Kapitel 2- Gefahr des Waldes

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Der restliche Tag verlief ereignislos, und ich bin Jackson so gut es ging aus dem Weg gegangen. Meine Aktion von heute Morgen war mir ja jetzt total unangenehm! Averys Worte wollen mir einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ich habe nämlich überhaupt kein Interesse daran, dass ein wirklich krimineller Badboy Interesse an mir hat.

Ich bin auf den Weg in den Wald, dem einzigen Ort, an dem ich in Ruhe überlegen kann und wenn es sein muss, kann ich auch abschalten. Die frische Waldluft füllte meine Lungen und ich beruhigte mich ein wenig. Aber irgendwas war heute anders. Ich fühlte mich unwohl und irgendwie... beobachtet.  Als ob mir etwas auflauert. Keep cool, dachte ich mir. Bloß nicht überreagieren.  Meine Füße trugen mich schon fast automatisch an meinen Lieblingsort. Es war eine Lichtung, umgeben von Sträuchern. Ziemlich Klischeehaft. Warum? In der Mitte der Lichtung befand sich ein Wasserfall, der an der tiefsten Stelle eines Teiches mündet. Dort war es ungefähr zwei Meter tief, das restliche Wasser ging nur bis zur Hüfte. Außerdem war der Ort unentdeckt, was mich natürlich nicht im Geringsten störte. Ich ging zu meinem Lieblingsstein, der fast so aussah wie ein Sessel. In der Mitte eine Wölbung, in die man sich gemütlich reinlegen kann. Meistens ist der Stein sogar sonnengewärmt. Schnell lief ich zu ihm hinüber, fühlte mich aber immer noch beobachtet. Ich ignorierte es weiterhin, holte mein Handy und meine Kopfhörer raus um Musik zu hören. Jetzt wäre eigentlich der Zeitpunkt an dem ich über nichts nachdachte. Aber es war heute nicht so. Ich dachte die ganze Zeit an die Schule, wie ich nach langer Zeit meine Freunde wiedergesehen habe, an den Crash in der Schule mit Jackson,  an den wie immer langweiligen Unterricht in der Schule. Hoffentlich wird Letzteres kein Alltag. Ich war noch in Gedanken versunken, als ich einen Anruf von Liam bekam. "Hey Liam", begrüßte ich ihn. "Hey Justine,  wo bist du? Als ich zu Hause ankam, warst du nicht da." "Keine Sorge, mir geht's gut. Ich bin im Wald, mache mich aber gleich auf den Weg nach Hause." "Gut, aber beeil dich. Es wird langsam dunkel", meinte mein Bruder. "Ist gut, bis gleich", sagte ich und legte auf. Ich begann zu schmunzeln.  Das war so typisch Liam, er machte immer einen auf überfürsorglich. Aber es tat gut, denn unser Vater hatte uns verlassen weil er eine Neue gefunden hat. Ich hab ihm bis jetzt noch nicht verziehen.

*Flashback*

Mein Vater brachte mich nach oben und las mir noch eine Gute-Nacht-Geschichte vor, so wie jeden Abend. Als er gehen wollte, fragte ich ihn: "Papa, wirst du irgendwann mal gehen wie die Leute im Fernsehen?" Ich war noch klein, deshalb wusste ich nicht, dass alles im Fernsehen nur fake war. "Nein mein Engel. Ich hab dich und deinen Bruder doch lieb. Und jetzt schlaf schön, gute Nacht." Das waren die letzten Worte die ich von ihm hörte, bevor er mit unserem Geld abgehauen ist. Wir hatten mehrere hundert Euro für eine Reise gespart, die er aber aus der Spardose entwendete und abgehauen ist. Von unten hörte ich, wie meine Mutter und er sich stritten, aber das taten sie fast jeden Abend. Was ich nicht wusste, war, dass er meine Mutter manchmal schlug. Sie erzählte mir immer, dass sie sich irgendwo gestoßen hätte, wenn ich sie auf ihre blauen Flecken angesprochen hatte. Dann hörte ich nur noch eine Tür knallen.

*Flashback ende* 

Ich machte mich grade auf den Heimweg, als ich ein Knacken hinter mir hörte. Etwas in Panik versetzt, lief ich schneller. Es fühlte sich so an, als ob mich etwas verfolgt. In der Ferne hörte ich ein unheimliches Heulen. Klang wie ein Wolf. Warte, Wölfe? Hier? Als ich ein weiteren Knacken hörte, drehte ich mich um. Und sofort bereute ich es. Im Schatten eines Baumes sah ich eine dunkelgraue Gestalt auf vier Pfoten, es sah aus wie ein überdimensionaler Hund. Aber das schlimmste waren die Augen. Sie waren rot. Blutrot. Als die Bestie plötzlich anfing zu knurren, drehte ich mich um und rannte. Ich rannte um mein Leben, als hinge es am seidenen Faden. Welch Ironie, das tat es auch. Das Monster rannte ebenfalls los. Ich legte einen Sprint ein- wenn mein Sportlehrer das sehen würde!- und war endlich aus dem Wald heraus gerannt. Das donnern der riesigen Pfoten konnte ich nicht mehr hören, aber ich rannte weiter und legte keine Pause ein. Als ich bei mir zu Hause ankam, stürmte ich durch die Tür und knallte sie hinter mir zu. Mein Herz raste immer noch. Das grade war schrecklich. Nun musste ich es erstmal verarbeiten.

My Bad-Alpha-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt