Kapitel 27~ Aufschlussreiches Gespräch

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Justine P. o. V.

Schwärze. Das war alles, was ich wahrnahm. Als ob meine ganzen Sinne abgeschaltet waren.

Doch nach und nach kamen Kopfschmerzen dazu. Mich bewegen konnte ich immer noch nicht. Aber ob ich das wollte, war eine andere Sache. Ich befand mich am Rande zur Ohnmacht. Entweder, ich würde mich dem schier endlosen Nichts hingeben, oder ich würde aus meiner Trance aufwachen und diese unerträglichen Schmerzen spüren.

Erinnern konnte ich mich an so gut wie nichts. Immer, wenn ich an die zurückliegenden Stunden zurückdenken wollte, schien eine Blockade mich davon abzuhalten und ich bekam noch mehr Migräne. Obwohl das eigentlich keine Migräne war. Könnte ich mich doch bloß erinnern!

Ein paar Augenblicke blieb ich noch liegen, jedoch hätten es auch Stunden sein können. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Jetzt konzentriere dich, Justine!

Meine Kräfte sammelnd, versuchte ich mich zu bewegen. Natürlich ohne Erfolg. Jedoch spürte ich, wie langsam wieder leben in meinen Körper kam. Erneut wollte ich mich umdrehen. Nach und nach konnte ich meine Umgebung wieder wahrnehmen, wie zum Beispiel das warme Etwas, das meinen Körper umschlungen hat. Ich schaffte es, mich auf den Rücken zu drehen - zuvor lag ich auf der Seite - und stieß einen tiefen Atemzug aus.

"Justine?", fragte jemand neben mir. "Bist du wach? Komm schon Darling, bewege dich nur noch einmal, damit ich mir sicher sein kann.", flehte die Stimme. Sie kam mir so bekannt vor, nur konnte ich sie noch nicht zuordnen. Ich spürte, wie mir jemand ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Die Hand strahlte eine angenehme Wärme aus, sodass ich mich unbewusst an sie schmiegte. "Avery! Sie ist wach! Sie ist endlich aufgewacht!"

Ich hörte schnelle Schritte, die immer lauter wurde, bis ich eine neue Präsenz neben mir spüren konnte. Mittlerweile hatte ich mich soweit erholt, sodass ich versuchte, meine Augen zu öffnen, da dieses endlose schwarz mich total verrückt machte. Ich wollte endlich wieder Licht sehen.

Als ich mich dann endlich dazu durchringen konnte, meine Augenlider aufzuschlagen, war alles verschwommen. Um meine Sicht zu klären, blinzelte ich ein paar mal, und erkannte das Gesicht meiner besten Freundin über mir. Sie schien sichtlich erleichtert und flüsterte lächelnd: "Willkommen zurück. Wir haben dich vermisst."

"Wie lange war ich weg?" Meine Stimme war nichts weiter als ein heiseres Krächzen. Meine Erinnerungen kamen Stück für Stück zurück. Es hat geklappt, Elijah hatte endlich keinen Zugriff auf meine Gedanken mehr!

Die Arme, die um meinen Bauch geschlungen waren, zogen mich näher an die wunderbarste Person der Welt heran. Jackson. Schon die Gedanken an ihn ließen meinen Bauch kribbeln. Es war das schönste Gefühl, zu wissen, in seinen Armen zu liegen.

"Gut eineinhalb Tage, du hast dir reichlich Zeit gelassen mit dem Aufwachen. Dein Männlein ist schon fast ausgetickt", grinste Avery. Neben mir vernahm ich ein Knurren. "Ich hab mir halt Sorgen gemacht.", war seine Antwort. Avery begann zu Lachen. "Du hast weder mich noch Aiden in ihre Nähe gelassen, aus Angst, wir könnten ihr irgendwas tun, und bist ihr nie von der Seite gewichen." Ich konnte mir ein kleines 'Aww' nicht verkneifen und drehte mich zu ihm um, sodass sich unsere Gesichter gegenüber waren. Dann hob ich meine Hand, um ihm damit über die Wange zu streicheln, und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. "Ein kleines bisschen überfürsorglich, oder? Ich liebe dich trotzdem." Ehrlich gesagt, fand ich es total süß, dass er sich so um mich gekümmert hat, aber dass würde ich ihm nicht sagen, sonst würde das sein Ego nur noch mehr boosten. Aber an seinem Gesichtsausdruck konnte ich erahnen, dass er wieder meine Gedanken gelesen hat. Irgendwie wurde das langsam gruselig.

"Also, da es dir ja scheinbar soweit gut geht, lass ich euch Turteltauben mal alleine. Übrigens wäre es am besten, wenn du dich die nächsten Tage nicht überanstrengst, also verordne ich dir hiermit Bettruhe. Daher wirst du heute Nacht hier verbringen." Jackson öffnete seine Mund, um ihr zu widersprechen, allerdings brachte Ave ihn mit einem scharfen Blick zur Ruhe. "Keine Widerrede."

Jackson murmelte irgendetwas unverständliches von wegen 'bei mir würde es ihr besser gehen', bevor er sich an mich wandte. "Ich muss jetzt aber gehen, weil ich noch etwas mit dem Rudel klären muss. Bis morgen." Er küsste mir auf die Stirn, und rappelte sich hoch. Während er sich Jacke und Schuhe anzog, meinte er zu Avery: "Danke, dass du uns geholfen hast." "Für meine beste Freundin würde ich alles tun.", entgegnete sie und warf mir ein kleines, ehrliches Lächeln zu. Das war einer der Momente, in denen ich mir bewusst wurde, wie froh ich sein konnte, jemand wie sie meine Freundin nennen zu dürfen. Sie ist ein wahrer Goldschatz.

Nachdem Jackson sich verabschiedet hatte, sagte Ave zu mir: "Also, ich geh nach oben, ruf mich, falls du etwas brauchst." "Oh nein, Fräulein, du kommst jetzt erstmal her und erzählst mir, was da zwischen dir und Aiden läuft." Dabei warf ich ihr ein perverses Grinsen zu und wackelte mit den Augenbrauen. Sie warf den Kopf den Nacken und seufzte ergeben, bevor sie sich im Schneidersitz zu mir auf die Couch setzte. "Nun... ich weiß ehrlich gesagt selbst nicht so genau, was da zwischen uns ist. Es hat von einem Tag auf den anderen... Klick gemacht, und er war auf einmal furchtbar interessant für mich. Ich hab jedes mal ein Kribbeln im Bauch gespürt, wenn er mich ansah. Und vom Berühren wollen wir gar nicht erst anfangen. Ich hab dann immer kleine Elektrostöße durch meinen Körper laufen gefühlt. Es ist einfach das großartigste Gefühl der Welt, wenn ich in seiner Nähe bin."

Verträumt sah sie durch die Gegend, während mein Gesicht ein Grinsen von einem Ohr zum anderen zierte. "Ich glaube also schon, dass zwischen uns die Funken sprühen." Ich begann loszulachen. "Als Funken würde ich das nicht bezeichnen, eher so wie zehn Waldbrände! Es ist ja wohl mehr als offensichtlich, das ihr beide Seelenverwandte seid, denn das gleiche habe ich auch bei Jackson verspürt. Und außerdem ist es nicht zu verleugnen, dass Aiden mehr als ein Auge auf dich geworfen hat, wahrscheinlich zu viele wie Argos hat. Mein Tipp an dich ist: Schnapp ihn dir!"

Avery lief rot an und vergrub peinlich berührt ihr Gesicht in den Händen. "Lass in das niemals hören, sonst werd' ich mich in Grund und Boden schämen. Aber glaubst du wirklich, er ist der Richtige? Ich meine, seine Geschichte mit Frauen ist nicht grade harmlos. Was, wenn er diese Gewohnheit nie wieder ablegt und vielleicht fremdgeht?"

Tröstend strich ich ihr über die Arme. "Hey, auch wenn er vielleicht nicht die zuverlässigste Vergangenheit hatte, musst du es trotzdem versuchen, sonst wirst du vielleicht nie glücklich werden. Mit dem Risiko müsstest du leben, aber ich denke nicht, dass er dich hintergehen würde. Und wenn doch, kannst du dir sagen, dass du es versucht hast und er jemanden wie dich nicht verdient hat. Denn du bist wohl einer der besten, gutmütigsten, hübschesten und sympatischsten Menschen der Welt. Du hast nur das beste verdient." Nach meiner kleinen Rede nahm ich sie in die Arme.

Dankend an mich drückend erwiderte sie: "Danke, genau das hab ich gebraucht. Du hast recht, ich sollte es wenigstens versuchen. Eine Frage hab ich aber noch." Sie lehnte sich wieder zurück und sah mir in die Augen. "Wie war es eigentlich, als Jackson dich gebissen hatte? Tat es sehr weh?"

Ich schloss meine Augen und lächelte, als ich daran zurückdachte. "Nur ein kleines bisschen am Anfang, aber danach ist es das unglaublichste Gefühl der Welt. Ich hab mich dann einfach so vollkommen und glücklich wie schon lange nicht mehr gefühlt. Und soweit ich es beurteilen kann, ist es für jeden dass wohl schönste Erlebnis, das man haben kann. Abgesehen vom 'Liebe machen'." Ich öffnete meine Augen wieder und strahlte sie an. "Das Tattoo, das zurückbleibt, können übrigens nur andere Gestaltenwandler sehen, es sei denn, du machst es bewusst sichtbar."

Neugierig beugte sich Avery nach vorne. "Kann ich es mal sehen?" Ich nickte und legte meine Haare auf eine Seite meines Halses, sodass die andere komplett sichtbar war, und präsentierte stolz mein Tattoo. "Wow, das sieht toll aus.", flüsterte sie fasziniert. Es war ein Infinity-Muster, mit einem 'J' in jeweils einer Hälfte des Zeichens. (A/N ich hoffe ihr wisst, was ich meine)

"Nun, es ist jetzt spät, ich geh nach oben.", schloss Ave unser Gespräch und streckte sich gähnend. Sie stand auf und lief zur Treppe. "Und vielen Dank, dass ich mit dir darüber reden kann." Schüchtern blickte sie mich an. "Ist doch selbstverständlich. Gute Nacht."

Da ich immer noch erschöpft von dem Zauber war, und es zusätzlich auch schon recht dunkel draußen war, schlief ich dementsprechend schnell ein und hatte einen Elijah freien Traum.

My Bad-Alpha-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt