Ein Familientag mit James

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Als ich runter kam, um James aufzuwecken, saß dieser schon mit einem Tee in der Hand auf dem Sofa und guckte Fernsehen.
"Wow Lily." Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und strahlte mich an. "Das musst du dir ansehen. Das ist unglaublich." Er schlürfte an seinem Tee und wandte seinem Blick wieder dem Bildschirm zu. "Ich meine, ich wusste, dass es sowas gibt, aber das ist einfach nur unglaublich."
Ich setzte mich zu ihm auf das Sofa und lachte bei der Euphorie, die er hinsichtlich unseres Fernsehers an den Tag brachte. Wie ein kleines Kind hüpfte er auf und ab, jedes mal wenn das Bild wechselte. Sogar als Werbung kam jubelte er. "Da!" Rief er ganz aufgeregt. "Sowas habt ihr auch."
Er zeigte aufgeregt auf das "Ereignis". Es war eine Waschmaschine. "Ja James, sowas haben wir." Seufzte ich nur und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter.
Leider war das nicht lange möglich, denn als Werbung für Pudding kam, sprang er wieder auf und ab. "Oh Lily. Das ist wirklich toll. Jetzt habe ich direkt Lust auf Pudding." Und ich habe ein Schädelhirntrauma. So fühlte sich mein Kopf zumindest an, bei der Geschwindigkeit, mit der auf das Sofa geknallt ist. 

James war ein Opfer der Werbung. Ich tätschelte seine Schulter und gab den Versuch auf, meinen Morgen entspannt an seiner Seite anzugehen. Dafür war er viel zu hibbelig.
Stattdessen ging ich in die Küche, um mir einen Kaffee zu holen. "Willst du auch einen Kaffee?" 
"Habt ihr denn so einen mit Schokostückchen aus der Werbung?" War seine Gegenfrage. 
"Das ist ein Cappuccino." Erklärte ich ihm, seufzte dann aber und entlarvte mich selbst als Werbungsopfer. "Ja den haben wir. Möchtest du einen?" 
Aufgeregt nickte er, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden, auf dem die nächste Soap begann.

"Sag mal hast du James den Fernseher angemacht?" Fragte ich meinen Dad, der in der Küche saß und Zeitung las. Er kam als einziger Übeltäter in Verdacht, weil ich mir ziemlich sicher war, dass meine Mom noch schlief.
"Vorher hatte er den Uhrzeiger mit seinen Augen verfolgt. Ich hab gedacht, das wäre spannender." Rechtfertigte er sich. Auf seinem Gesicht erschein ein breites Grinsen. "Ich hab mir sogar fünf Minuten Zeit genommen und hab ihn beobachtet. Das war besser als jedes Fernsehprogramm."

"James möchte am liebsten alles aus der Werbung haben." Ich nahm mir eine Tasse, füllte sie zu einem Viertel mit Kaffee und füllte den Rest mit Milchschaum auf. Dann setzte ich Wasser für James Cappuccino auf und und suchte ihm eine Tasse heraus, auf der ein riesiges Herz mit den Worten 'I love you' aufgedruckt war. Wenn er seine Aufmerksamkeit darauf richten konnte, trotz des laufenden Fernsehprogramms, dann würde er sich sicherlich freuen und dieses schiefe Lächeln aufsetzen.

Pünktlich zur frühen Stunde kratzte auch schon eine Eule am Fenster. Sie brachte den Tagespropheten. Mein Dad war immer noch ganz begeistert davon.
Ich blätterte die Zeitschrift durch. Irgendwelche Quidditschergebnisse und das Rezept des Tages. Ich wusste nicht , wer sich diesen Teil ausgedacht hatte. Heute war es Sockensuppe mit Kürbisbrei. Klingt doch verlockend, nicht wahr?
Dieser Teil war erst vor kurzem dazu gekommen, doch auch wenn ich in Wahrsagen nie aufgepasst hatte, konnte ich mit ziemlicher Gewissheit sagen, dass er nicht mehr lange existieren wird. Zumindest betete ich dafür. 
In den nächsten Seiten ging es um die Vorsichtsmaßnahmen, die vom Ministerium getroffen wurden, wegen dem, dessen Name nicht genannt werden darf. Ich verdrehte die Augen. Mit solchen Aussagen würde man nur das Ego dieses Bastards puschen. Da war James Kürzel doch schon wahrheitsgemäßer. Voldi klang schließlich nicht wirklich gefährlich oder gar totbringend.
Ich war davon überzeugt, sobald man anfangen würde, ihn auch in der Zeitung so zu nennen, würden weniger ihn fürchten und mehr sich gegen so einen Idioten aufstellen.
Aber so wie es momentan propagiert wird, hätte ich auch Angst.

Dieser Abend im Wald schien schon wieder so lange her. Mich wunderte es ja überhaupt, dass meine Eltern mich danach noch auf die Schule gehen gelassen haben. Normalerweise hätten sie mich für den Rest meines Lebens im Keller eingesperrt und obwohl sie Muggel waren, hätten sie eine Möglichkeit gefunden, die Tür so zu verhexen, dass nur noch Essen und Trinken durch einen kleinen Spalt passen würde, sie aber niemand, egal ob von außen oder innen, je aufkriegen würde.
Und ich würde dann bis an mein Lebensende warte, dass mich mein Prinz retten wird.
Kurz hatte ich die Hoffnung, dass James die Tür aufsprengen würde, aber um zu unseren Keller zu kommen, muss man durch das Wohnzimmer gehen und im Wohnzimmer stand der Fernseher. Ich würde also doch alleine sterben.

Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt