Lesenacht: Mein eigener Jane Austen Roman

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Meine nackten Beine waren immer noch um James' geschlungen.
Glücklich lag mein Kopf auf seiner Brust und ich döste vor mich hin. James Finger kraulten über meinen Kopf.
Schweigend genossen wir gerade einfach die Anwesenheit des anderen.
Er küsste mich und seufzte. "Wir sollten uns langsam anziehen, bevor Sirius nach Hause kommt und einfach hier rein geplatzt kommt." Sagte er reichlich unzufrieden.
Er hatte Recht. Ich wusste zwar nicht genau, wie lange wir hier schon lagen, aber es war schon eine Weile dunkel und Sirius war vor einigen Stunden verschwunden. Lange würde es also nicht mehr dauern.
Ich setzte mich auf und schlang die Decke dabei um mich.
"Vermutlich." Stimmte ich ihm zu. Ich sammelte meine Sachen wieder auf und begann langsam mich anzuziehen. Der kalte Stoff auf meiner Haut verpasste mir zwar eine Gänsehaut, aber James Wärme konnte ich trotzdessen immer noch spüren.
Erst als auch der letzte Knopf meiner Bluse zugeknöpft war, verschwand sie fast gänzlich.

"Okay! Auf geht's nach unten. Du musst ja schließlich noch dein Buch lesen, was ich dir geschenkt habe. Sein erstes Buch lässt man ja nicht ewig auf sich warten." Ich lachte und verschwand durch die Tür. Er rannte mir hinterher.

Ich hatte mich bereits auf das riesige Sofa begeben und hielt ihm das Buch entgegen. "Es hat nur um die dreihundert Seiten, also wenn du dir Mühe gibst, schaffst du es heute wohl noch." Schiefer als schief warf er mir einen sarkastischen Blick zu.
Er riss mir das Buch aus der Hand und schaute sich den Titel an. "Überredung." Murmelte er.
"Hat die nicht auch Romeo und Julia geschrieben?"
Ich lachte. "Ein richtiger Kenner bist du ja!"
Er setzte sich zu mir und ich bettete meinen Kopf schwer auf seinen Schoß. Ich hoffte, er würde sich Mühe geben, wenn er es laut vorlas, damit ich zu der Geschichte der hingerissenen Anne Elliot beruhigt einschlafen könnte.
"Jane Austen hat zum Beispiel Stolz und Vorurteil geschrieben." Er klärte ich ihm und dachte daran zurück, wie ich noch vor drei Tagen darüber nachgedacht hatte, dass James Fanfictions darüber schreiben würde, dass Mister Darcy seine böse Seite an der hübschen Elizabeth Bennet auslassen würde und die aufflammende Liebe der Beiden erlischt.
Mein Vater hatte mit der Jobbeschreibung Autor den Nagel auf den Kopf getroffen und mich eiskalt erwischt. Damit hätte einfach niemand rechnen können.
"Ich mag das Buch auf jeden Fall. Also werde ich dich zwingen es zu lesen, damit du mehr Insider von mir verstehst."

James schlu die erste Seite auf, überblätterte das Impressum und die Widmung und begann zu lesen.
Der erste Satz ließ mich zuhause ankommen. Ich wusste nicht, wie oft ich schon in den Genuss gekommen war, die erste Seite ohne Punkt und Komma zu lesen, aber auf jeden Fall so oft, dass ich leise mitsprechen konnte.

"Sir Walter Elliot von Kellynch Hall in Sommersetshire war ein Mann, der außer dem Adelskalender nie ein Buch zum Vergnügen in die Hand nahm, dabei aber fand er Beschäftigung in müßigen und..."
Ich lauschte James tiefer Stimme, schloss die Augen und lächelte einfach. Die Worte, die seine Lippen formten, kamen gar nicht wirklich bei mir an, aber das machte nichts, denn das Buch kannte ich eh in und auswendig, doch seine Stimme könnte ich nie langweilig finden. Ich hatte meine ganz eigene Jane Austen Geschichte gefunden, wir sind von Feinden zu Freunde geworden und hatten uns darüber hinaus lieben gelernt und ich hatte meine Vorurteile genauso abgelegt, wie Elizabeth Bennet.
Was nach den Büchern passiert, wie die Story schließlich weiter gehen würde, das lässt sich nur vermuten, spekulieren, aber mein Roman war Real und ich blickte voller Hoffnung und Träume in die Zukunft, in der James und ich in meiner jetzigen Fassung gemeinsam, alt, mit vielen Falten im Gesicht auf der Veranda unseres kleinen Hauses stehen würden und um uns herum unsere Enkel toben, die uns fit, munter und jung halten würden.
In meinem Kopf spinnte ich mir eine eigene Jily Fanfiction zusammen, die nie ein Ende finden würde.

In Gedanken daran, an uns beide, driftete ich schließlich ab, landete in meinen Träumen aber in der Verfilmung meines Romans. Die albtraumhaften grünen Blitze, das böse Lachen dessen, dessen Name nicht genannt werden darf, verschwand dabei hinter eine Mauer und doch war es die Warnung, dass meine Geschichte auch einen anderen Ausgang nehmen könnte. Der Tag war aber zu perfekt gewesen, als dass ich mich getraut hätte, auch nur einen Blick über diese dicke und doch so unstabile Mauer zu werfen.

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Das ist das erste Kapitel meiner ersten Lesenacht. Wie schon angekündigt, sind es mehrere, (aber dafür kürzere) Kapitel. (Obwohl das hier das kürzeste ist.)
Insgesamt kommen heute 5 Kapitel bis 22 Uhr. Viel Spaß!

Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Where stories live. Discover now