in der du auf jeden eifersüchtig sein musst, mit dem ich nur rede."
Aber das reichte noch nicht. Dieser Idiot musste natürlich noch eine Schippe drauf legen. "Ich hab nichts dagegen, wenn du dich mit Remus triffst." Sagte so daher und lächelte mich an, so wie er mich eben anlächelte. Und normalerweise lächelte ich automatisch zurück, aber das war zu viel.
"Nichts dagegen?" fragte ich gefährlich leise. "Ich sag dir jetzt eins, Potter." Seinen Nachnahmen zischte ich, worauf er leicht zusammen zuckte und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. "Das einzige, gegen das du was haben darfst ist; wenn ich meinen Job als Schulsprecherin nicht gut mache. Ich würde jetzt aber mal spontan behaupten, dass ich das hinbekomme. Anders als andere hier Anwesende."
Ich holte noch einmal tief Luft. "Und wenn du nicht mit mir befreundet sein kannst, dann lass uns unsere gemeinsamen Konversationen auf Schulisches beschränken."
Ich drehte mich um, marschierte davon und rief noch einmal hinter mich. "Wir sehen uns dann, wenn ich aus dem Krankenflügel entlassen wurde und du wieder normal denken kannst."
Was so viel hieß wie: Lass dich nicht zum Schachspielen blicken!

Als ich wieder an meinem Bett ankam, waren meine Wangen ganz heiß vor Wut.
In meinem Kopf noch mal viele Flüche durchgehend, die ich notfalls anwenden konnte, falls er doch morgen auftauchte, schlief ich schlussendlich ein.

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Hallo. Heut mal wieder spontan ein ziemlich kurzes Kapitel.
Wie findet ihr die kurzen Kapitel?
Ich überlege, ob ich in Zukunft häufiger solch kurze Kapitel schreibe, da es mir leichter fällt, diese zu schreiben.
Meinung und Verbesserungsvorschläge könnt ihr mir gerne (Ich bitte darum.) mitteilen. :)

Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Where stories live. Discover now