Albträume

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Schweißgebadet wachte ich auf. Wie unzählige Male ich diesen Traum nun schon gehabt hatte und trotzdem hatte ich jedes Mal das Gefühl, dass er echt war, wenn ich aufwachte.
In völliger Panik tastete ich dann immer nach James und fühlte seinen Brustkorb, der in gleichmäßigen Atemzügen auf und ab ging.
Diese Nacht nicht. Ich sprang auf und guckte aus dem Fenster. Draußen hatte es angefangen zu schneien, wofür es auch Zeit geworden war, da im Dezember nun schon einige Tage verstrichen waren und es bis jetzt immer noch warm gewesen war. Ich zog meinen Zauberstab. "Lumos." Flüsterte ich und rannte durch den Raum um James zu finden. Er war nicht da.
In meinen Augen standen Tränen, weil ich Angst hatte, dass es vielleicht ausgerechnet heute doch kein Traum gewesen war, James wirklich nicht mehr da war und ich nun alleine war.
Ich riss die Tür zu unserem kleinen Gemeinschaftsraum auf, James nannte es mittlerweile immer liebevoll 'unser Wohnzimmer', was eine Bezeichnung war, die jedes mal ein Kribbeln in mir auslöste und meine Mundwinkel heben ließ, und erstarrte, als ich gerade durch die Tür getreten war.
James saß da, mit einer dampfenden Tasse und einem Buch auf dem Schoß und hatte gar nicht gemerkt, dass ich vor ihm stand und ihn anstarrte, obwohl ich gerade bester Laune war ihm meinen Zauberstab ins Gesicht zu werfen und ihn vorwurfsvoll anzustarren und nie wieder weg zu gucken, damit er mir nicht noch einmal so einen Schreck einjagen konnte.
"Du Idiot." Murmelte ich und er sah auf. unter seinen Augen verzeichneten sich tiefe Augenringe, denn auch wenn er nicht wollte, dass ich es mitbekam, hatte ich gemerkt, dass auch er seit dem Ball nicht mehr so gut schlief wie sonst und von Albträumen geplagt war.

Im Schein von den wenigen Kerzen, die im Raum standen und angezündet waren, wirkte seine Haut ganz blass.
"Es tut mir Leid." Er streckte sich und gähnte. "Ich habe gedacht, du würdest es nicht mitbekommen."
Die Angst ich könnte ihn verloren haben, war zwar unbegründet, aber sie war da und jedes mal, wenn ich nachts aufwachte, fühlte es sich so an, als würde ich einen Abhang runterfallen und nur das Ertasten von James sorgte dafür, dass ich nicht unten aufkam, aber heute hatte er nicht neben mir gelegen und ich wäre fast unten aufgeschlagen.
"Jag mir nie wieder solche Angst ein!" Fuhr ich ihn an und mir rollten schon wieder Tränen über die Wangen. Es regte mich momentan selbst auf, dass ich so sensibel war, aber ich wusste einfach nicht, wie ich meine Angst im Zaum halten konnte.
Sie war einfach immer da, denn ich hatte nicht vergessen, wie es sich im Saint Mungos angefühlt hatte, als ich gedacht hatte, er wäre tot.
James streckte den Arm zu mir aus und ich eilte zu ihm, um meinen Kopf an seine Schulter zu lehnen.

"Es tut mir Leid. Es ist nur..." Fing ich an, wusste aber nicht, was genau es denn nun war. James nickte und küsste mich auf den Scheitel. "Ich weiß." Sagte er und legte das Buch zur Seite. "Mir geht es nicht anders."
Er legte beide Arme um mich und ich lehnte mich an ihn. Ich schloss meine Augen und genoss es ihn bei mir zu wissen.
"Was liest du?" Fragte ich ihn. James war dazu übergegangen meine Schultern zu massieren und ab und zu seufzte ich zufrieden.

"Ich hab mich an deinen Bücher bedient. Ich hoffe das stört dich nicht." Ich zuckte nur mit den Schultern und fragte ihn erneut, was er denn nun lesen würde.
"Ich lese irgend so einen Horror Roman." Das Wort Horror zog er sehr in die länge und schanufte abfällig. "Die Armen Geister in dieser Geschichte. Die Menschen rennen weg vor ihnen, wenn sie nur in die Nähe kommen, dabei machen die ja nicht mal was." James lehnte sich nach hinten und ich beschwerte mich, weil er aufgehört hatte meine Schultern zu massieren.
"Ich meine: Was würden die machen, wenn sie Peeves begegnen würden? Sie würden vor Schreck einem Herzinfakt erleiden und daran sterben, wenn er ihnen einen Eimer Wasser über den Kopf kippen würde."
Ich lachte. Als Zauberer einen Roman zu lesen, der für Muggel wohl gruselig sein sollte, war wohl wirklich komisch. Ich hatte nie darüber nachgedacht, als ich diese Bücher gelesen hatte und mich dann unter meine Bettdecke verkrümelt hatte, aber ich hätte dieses Buch nur mal kritischer behandeln sollen. Natürlich war es für James urkomisch Angst vor einem Geist zu haben, schließlich gab es für ihn nie eine Welt ohne.
Hätte ich nur eine Minute bei diesen Büchern an Peeves gedacht, hätte ich das Buch vermutlich zur Seite gelegt und hätte mir einen normalen Liebesroman genommen, denn bei dem hätte ich wenigstens noch mitfühlen. Horror war ab jetzt für mich gestrichen, schließlich wusste ich es besser und sämtlicher Bücher die ich in meinem Leben gelesen hatte, wirkten jetzt, da James es angesprochen hatte, ziemlich lächerlich.

Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Where stories live. Discover now