Kapitel 4- Verführerisches Zusammentreffen

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Schreiend wachte ich auf. Ich war schweißgebadet und mein Herz raste. Ich brauchte ein paar Momente um mich wieder zu fassen, bevor ich erschöpft ins Bett zurück sank. Als mein Atem sich wieder normalisiert hatte, ging ich ins Bad und spritzte mir klaltes Wasser ins Gesicht. Ich schaute in den Spiegel und war geschockt, wie schlimm ich aussah: meine Haare waren total verknotet, ich hatte starke Augenringe und sah total fertig aus. Ich trocknete mein Gesicht und meine Hände ab und lief zurück in mein Zimmer, wo ich mich müde auf mein Bett fallen ließ.

Am Morgen wachte ich wie immer wegen meines nervigen Weckers auf. Seufzend schlug ich die Decke weg und ging ins Bad. Zum Glück sah ich jetzt nicht mehr so schlimm aus wie letzte Nacht. Ich wusch mein Gesicht mit warmen Wasser und überschminkte meine Augenringe. Anschließend trug ich mir noch ein wenig Wimperntusche und Eyeliner auf. Nachdem ich mir noch die Zähne geputzt hatte, lief ich ins Zimmer zurück und zog mir eine Bluse und eine Jeans an. Ich machte mir noch schnell eine schlichte Kette mit einem Infinity-Zeichen um und zog ein Bettelarmband an.

Unten erwarteten mich meine Mutter und mein Bruder, der mich wieder zur Schule fuhr.

Dort angekommen, lief ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu meinen Freunden. Schnell umarmte ich alle, während Avery sagte: "Hey Justine, wusstest du schon dass wir in der zweiten eine Freistunde haben? Herr Zusewski ist nicht da." Herr Zusweskis Mutter ist Polin, deshalb hat er den Namen. Aber er hat nicht nur ihren Namen geerbt, sondern auch ihre Schönheit. Er ist nämlich verdammt heiß. Trotzdem ist er nicht mein Typ, aber viele Mädchen sind da anderer Meinung, sie baggern ihn immerzu an. Darüber kann ich nur herzlich lachen, denn im Ernst, wer hat denn schon Chancen bei seinem Lehrer?! Wir sind hier ja nicht bei RTL, wo diese Beziehungen ein Happy End haben.

Avery, Liz und ich machten uns grade auf den Weg zu unseren Musikräumen, als Liz fragte: "Was habt ihr eigentlich in Physik raus? Ich hab echt null Peilung wie das gehen soll. Mein Ergebnis ist bestimmt falsch." Wir mussten anfangen zu lachen. "Liz, wir sind Mädchen, wir machen keine Fehler. Die anderen verstehen bloß unsere Logik nicht", grinste ich und zwinkerte ihr zu. "Wie Recht du doch hast", lachte Avery. Wir kamen alle drei an unserem Raum an, als ich Jackson wieder sah. Verdammt, er sieht total gut aus! Nein, nicht daran denken, Justine. Er ist ein Arsch. Ich schüttelte meinen Kopf, damit ich meine nervigen Gedanken loswurde.      

Als es klingelte, setzten wir uns alle hin und Herr Schulz kam herein. Er laberte irgendetwas über Vivaldi und die Barockzeit, aber ich konnte mich nicht richtig konzentrieren, da ich Jacksons Blick auf mir spürte. Mir war das total unangenehm und ich rutschte unruhig hin und her. Die Stunde verging seeeehr langsam und ich atmete erleichtert auf, als die Klingel mich endlich erlöste.

Ich packte schnell meine Sachen ein und wollte mit Avery und Liz in die Mensa gehen, als Herr Schulz mich zu sich nach vorne rief. Ich drehte mich nochmal zu meinen Freundinnen um, die mir zuflüsteten, dass sie schonmal vorliefen. Als Bestätigung nickte ich bloß und ging zu meinem Lehrer. "Justine, ist heute alles mit Ihnen in Ordnung? Sie waren so unkonzentriert, dabei sind Sie doch eigentlich eine der besten Schüler im Mündlichen.", fragte er mich mit einem besorgten Gesichtsausdruck. Etwas überrascht, dass er mich so etwas fragte, antwortete ich: "Nein, machen Sie sich keine Sorgen, mit mir ist alles okay. Ich musste nur an etwas unwichtiges denken." "Okay, dann ist ja gut. Wir sehen uns dann." "Alles klar, bis Morgen!", verabschiedete ich mich. Okay, seit wann spricht ein Lehrer einen Schüler darauf an, wenn er ein Mal unkonzentriert ist?, dachte ich. Wenn es immer so ist, kann ich es ja verstehen. Aber ein Mal?

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich an der Ecke an der Hüfte gepackt wurde und mich einen Augenblick später mit meinem Rücken an der Wand wiederfand. Ich wollte die Person grade fragen was das soll, als ich merkte, wer es war. Niemand anderes als Jackson. Sofort schlug meine Herz dreimal so schnell. Er lachte verschmitzt und flüsterte mit rauer Stimme: "Na Kleine, hast du etwa Angst vor mir?" Verdammt, woher weiß er das? Mein Herz schlug noch schneller, als er mir tief in die Augen sah. Er hatte wirklich schöne Augen. Oh nein, was dachte ich denn da?, ermahnte ich mich selbst. Reiß dich zusammen, Justine. Ich legte meine Hände auf seine Brust, die zu meinem Leidwesen total durchtrainiert war, weshalb mir meine Widerstandsaktion noch schwerer fiel. Er lächelte mich nur schief an. Als er sich wieder verbeugte, wurde ich von seinem Duft eingehüllt und meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an.

Mein Gott, Justine stell dich nicht so an!, rief meine innere Stimme. Aber es tat so gut. "Also Kleine, ich will mal folgendes klarstellen: mich weist niemand ab, klar? Ich bekomme immer das, was ich will. Und derzeit", er kam noch näher, sodass seine Lippen mein Ohr streiften, wenn er redete, "bist du das. Du. Gehörst. Mir." Die letzten Worte knurrte er. Ein Prickeln durchfuhr meinen Körper und ich bekam eine Gänsehaut. Seine Hände fuhren an der Seite meiner Hüfte hoch und gelangten zu meinen Handgelenken, welche er nahm und über meinem Kopf mit meiner Hand festhielt. Mit der anderen stieß er meinen Körper näher an seinen, sodass ich gegen seinen muskulösen Oberkörper gepresst wurde.

Langsam begann er meinen Hals zu küssen, bis er auf meine empfindliche Stelle traf. Da entkam ein leises Stöhnen meinen Lippen und mein Rücken wölbte sich ihm entgegen. Mist, jetzt kennt er meine Schwachstelle. Grinsend zog er seinen Kopf zurück und sah mir in die Augen. "Wie sehen uns, Darling."

Dann ließ er meine Hände los und lief den Gang entlang, als wäre nichts passiert. Ich stand fassungslos da und musste das Geschehen erstmal verarbeiten. Fuck, was war los mit mir! Ich darf ihm nie, nie wieder verfallen. REIß DICH ZUSAMMEN, JUSTINE! Dann nahm ich meine Tasche und lief zur Mensa.

Meine Clique saß schon an unserem Tisch und alle sahen mich fragend an. "Wo warst du so lange?" "Herr Schulz musste etwas mit mir besprechen. Nicht der Rede wert.", entgegnete ich und machte eine wegwerfende Handbewegung. Das mit Jackson auf dem Gang erzählte ich natürlich nicht. Ich setzte mich zu ihnen an den Tisch und sah in Gedanken versunken aus dem großen Fenster, das neben unserem Tisch war. Hoffentlich passiert so etwas nicht noch einmal. Auf jeden Fall muss ich das nächste Mal mehr Selbstkontrolle haben.

My Bad-Alpha-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt