Mary und Harry

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Wir hatten nach einem Erfolg im Kleidergeschäft noch einen Halt im Drei Besen gemacht, um ein Butterbier zu trinken und waren nun auf dem Weg zurück ins Schloss. In meiner Hand schwang glücklich meine Tüte hin und her. In ihr war ein dunkelblaues Kleid, eine Strumpfhose und flache Sandaletten. Keine Chance dass ich mich jemals wieder in irgendwelchen zu engen und unbequemen Tretern wieder fand, nur weil sie mich ein Stück größer machten und 'sexy', wie Mary mir eingetrichtert hatte.
James wusste, wie groß ich war, also musste ich mich für niemanden in diese Folterinstrumente anziehen. Sowohl die Verkäuferin als auch Mary hatten trotzdem versucht mich zu überreden, da es mein Kleid aufwerten würde, aber ich war standhaft geblieben.
Die letzten Monate in Hogwarts waren beinahe ruhig und ereignislos abgelaufen, da wollte ich mir meinen Abschluss nicht versauen, nur weil ich bei einem Treppenabsatz umknicken könnte oder der Absatz meines Schuhs in meinem bodenlangen Kleid stecken bleiben würde und ich mir dabei den Knöchel brechen könnte. Ich würde meine Schulzeit in Würde abschließen. Den Krankenflügel lasse ich für immer hinter mir.

"Und ab wann können wir uns auf kleine Potters einstellen? Halt dich ran. Ich würde gerne noch erleben, wie ich Tante werde."
Ich schnaubte. "Da hast du meiner Schwester ja was voraus."
"Es tut mir Leid Lily und ich entschuldige mich für meine Wortwahl, aber ich gebe einen Dreck auf Petunia. Ich weiß, sie ist deine Schwester, aber die Aussichte darauf, Tante zu werden, steht ihr einfach nicht mehr zu. Ich werde nicht zulassen, dass mein zukünftiges Patenkind von einem Muggle ohne Ahnung gepiesackt wird."
Ich vermisste meine Schwester. Als wir Kinder waren, hatten wir uns ausgemalt, wie viele Kinder wir einst kriegen würden und wie wir sie nennen würden. Ich hatte von mindestens fünf Kindern geträumt und einem Pudel namens Erdnussbutter. Dass ich Mary hatte, die für mich seit wir uns kannten, nicht nur beste Freundin, sondern irgendwie auch Schwester war, machte es mir leichter, mit der Ablehnung meiner richtigen Schwester umzugehen.
"Mach dir keine Gedanken drüber. Ich kriege ja schließlich kein Kind." Versicherte ich ihr.
Sie seufzte. "Schade eigentlich. Aber heiraten willst du doch jetzt, oder nicht?"
"Irgendwann."
"Morgen?"
"Mary!" Stöhnte ich. Mit diesem Thema konnte sie mich nicht in Ruhe lassen.
"Was denn? Ich meine, wir sind ziemlich schnellen Schrittes unterwegs und du denkst doch nicht, ich kriege deine Entschlossenheit nicht mit, seit wir vorhin drüber geredet hatten. Heute ist der Tag der Tage und in neun Monaten werde ich Tante." Sie philosophierte Munter weiter über meine Zukunft und ich ließ sie gewären. Mein Widerstand war ja sowieso schon dahin. Ich will James irgendwann heiraten, also ob ich morgen mit gerade einmal achtzehn Jahren vor den Altar treten würde oder erst in fünfzig Jahren mit fast siebzig. James würde immer die Konstante in meinem Leben sein. Er war es seit er vor sieben Jahren in mein Leben getreten ist, auch wenn ich ihn einen Großteil der Zeit nicht leiden konnte, und er würde es bleiben, solange ich lebte.

"Und wenn dann eure Tochter Mary und euer Sohn Harry durch euer Haus rennen, werde ich da sein und auf die beiden aufpassen, während ihr auf der faulen Haut liegen werdet, denn Tante Mary packt das schon. Aber weißt du was? Das ist schon Okay. Ich zieh mir little Mary einfach zu einer Lily 2.0 ran, wenn du keine Zeit mehr für mich hast."
Ich unterbrach lachend ihren Redefluss. "Mary und Harry?"
"Ja das sind super Namen. Das weiß ich zum Teil aus eigener Erfahrung und wenn sich ein Name auf Mary reimt, kann das nur ein super Leben vorraussagen!" Sie strahlte mich an. Ich hingegen zog eine Grimasse, um sie wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen.
"Also ich werde mein Kind weder nach dir bennen, noch werde ich es Harry nennen. Das ist ein schrecklicher Name." Sie tat meine Bemerkung einfach mit einer Handbewegung ab, so als würde es hier nicht gerade um mein Leben gehen oder meine nicht vorhandenen Kinder. "Das sagst du jetzt, aber ich werde dir die Namen in den nächsten neun Monaten so oft im Schlaf einflüstern, dass du gar nicht anders kannst."
Ich rollte mit den Augen. "Ich werde in neun Monaten nicht Mutter."
"Nein." Gab sie zu, fasste sich jedoch an die Schläfe und kreiste mit der flachen Hand über meinen Bauch, wärend sie dabei summte.
"Aber in 2 Jahren. Wetten? Du weißt, ich war schon immer gut in Wahrsagen. Ich weiß gar nicht, warum ich dieses Fach abgewählt habe."
Irgendwie hatte sie recht. Sie hat vorrausgesagt, wann James und ich zusammen kamen und hatte auch irgendwie vor einem Jahr die These aufgestellt, dass wir uns verloben würden, was zwar irgendwie schon und irgendwie auch nicht der Fall war, aber sie hatte einfach ein Gespür dafür. "Wenn ich noch zwei Jahre Zeit habe, bin ich ja erleichtert." Ich lachte und hakte mich bei ihr unter.

"Sag mal, wie läuft es jetzt eigentlich mit Remus?" Fragte ich, um nicht die ganze Zeit über mich zu reden. "Habt ihr euch schon Gedanken gemacht, was ihr so macht nach dem Abschluss?"
"Fang gar nicht erst an!" Sie seufzte. "Du kennst doch Remus' 'Ich kann nicht.' und 'Ich bin nicht gut genug.' Gesülze. Ich kann ihm erzählen was ich will, doch er lässt sich gar nicht erst darauf ein. Deswegen hatten wir uns gestritten." Ihre Miene verfinsterte sich.
"Warum bist du nicht direkt damit zu mir gekommen?" Mein Ton war leicht vorwurfsvoll. Erstens war ich etwas bestürzt, dass sie die ganze Zeit über mein Liebesleben geredet hatte und zweitens verletzte es mich, dass ich erst jetzt davon erfuhr und auch nur weil ich explizit nach hakte.
Früher wäre Mary damit zu mir gekommen und hätte sich Rat bei mir gesucht. Was war nur passiert. Hatte sie das Gefühl, sich mir nicht mehr anvertrauen zu können?
"Naja. Du schienst so beschäftigt." Als ich verwirrt guckte, ergänzte sie schnell. "Du hattest ja viel um die Ohren. Nicht nur deine Sorgen mit James und deine Zukunft, deine Aufgaben als Schülersprecherin und halt das was uns alle betrifft. Der Schulabschluss, Lernen, Hausaufgaben, Aufsätze, noch mehr Lernen..." Zählte sie auf.
Ich blieb stehen und umarmte sie. "Ich wollte nicht, dass du das Gefühl hast, nicht mit mir reden zu können. Zum Teufel mit James. Du wirst bei mir immer an erster Stelle stehen." Versicherte ich ihr und meinte es auch so. Wenn meine Schwester mich brauchen würde, musste sich mein Freund eben hinten anstellen.
Sie schniefte und drückte mich fest. "Aber Remus ist ja auch dein Freund, ich wollte nicht, dass du dich vielleicht unbehaglich fühlst deshalb."
Ich zuckte mit den Schultern. "Du bist meine beste Freundin." Beteuerte ich ihr.
"Ja ich weiß, aber..."
"Kein aber! Wenn du über Remus herziehen willst, dann werde ich dich in vollen Zügen unterstützen."
Sie nickte an meiner Schulter und holte tief Luft.
"Naja du weißt ja wie er ist. Er will es immer allen recht machen, hautsache er fällt niemandem zur Last." Wir setzten unseren Weg fort.
"Aber weißt du was? Das belastet mich! Er ist so demütig. Er hat sogar mit mir Schluss gemacht, weil er findet, dass es nicht gut für mich ist, wenn wir zusammen sind, weil er nicht gut wäre." Sie holte Luft, schaute mich abschätzig an, musterte mich von oben bis unten und stöhnte.
"Du bist genauso! Wieso bist du so? Erklär es mir! Dann kann ich ihn verstehen." Bevor ich ansetzen konnte, um ihr zu erklären, dass egal was Remus Argumente gewesen seien, es definitiv ganz anders war als bei mir und James, redete sie einfach weiter. "Nein weißt du was? Erklär es mir nicht. Mit dir bin ich ja auch befreundet, ohne dass ich ein Handbuch dafür bräuchte. Soweit kommt es noch!" Stieß sie empört aus.
"Auf jeden Fall habe ich ihm gesagt, wenn er Schluss machen möchte, könne er das gerne tun, aber ich werde das einfach ignorieren, deshalb küsse ich ihn jedes Mal, wenn ich ihm zufällig über den Weg laufe." Sie holte Luf. "Da wird er immer völlig perplex, er beschwert sich aber auch nicht. Man könte das vielleicht übergriffig finden, aber das ist mir egal, denn..." Sie biss sich auf die Lippe. "Du kennst doch die Besenkammern dieser Schule, oder? Jeder kennt sie. Aber Remus ist kein Typ für Besenkammern, dachte ich, bis er mich letztens in eine gezogen hat." Ich riss perplex die Augen weit auf. Nicht weil ausgerechnet Remus was auch immer getan hatte, sondern wegen der plötzlichen Wendung in ihrer Erzählung. "Das war heiß! Wir haben diese Sachen gemacht..." Sie errötete. "Okay das ist nicht relevant. Auf jeden Fall sind wir zusammen, denke ich irgendwie. Demütig hin oder her!"
"Remus hat dich in eine Besenkammer gezogen?" Echote ich, als sie ausgeredet hatte. "Das ist schräg!"
"Ich weiß! Aber es war gut!" Sie fächerte sich kichernd mit der Hand Luft zu und redete einfach weiter ohne Punkt und Komma, regte sich über alles auf, was sie störte, was sich eigentich nur darauf bezog, dass er, bis auf wenige Ausnahmen, so unsicher war. Wir näherten uns dem Schloss und schließlich beendete Mary ihren Monolag mit: "Ich hab einfach Angst, dass wir Hogwarts verlassen werden und ich ihm dann nicht mehr zufällig begegnen kann. Noch kann er mir nicht einfach aus dem Weg gehen, aber wenn das alles vorbei ist... Ich weiß ja nicht, wo meine eigene Zukunft hinführen wird, aber eigentlich hatte ich gedacht oder gehofft, dass er auch da sein würde." Sie guckte mich verzweifelt an.
"Ich kann mit ihm reden, wenn du willst." War mein einziger Lösungsvorschlag.
"Ich weiß nicht ob ich das will." Sie zuckte mit den Schultern. "Eigentlich wünsche ich mir, dass weder ich noch du mit ihm darüber reden müssten, dass er einfach wissen würde, wie..." Sie zögerte. "Wichtig er mir geworden ist. Dann würde er mir das doch gar nicht erst antun. Wenn ich ihm genauso wichtig wäre, dann..." Sie schluchzte. "Vielleicht bin ich ihm einfach nicht wichtig genug."
Es machte mich wütend, dass er sie traurig machte. "Wenn ich ihn das nächste mal sehe, werde ich irgendeinen Zauber auf ihn abfeuern."
"Das machst du sowieso nicht." Sagte sie und schaute direkt etwas fröhlicher aus.
"Wetten?"
"Okay"

Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Where stories live. Discover now