Lesenacht: Happy New Year?!

198 18 0
                                    

Durch diesen ganzen Trubel und lärm ging allerdings etwas unbemerkt. Ganz offensichtlich, hatten wir ungebetene Gäste hier, was bis eben niemand gemerkt hatte.
Neben mir stand eine schwarzhaarige ältere Dame, James Tante, die als einziges seiner Familie keine Zauberkräfte hatte und ich sah, wie auf diese hilflose Frau ein Blitz zu sauste.
Den Bruchteil einer Millisekunde hatte ich gedacht, es handle sich um eine Reflexion aus dem Himmel, hatte aber im gleichen Moment schon dazu angesetzt, mich schützend vor sie zu stellen und meinen Zauberstab zu zücken. Ich hatte einfach aus Reflex gehandelt.
Bevor ich jedoch überhaupt die Chance bekam, einen Schutzschild zu errichten oder den Fluch abzuwehren, traf er mich bereits und ich bekam statt ihr den Zauber ab.

Es war nichts gefährliches, nichts was große Schmerzen erzeugen würde oder mich gar umbrächte, aber es schleuderte mich zurück und ich landete in einem Fenster, das mit mir zersplitterte. Zugegebener Maßen, ich hatte Schmerzen, aber sie wurden von meinem Adrenalin so verdrängt, dass ich keinen einzigen Gedanken daran verschwendete. Ich kam auf dem Boden auf, rollte mich auf dem Bett aus Scherben ab, sodass ich direkt wieder zum stehen kam.
Auf dem Weg auf dem ich herein gekommen war, wollte ich direkt wieder heraus springen, alles in mir war auf einen Kampf ausgerichtet, jedoch gab es schon kein Kämpfen mehr, als ich einen Blick nach draußen wagte.

Auf der Party hatten sich vier Auroren befunden. Sie alleine hätten vermutlich unsere Angreifer stoppen können, aber es waren ja noch andere Zauberer da. Sie beziehungsweise wir alle hätten etwas gegen sie anrichten können, es wäre ein unfairer Kampf gewesen, wäre es überhaupt zu einem gekommen.

"Lily!" James stürzte zu mir. Ich stand noch immer in den Scherben und er war bereits dabei, sich ebenfalls durchs Fenster zu mir zu begeben. "Stopp James!" Sagte ich und hielt ihn damit auf Abstand. "Nimm die Tür wie normale Leute! Du könntest dich sonst schneiden." Wies ich ihn an. Ich entfernte mich vom Ort des Geschehens und ging Richtung Haustür, die mein Freund in dem Moment aufriss, in dem ich den Eingangsbereich erreicht hatte.

Erst als er da war und mir ganz sanft die Hände auf meine Schultern legte, ich meinen Kopf an seine Brust lehnen konnte, fanden meine Schmerzen anklang. Das Brennen der Wunden wurde stärker mit jedem Atemzug und doch versuchte ich es einfach wegzuatmen.

Ich spähte an James vorbei, zu meinen Eltern, die nun ebenfalls geschockt in der Tür aufgetaucht waren. Hinter ihnen erspähte ich die ausgebildeten Auroren, die die fünf Jugendlichen festhielten, die zu plötzlich hier aufgetaucht waren. Sie waren jünger als ich, wenn auch nicht viel, so wie es aussah und sie trugen nicht die schwarzen Roben der Totesser. Was also wollten diese Leute?

Ich seufzte versuchte den Schock des Abends hinter einem Lachen zu tarnen. "Ist ja super gelaufen." Ich glaube ich hatte einen kleinen Glassplitter in der Lippe. Das war sehr unangenehm.
"Ein normales Silvester wäre ja auch zu langweilig gewesen."

Meine Eltern waren mit kleinem Abstand vor mir stehen geblieben. Ich löste mich von James und Hof abwehrend die Hände. "Alles gut! Mir geht's gut! Ich könnt also aufhören, euch Sorgen zu machen." Auch Euphemia Potter kam nun zu der Szene. "Ach Lily. Schön das es dir gut geht." Betonte sie recht auffällig meinen Eltern gegenüber. Mal ehrlich: Ich kannte diese Frau eigentlich kaum, aber sie wusste irgendwie genau, dass ich gerade meine Eltern beruhigen und loswerden wollte. "Wie wärs, wenn du ins Bad gehst und dich frisch machst und ich hole dir gleich einen Trank, damit die Kratzer sich schließen und nicht entzünden und einen gegen die Schmerzen."
Ich stimmte ihr zu und trat mit James im Schlepptau meinen weg ins Bad an.
"Ich hab gedacht ich sehe schlimmer aus!" Stellte ich fest, nachdem ich mich im Spiegel gesehen hatte. An meinen Armen waren nur ein paar kleine Kratzer, und eine etwas größere Wunde, von der ich wusste, dass sie mit einem guten Heilungstrank über Nacht, morgen schon fast nicht mehr zu sehen sein würde.

James nickte grimmig. "Du hast ja auch noch nicht deinen Rücken gesehen. Da sind noch drei von denen da." Er deutete auf die Wunde an meinem Arm. Ich sah ihm an, dass er wütend war und am liebsten ausrasten würde, aber ich genoss es gerade einfach, dass er genauso versuchte locker zu bleiben, wie ich es tat.
Ich hatte auch fürchterliche Kopfschmerzen, aber was ich nicht sehe, ist auch nicht da. Das versuchte ich mir zumindest einzureden.
"Irgendwie ist das peinlich." Äußerte ich vorsichtig meine Bedenken. "Hätte ich einfach vorher genauer hingeguckt, hätte ich diesen Fluch ohne Probleme abwehren können, aber mir passiert mal wieder sowas." Frustriert ließ ich Wasser ins Waschbecken ein und feuchtete einen Lappen an, um meine Wunden sauber zu machen.
Nur ich hatte etwas abbekommen, denn wie es schien, hatte bis auf James Tante, die unbeholfen gestolpert war und wohl etwas unsanft auf dem Boden aufgekommen war, hatte niemand etwas abbekommen. Alle befanden sich in bester Gesundheit nur ich nicht.

"Lily bitte!" James schnaubte abfällig, ob über mich oder meine Bemerkung wusste ich nicht. Ich drehte das Wasser ab. "Das kannst du doch nicht wirklich glauben!"

Ich schluckte. "Mir ist schlecht." Gab ich einfach von mir, statt auf seine Frage zu antworten. Ich setzte mich auf den Rand der Badewanne und stützte meinen Kopf auf meinen Händen. James setzte sich zu mir.
"Keiner von uns hat sie gesehen. Hätte ich sie gesehen, hätte ich den Fluch vor dir abwehren können oder Remus. Nicht mal meine Eltern haben das kommen sehen. Du brauchst dir über so einen Quatsch keine Gedanken machen, denn du warst diejenige, die es gesehen hat und kein anderer." Er stand auf, nahm sich den Lappen und begannen die kleinen Kratzer und winzigen schnitte abzutupfen. "Und ob du mir es nun glaubst oder nicht, aber Sirius ist schon mal durch genau das gleiche Fenster gefallen und ich war Schuld dran." Tatsächlich glaubte ich ihm das aufs Wort. " Oh man waren meine Eltern sauer auf mich, dabei bin ich bis heute der festen Überzeugung, dass Sirius seinen Abgang nur dramatischer machen wollte."
Ich kicherte. "Das Fenster war also von vornerein dafür prädestiniert, dass noch weiterer dadurch fallen würden." James küsste mich auf meinen Scheitel.

"So wie es aussieht, hast du nicht mal eine Scherbe als Andenken behalten. Ich hole dir schnell die Tränke und dann trage ich dich ins Bett."
Er verschwand für eine Minute und gab mir damit Zeit, den Abend noch einmal Revue passieren zu lassen. Eigentlich war es ein wirklich schöner Abend gewesen. Und darauf kommt es doch eigentlich an oder? Mit einem halben Lächeln blieb ich sitzen und erwartete seine Rückkehr.

James gab mir die beiden tränke, die Euphemia angekündigt hatte und ich trank beide mit einem Schluck aus. Direkt ging es mir besser.
Auch wenn ich alles versuchte, um James davon abzuhalten, ließ er es sich nicht nehmen, mir auf jede noch so kleine Stelle, die nur annähernd gerötet war ein Pflaster drauf zu kleben und mir dabei die ganze Geschichte zu erzählen, wie James Sirius aus Versehen als Rammbock für ein Fenster benutzt hatte.
Indem er es jedes Mal aufs neue schaffte, mich zum Lachen zu bringen, klebte er auch ein riesiges Pflaster auf meine Seele. James war meine Medizin.

"So alles abgeklebt. Du siehst aus wie neu!" Erklärte er mir, als wir fertig waren. Ich wollte aufstehen, voller Angst im Spiegel die Anzahl an Pflaster Zählen zu können, gleichzeitig mit der Hoffnung, überhaupt noch ein Rest von meiner Haut zu entdecken, doch er hielt mich auf.
"Stopp! Ich hab gesagt, ich trage dich! Und außerdem fehlt nur noch eins zur Vollendung meines Kunstwerkes." Hoch heilig überreichte er mir seinen Quidditsch Pullover.
"Zieh ihn an und es wir dir nie wieder schlecht gehen!"
Der Pulli reichte mir fast bis zu den Knien, so riesig war er, aber James hatte recht, alleine die Tatsache, dass er nach James roch, brachte mich zum lächeln.
Wie ich diesen verdammten Idioten liebte.

"Und jetzt trage ich dich über die Schwelle, um das Neujahr zu begrüßen!"
Er hob mich auf seine Arme, schlich sich durch das Haus unerkannt zu seinem Zimmer, legte mich behutsam in sein Bett und setzte sich zu mir.
Kaum hatte ich in seinen Armen gelegen, war ich auch schon eingeschlafen.

Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Där berättelser lever. Upptäck nu