Eine Nacht ohne Sterne

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Auf leisen Füßen schlich ich aus meinem eigenen Zimmer, denn ich wollte Mary nicht wecken, so friedlich wie sie gerade schlief. Bevor ich jedoch das Zimmer verlassen konnte, schnappte ich mir etwas frisches zum anziehen und meinen Umhang, da er das einzige war, was ich bei dieser Dunkelheit sehen konnte, das mir draußen wärme spenden würde und trat ganz nebenbei noch gegen den Türrahmen, wobei mir ein leiser Schmerzensschrei entwich.
Mary schnarchte dabei laut auf und drehte sich so um, dass sie nun mein ganzes Bett für sich einnahm.
Ich hoffte, dass ich nachher kein Verlangen mehr haben würde zu schlafen, denn wenn sie sich einmal breit gemacht hatte, war nicht daran zu denken, sie dort wieder wegzukriegen. Selbst im Schlaf konnte sie sich dagegen tretend und wild um sich schlagend wehren, dabei jedoch nicht aufhören leise vor sich hin zu schnarchen. Ein Wachhund, der sein Revier verteidigte.

Als ich endlich meine Türklinke ertastet hatte, seufzte ich auf, da es im Gemeinschaftsraum der Schülersprecher noch einigermaßen hell war. Das Feuer im Kamin war noch nicht ganz herunter gebrannt und an der Wand hingen noch vereinzelt brennende Kerzen.
Ich ging ins Bad, putzte mir die Zähne und zog mich um. Ich trug nun ein dunkelblaues T-Shirt und eine Schwarze Leggings.
"Hast du heute noch was vor?" Hörte ich eine Stimme hinter mir, als ich mir meinen Umhang umhängen wollte. "Nun ja, eigentlich habe ich gedacht, ich nutze meine Vorteile als Schülersprecherin und gehe nach der Sperrstunde noch ein bisschen spazieren."
Er lächelte. "Darf ich dich begleiten?" Fragte er, worauf ich den Kopf schüttelte. Vielleicht etwas zu schnell und etwas zu panisch, da er geknickt den Kopf hängen ließ. Damit er sich nicht zu vor den Kopf gestoßen fühlte, sagte ich: "Ich will einfach ein bisschen den Kopf frei kriegen. Ich bin auch nicht lange weg."
Er nickte und zog die Nase kraus. "Falls was sein sollte, also wegen deines Kopfes... Naja, pass auf ja?" Oh Merlin war das sein Ernst? Dachte er jetzt wirklich, ich könnte nicht einmal mehr auf mich selbst aufpassen? Als wäre ich ein verletztes Reh, das gepflegt werden müsste, bis man es wieder in die Welt entlässt- oder irgendein anderes Wildtier, was man dann doch in seiner Obhut behält, weil es ja so wehrlos ist und weil man es so liebgewonnen hat.
"Ich geh nur raus James. Ich stürz mich nicht direkt ins nächste Unglück." Er hob beschwichtigend die Hände, worauf ich nur mit einem amüsierten Schnauben antwortete und ging.

Ich hatte ganz vergessen, dass ich noch zu Madam Pomfrey sollte, aber nun war es auch schon ziemlich spät und morgen war ja auch noch ein Tag. Einen Augenblick überlegte ich, ob ich noch schnell vorbei schauen sollte und mich dafür entschuldigen sollte, aber die Aussicht draußen den Kopf frei zu bekommen zog mich in die Richtung des großen Tores, was nach draußen führte. Die Tür war leicht angelehnt. Ob jemand vergessen hat sie zuzumachen oder ob auch noch jemand draußen war? Vielleicht war es ja auch nur Hagrid. Der Wildhüter schleicht nachts oft umher und kümmert sich um Pflanzen und Tiere.

Der Herbst fand dieses Jahr früh seinen Anfang, die Nächte wurden immer kälter und ich war dankbar, dass ich an meinen Umhang gedacht hatte, den ich mir nun fester um die Schultern schlang. Erst hatte ich überlegt, ob ich direkt wieder umkehren sollte, aber nun war ich schon einmal unten, dann konnte ich auch direkt hier bleiben. Ich schlenderte über die weiten Wiesen und atmete die frische Nachtluft ein. Sie war sehr erlösend im Gegensatz zu den warmen zum teil heißen Sommerbriesen, die Tagsüber wehten.
Der kalte wind hinterließ eine angenehme Gänsehaut auf meiner Haut. Als ich am Teich ankam, hatte ich das dringende Bedürfnis, meine Füße ins Wasser zu verfrachten und mich am Rand hinzusetzen, weshalb ich meine Schuhe fein säuberlich neben mich stellte und meine Socken darin postierte.
Das Wasser war noch angewärmt vom Tag. Ich seufzte und verweilte eine Weile so. Meine Füße im Wasser, auf dem Boden sitzend, während ich meinen Kopf auf meinen Knien bettete.

So konnte man den Kopf wirklich frei kriegen und doch schwirrten da weiterhin zwei Jungen in meinem Kopf rum.
Der eine Erwachsen, anständig und belesen und der andere: kindisch und verspielt, aber süß und er gibt mir das Gefühl von Sicherheit.
Mit dem einem habe ich aus mir nicht bekannten Gründen vor einiger Zeit den Kontakt verloren, beim anderen haben sich bei mir bis vor Kurzem die Zehnägel gekräuselt alleine beim Gedanken an ihn.
In meinem Kopf erstellte ich eine Pro und Kontra Liste, die dazu überging beide miteinander zu vergleichen.
Insgeheim allerdings stellte ich mir andauernd die gleiche Frage wie Mary; Warum will ich unbedingt was von Will? Wo ich doch nicht mal ein Date mit ihm hatte und lediglich den Will von früher kannte. Und warum konnte ich den Potter, so wie er jetzt war nicht an mich ran lassen?
In den Sommerferien war ich doch kurzer Zeit der Überzeugung, dass ich vielleicht doch ein nicht geringes Interesse an Potter hatte. Damals als ich mit ihm auf den Flur zusammen gestoßen bin, habe ich ja sogar Potter selbst berichtet, dass ich eventuell Gefühle für ihn habe, auch wenn ich oft glaube, dass ich diese Begegnung nur geträumt hatte. Was hatte sich geändert? Er oder ich?
Würde ich mir später dafür danken, dass ich einem anderen Jungen die Chance gegeben hätte? Oder werde ich später bereuen, dass mein Wahl nicht auf James gefallen ist? Mit wem werde ich gemeinsam alt werden? Vermutlich ende ich als verrückte Katzenlady, die von niemandem geliebt wird und ab und zu mal auf Mary Kinder aufpassen und Babysitten darf.

Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Where stories live. Discover now