Kindheitstrauma?

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"Also was ist dein größtes Kindheitstrauma?" Fragte ich James, nachdem wir schon eine Weile versuchten uns gegenseitig Weintrauben in den Mund zu werfen und über peinliche Situationen im Leben redeten.

Ein mal hatte ich mich geweigert auf seine Frage zu antworten, weil es mir zu peinlich war. "An welchen Mythos hast du denn so als Kind geglaubt? Also ich habe geglaubt, dass Einhörner verwunschene Menschen seien, die einen Fluch auf dich hetzen, sobald sie dich mit ihrem Horn berühren, weshalb ich immer weggerannt bin, sobald eins auf mich zu kam." Er lachte laut auf bei der Erinnerung. "Was manchmal ziemlich schwierig war. Wir haben nämlich ein Wald direkt neben unserem Haus und dort leben Einhörner. Ich hatte immer Süßigkeiten in Tasche. Sobald eins davon Wind bekommen hatte, sind sie mir direkt hinterher gerannte und der kleine ängstliche James hat sich von diesen Biestern im Zickzack über die Wiese jagen lassen."
Bei der Vorstellung, wie ein wild gewordenes Einhorn wie Wild versucht in James Hosentasche zu beißen, prustete ich los.
Weil ich mich nicht wieder ein bekam, wurde James rot und nagte nervös an seiner Unterlippe. "Okay jetzt du." Versuchte er die Aufmerksamkeit von sich abzuwenden.
"Da gibt es nichts." Ich zuckte mit den Schultern und sah ihn unschuldig an.
"Keine Chance jeder hat so etwas. Du willst es bloß nicht erzählen." Versuchte er es aus mir heraus zu kitzeln. Ich schüttelte meinen Kopf, stemmte die Hände in meine Hüften und protestierte mit verbissenen Zähnen, wie ein kleines Kind.

James zog seinen Zauberstab und über mir erschien eine Regenwolke, die erst leichten Niesel von sich gab, doch dann stärker wurde. Ich spannte einen Regenschirm über meinem Kopf, der das Wasser abhalten sollte, doch stattdessen tropfte es nun in meinen Nacken und weiter den Rücken entlang.

"Okay. Ist ja gut." Ergab ich mich, weil das Sofa langsam durchnässt, und der Regen hörte auf.
"Unsere Nachbarn hatten eine schwarze Katze." Ich hielt Inne und überlegte, ob ich ihm das nun wirklich erzählen sollte. Im Endeffekt, hatte er mich so lange angestarrt, mir in die Augen und vor allem auf den Mund geguckt, bis mir unwohl zumute war und ich deshalb anfing zu erzählen.
"Petunia hatte mir irgendwann mal eingeredet, dass eine schwarze Katze Pech bringt und dass man sich ja in Acht nehmen muss, wenn man einer begegnet." Mahnend hob ich meinen Zeigefinger um meine Worte zu unterstützen, in der Hoffnung, dass es dann nicht ganz so affig klingen würde.
"Als ich dann mal von der Schule nach Hause gekommen bin, saß eine Pechschwarze Katze vor unserer Tür. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht, dass die Katze unserem Nachbarn gehörte. Sie war Tag und Nacht bei uns und ich konnte sie aus dem Fenster heraus beobachten." Ich hielt kurz Inne und wartete auf eine Reaktion, doch James hatte sich nur mit einem leichten Lächeln zurück gelehnt und wartete darauf, dass ich weiter erzählte.
"Ich hatte dann jedes mal das Gefühl, dass sie auf mich wartete, bis ich runter komme. Ich habe wirklich geglaubt, dass sie mich verfolgte und hatte sogar Albträume, in denen die Katze meine ganze Familie aufgefressen hatte und sich dann auf mich gestürzt hatte. Das war schrecklich." Er stimmte mir mit einem vielleicht zu ernsten Nicken, als dass ich es hätte Ernst nehmen können zu.
"Das ganze ging so weit, dass ich mich eines Tages nicht mehr aus dem Haus getraut habe und mich in meinem Zimmer verbarrikadiert habe. Zwei ganze Tage" Die letzten drei Worte schrie ich aufgebracht und hielt dazu zwei Finger in die Luft. "ging das so, bis mein Dad die Tür aufstemmen musste und mich aus meinem Zimmer geholt hat." James Ernste Miene bröckelte.
"Meine Eltern waren verdammt sauer, weil sie die Tür kaputt machen mussten und haben mir erklärt, dass die schwarze Katze von nebenan kein Pech beschert." Ich seufzte bei der Vorstellung, wie dumm ich doch mal gewesen bin.
"Wir sind dann rüber zu den Nachbarn und dort hab ich die Katze 'kennengelernt." Ich holte tief Luft für die Pointe. "Das beste war aber, dass meine Schwester noch viel größeren Ärger bekommen hatte, als ich wegen der Tür, weil sie mir diesen Floh ins Ohr gesetzt hat."
Das Lachen von James blieb aus, stattdessen grinste er nur schief. "Wie masochistisch. Vor allem tut mir die Katze Leid. Sie konnte dafür ja gar nichts und muss sich noch auf ihre alten Tage wundern, warum du jedes mal geschrien hast, wenn du sie gesehen hast." Ich schüttelte beschwichtigend den Kopf.

Mein braunäugiger Idiot ||Jily FF|Where stories live. Discover now