Zu hundert Prozent

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Meine Eltern ließen mir am nächsten Tag eine Eule zukommen, in dem Brief teilten sie mir mit, dass das Auto kaputt sei und sie deshalb nicht mehr kommen könnten, sie sich aber unglaublich freuen würden, wenn ich in den Weihnachtsferien nach Hause kommen würde.
Auch Euphemia und Fleamont ließen sich am darauf folgenden Tag nicht blicken und so waren James und ich wieder alleine.
Auch sie hatten darauf bestanden, dass ich in den Winterferien zu Ihnen kommen würde, damit sie mich unter schöneren Umständen besser kennenlernen könnten, auch wenn sie das Gefühl hatten, dass sie mich schon kannten, weil James die ganze Zeit von mir gesprochen hatte, bevor wir überhaupt zusammen gekommen waren.
Noch etwas verunsichert, wie ich das planen sollte, hatte ich beiden zugesagt. Meinen Eltern und James'

Mittlerweile hatte ich auch sonst weiter keine Probleme mehr beim Laufen und wir konnten schon am darauf folgenden Tag zurück nach Hogwarts. Natürlich sollten wir uns dort noch etwas ausruhen und durften nicht in den Unterricht.
Ich hasste es jetzt schon. Ich würde vor lange Weile umkommen, wenn ich den ganzen Tag nichts zu tun hätte.
"Mach dir nichts draus. Du kannst ja dann schon mal für die Prüfungen lernen oder die Bibliothek weiter einstudieren." Versuchte James mich aufzumuntern, was allerdings scheiterte. Ich fand es absolut ungerecht. Was ist, wenn ich deshalb irgendwelche Noten verpassen würde und dann das siebte Schuljahr nicht schaffe?
"Lily du bist die beste Schülerin, die es gibt. Wenn sich einer keine Sorgen machen muss über den Abschluss, dann bist du das." Hatte er mir versichert, mich geküsst und ich hatte endlich Ruhe gegeben, denn wie konnte ich es fertig bringen mich zu beschweren, wenn James mich küsste? Das war einfach unmöglich.

Ich packte gerade alle meine Sachen ein, die meine Eltern vorbei gebracht hatten, da wir noch am Vormittag abreisen wollten, da stieß Heilerin Hanna noch einmal zu mir.
"Ich wollte noch einmal sehen, ob es dir wirklich gut geht." Sagte sie, nachdem sie geklopft hatte und ihren Kopf in mein Zimmer gestreckt hatte. Dann trat sie ein.
"Weißt du? Du bist wirklich sehr stark. Nicht jeder hätte das einfach so weggesteckt wie du." Sie trat an mich heran und legte mir ihre Hand auf meine Schulter.
Ich verzog mein Gesicht. "Naja... Von gut wegstecken können wir ja eigentlich nicht wirklich reden oder?"
Sie schüttelte ihren Kopf. Ihre Hand gab mir Zuversicht und Ruhe. Sie war wirklich eine gute Heilerin.
"Das meine ich nicht." Seufzte sie und tippte sich mit der Hand an die Stirn. "Ich meinte damit, dass du das psychisch einfach so wegstecken konntest. Das ist beeindruckend. Es war ein Fluch reinsten Haases entsprungen und du warst bereits nach dem Aufwachen wieder bei klarem Verstand, wenn auch etwas panisch." Sie grinste und schaute mich noch einmal an, bevor sie raus ging.
"Behalte diese Stärke bei." Ihr Blick schweifte an mir vorbei in die Ferne und ich hatte das Gefühl, dass sie nun etwas traurig wurde. "Eine schlimme Zeit steht uns bevor und das ist das einzige, was dagegen ankommen kann; Liebe und die daraus resultierende Stärke. Ich wünsche dir viel Glück Lily Evans!"
Damit verschwand sie aus dem Raum und ich war etwas bestürzt, weil ich wusste, dass ich diese weise und herzensgute Frau wahrscheinlich nie wieder sehen werde.

"Bereit?" Fragte James und strahlte mich breit an. Er wirke Glücklich, doch irgendwas war hinter seiner Mine, dass mir noch nicht ganz schlüssig erschien.
Wir reisten durch den Kamin direkt zurück nach Hogwarts und durften Dumbledor dort erst einmal erzählen, was denn überhaupt passiert war. Er musste natürlich nach so einem Angriff in der Schule bleiben und hatte keine Gelegenheit uns in der Zwischenzeit zu sprechen. Er hat uns aber einen Brief geschrieben, dass es ihn freut, dass wir wohl auf sind.
"Wenn du dabei bist, bin ich immer bereit." Flüsterte ich, nahm mir eine Hand voll Flohpulver und schon stand ich in Dumbledors Büro. Wenn ich eine Sache noch mehr hasste, als das apparieren, dann war es das! Dieses Gefühl, als würde man langgezogen werden und wieder zusammen schrumpfen war wirklich grauenhaft. Das war wohl nicht bei allen so. James bezeichnete es als Kitzeln und Mary hatte noch nie drüber nachgedacht, wie es sich anfühlte, sie war immer stets konzentriert, wo sie raus kam.

"Professor!" Rief ich erschrocken aus, als Dumbledor plötzlich vor mir stand, ohne dass ich ihn sah.
"Es tut mir Leid, das ich dich erschreckt habe." Schmunzelte er. "Setz dich doch bitte." Bat er mich und deutet mit seiner Hand Richtung der zwei Stühle, die vor seinem großem Schreibtisch Platz gefunden hatten. "Nimm dir gerne einen Zitronenbonbon. Bis vor kurzem hatte ich noch ein Jahresvorrat an Orangenbonbons, aber irgendjemand hat sie aufgegessen oder versteckt." Er verschränkte seine Arme hinterm Rücken und pfiff. "Ich hatte wohl Glück, dass der Dieb nicht wusste, dass die mit Zitronengeschmack meine Liebsten sind."

James nahm direkt neben mir Platz und schon wieder erschrak ich, weil ich gar nicht mitbekommen hatte, dass er schon da war.
Ich war noch zu sehr darauf fokussiert gewesen, ob es unhöflich wirkte, wenn ich mir keinen Bonbon nahm.

Ich bekam ein mulmiges Gefühl. In meinem Magen zog sich alles zusammen. Es war noch mal etwas anderes hier in Hogwarts zu sein. Im Saint Mungos konnte ich alles was geschehen war gut vergessen, aber hier schien mir wieder alles so klar und fiel mir sehr schwer mich auf meine Umgebung zu konzentrieren, weil das einzige, was mir durch den Kopf ging, war, wie ich durch Hogwarts gelaufen war in freudiger Aussicht auf den Ball und wie ich nach oben gehen wollte und was dann geschehen war. Alles wurde plötzlich so real.
Und als ich dann auch noch den Wald aus dem Büro des Schulleiters sehen konnte, wurde mir plötzlich alles zu viel.
"Ich..." Fing ich an und schluckte. Ich hatte gedacht, dass ich das gut weggesteckt hatte, aber es war nicht der Fluch der mir in den Knochen saß, sondern die Angst wie es wäre James zu verlieren. Als ich plötzlich begriffen hatte, dass es nicht mehr nur um mich ging.
"Ich muss gehen." Presste ich zwischen zusammengekniffenen Zähnen hervor, stand auf und rannte aus dem Büro.
James wollte mir hinterher, aber Dumbledor sagte irgendetwas zu ihm, was ich nicht verstehen konnte. Es fühlte sich so an, als würde ich alles durch einen Schleier wahrnehmen. Die großen Treppen von Hogwarts, die fette Dame, die mich ganz mitleidig anschaute, als ich das Portrait durchquerte. Im Gemeinschaftsraum waren nicht viele, aber es war ausreichend. Ich hatte das Gefühl, dass plötzlich alle Gespräche verstummt waren und mich alle anschauten. Ich rannte hoch in mein Zimmer, in dem mich nichts und niemand stören konnte, bis auf Mary, die mir hinterhergestürmt war und der ich die Tür vor dem Gesicht zugeknallt hatte.
Ich hockte mich auf den Boden, senkte meinen Kopf auf meine Knie und hielt mir die Ohren zu, während ich schrie.
Ich hatte das alles ausgeblendet die letzten Tage, aber kaum war ich wieder hier, war es so, als würde sich das ganze wieder und wieder abspielen.

Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt