Kapitel 28- Alpha, Beta, Omega

6.4K 333 24
                                    

Ich wachte auf durch ein nerviges Gemurmel und dem Geruch von gebratenen Eiern. Müde drehte ich mich auf die andere Seite und versuchte weiterzuschlafen, doch das Wirrwarr in meinem Kopf klärte sich und ich konnte die Stimmen besser verstehen. Ich konnte eine männliche und weibliche Identifizieren, wobei letztere zu meiner besten Freundin gehörte. Nach ein paar Minuten des Zuhören ordnete ich die andere Aiden zu.

Gähnend richtete ich mich auf und streckte mich, dabei erhaschte ich einen Blick auf die Uhr an der Wand. 8:36 Uhr, ich bring die beiden um. Schon in der Frühe so laut zu sein, sollte gesetzlich verboten werden.

Schlaff stand ich auf und schlürfte in die Küche, wo ich bereits erwartet wurde. "Guten Morgen", trällerte Avery. "Morgen", grummelte ich zurück. Aiden grinste mich an. "Scheinbar kein Morgenmensch, was?" Zustimmend nickte ich. "Eigentlich sind sowohl ich, als auch Avery totale Morgenmuffel. Also warum zur Hölle bist du schon so früh wach?"

Sie wurde rot und drehte sich von uns weg. "Also naja...", sie rührte ein paar mal in der Pfanne, "sagen wir es mal so: ich wurde von einer gewissen Person ziemlich früh am Morgen geweckt." Aidens Grinsen wurde noch breiter und er erwiderte: "Also wenn du das als 'Wecken' bezeichnest, 'wecke' ich dich liebend gerne öfters." Empört drehte sie sich um. "Aiden!"

Er nahm seine Unterlippe zwischen die Zähne und zwinkerte ihr zu. Verstört hob ich die Hände. "Okay, okay, ich will gar nicht wissen, was da heute morgen passiert ist, auch wenn ich es mir ehrlich gesagt schon gut vorstellen kann." "Ach komm, als ob du und Jackson nicht auch schon sowas gemacht habt." "Tja, wenn es wirklich wissen willst, haben wir sogar schon viel mehr gemacht." Erschrocken drehte ich mich um, als ich eine tiefe Stimme hinter mir vernahm.

"Jacksooon!", quietschte ich und sprang ihm in die Arme. "Dir auch einen guten Morgen Darling", schmunzelte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich an Aiden und Avery wandte, die uns bzw mich verstört ansahen. Klar, meine Reaktion war zwar ein kleines bisschen kindlich, aber hey, ich bin ein hormongesteuertes Mädchen mit einer liebesbedürftigen Wölfin in meinem Körper, ich darf so auf meinen Mate reagieren.

"Bereit für den großen Tag?", fragte er. Aiden nickte und verließ die Kücheninsel, um sich Jacke und Schuhe anzuziehen. Ich schaute Avery verwirrt an, die mich jedoch genauso ahnungslos ansah. "Öhm, würden uns die Herren auch verraten, wo es hingeht?", fragte ich deshalb.

"Erzählen wir euch auf dem Weg", war Aidens knappe Antwort. "Wow, bloß nicht zu viele Infos", meinte ich ironisch. Als Aiden mir einen scharfen Blick zuwarf, hob ich erlegen die Hände und tat es ihm mit dem Anziehen gleich. Danach verließen wie Averys Haus und fuhren mit getrennten Autos.

"Alsooo...", räusperte ich mich, "darf ich jetzt erfahren, wohin ihr uns bringt?" Auf Jacksons Gesicht erschien ein zufriedenes Lächeln. "Ihr werdet heute offiziell ein Teil des Rudels." Meine Augen wurden groß. Teil des Rudels? Ich weiß doch erst seit ein paar Tagen, dass ich ein Werwolf, bzw Gestaltenwandler war, und schon soll ich so einen großen Schritt wagen?

Er schien meinen schockierten Blick bemerkt zu haben. Deshalb legte er zur Beruhigung eine Hand auf mein Knie. "Ich weiß, dass ist alles ein wenig viel, aber ich kann leider nicht immer da sein, um dich zu beschützen. Im Rudel wirst du allerdings geschützt. Es ist immer jemand in deiner Nähe, da es fast in der ganzen Stadt beherbergt ist. Außerdem kannst du, sollte mal wirklich was passieren, das Rudel per Mindlink informieren. Nur glaube ich, dass du in nächster Zeit in Ruhe gelassen wirst, da du jetzt kein Omega mehr bist." Verwirrt runzelte ich die Stirn. "Omega?"

"Es gibt eine bestimmte Hierarchie unter den Werwölfen. Es gibt den Alpha, also den Anführer, den weiblichen Alpha, auch Luna genannt. Aber das weißt du ja bereits. Da ein oder zwei Wölfe für die Leitung eines Rudels zu wenig sind, gibt es auch noch einen Beta, der ihre Rechte Hand ist, und einen Gamma, oft aber als 'Third in Command' bezeichnet. Ansonsten gibt es noch einen Arzt in jedem Rudel, der ebenfalls einen höheren Rang hat und in Kriegen nicht mitkämpfen darf. Der Rest sind normale Rudelmitglieder, von denen einige zu Kämpfern ausgebildet wurden. So viel zu einem Rudel, aber es gibt auch noch die Omegas. Das sind Wölfe, die aus verschiedenen Gründen kein Rudel haben. Zum Beispiel sind sie ausgestiegen, als Omegas geboren, aber am Häufigsten wurden sie verstoßen. Wenige bevorzugen dieses Leben, weil sie sich dann frei und unabhängig fühlen, jedoch werden sie oftmals angegriffen und dabei auch getötet."

Ich war sprachlos. Das mit den Omegas ist ja schrecklich. Fassungslos starrte ich ihn an. "Und dein Rudel? Greift ihr auch Omegas an?" "Nur, wenn sie unser Territorium betreten."

Irgendetwas störte mich nun daran, mich dem Rudel anzuschließen. Musste ich dann etwa auch Unschuldige angreifen? Jackson schien meine Missgunst bemerkt zu haben. Er wandte mir kurz den Kopf zu und sah mir Ernst in die Augen.

"Nicht alle Omegas sind lieb und nett, Justine. Viele sammeln sich zu kleineren Grüppchen, um Rudel anzugreifen und wenn möglich, Mitglieder umzubringen. Wir schützen uns nur, und verteidigen die Schwächeren, wie zum Beispiel schwangere Frauen, Kinder oder Verletzte. Du musst immer im Hinterkopf behalten, dass sie nicht grundlos verbannt wurden. Durch ihre Taten wurden sie über die Jahrhunderte zu einer Belastung und Gefahr, da sie immer brutaler wurden. Daher werden sie auch als Abschaum anerkannt, und auch nette Omegas leiden unter dem schlechten Ruf. So passiert es auch, dass die Anständigen unter ihnen getötet werden, Wenn es von ihnen noch welche gibt." Jackson Blick hat sich verdunkelt und er hielt das Lenkrad so fest, dass man seine Knöchel hervorstechen sah.

Scheinbar hatte ich einen wunden Punkt getroffen, und jetzt fühlte ich mich schuldig. Sanft legte ich meine Hand auf seine, die immer noch auf meinem Knie ruhte, und malte kleine Kreise auf seinem Handrücken. Langsam entspannte er seine Muskeln wieder und seine Gesichtszüge lockerten sich wieder. Als er einen kurzen Blick auf unsere Hände warf, erschien ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht.

"Du hast eine Vergangenheit mit Omegas, oder?", fragte ich. Dabei versuchte ich, meine Stimme so behutsam und beruhigend wie möglich klingen zu lassen. Jackson seufzte einmal.

"Ja, aber die werden ich dir ein anderes Mal erzählen. Jetzt sollten wir uns auf deine Aufnahme ins Rudel konzentrieren."

Aufmunternd lächelte er mir zu, während mich wieder die Nervosität packte. Was, wenn sie mich nicht akzeptieren? Er schien meine Zweifel zu bemerken und drückte einmal meine Hand.

"Hey, sie werden dich lieben, mach dir keine Sorgen. Alpha Maxon ist auch sehr freundlich und wird dich auch so aufnehmen. Alles wird gutgehen, okay?"

Ergeben nickte ich.

Nach circa einer halben Stunde kamen wir vor einem riesigem Haus an. Mansion würde es besser treffen, denn das Gebäude ist gigantisch. Die Vorderseite war bis jetzt das einzige, was ich sehen konnte, aber sie sah schon prachtvoll aus. Das Grundstück war von einem gut zwei Meter hohem Zaun umgeben, der an den Gitterstabenden ein Pfeilartiges Symbol hat, welches eine goldene Spitze hatte.
Wir ein paar Schritte von dem Tor entfernt waren, öffnete sich dieses automatisch und gab den Blick auf einem grünen, gepflegten Garten frei.

Fast sofort wurde ich von den verschiedenen Gerüchen der unterschiedlichen Blumen überwältigt. In der Mitte des Kieselweges zur Eingangstür stand ein steinerner Springbrunnen, der am Becken ebenfalls mit goldenen Blumenartigen Mustern beschmückt war. Drumherum standen vier Bänke, aus kräfrigem dunkelbraunen Holz.

Wow. Und das hier ist erst der Garten. Das Grundstück hatte eine einladene Wirkung auf mich, und ich fühlte mich irgendwie... besonders, als ich mit den anderen Drei den Weg entlangschritt. Avery war genauso baff wie ich, während die Jungs das Ganze kalt ließ. Wahrscheinlich sind sie schon daran gewöhnt.

Als wir am Brunnen vorbei kamen, konnte ich dem Drang nicht wiederstehen, kurz über den Rand zu streichen. Das ist alles so wunderschön. Anders konnte man das hier nicht nennen.

Wir gelangten zur Eingangspforte, die ebenfalls umwerfend aussah. Sie bestand ebenfalls aus kräftigem dunkelbraunen Holz, verziert mit einem ähnlichen Muster aus Gold wie der Brunnen. Jackson betätigte die Klingel neben dem Schild, auf dem in schwungvoller Schrift Mitchel eingraviert war.

Erstaunt sah ich ihn an. Gehört das Grundstück etwa ihm? "Alpha Maxon ist mein Onkel", beantwortete er meine ungestellte Frage. Verstehend nickte ich, aber war immer noch etwas überwältigt.

Die Tür wurde uns von einem durchschnittlich großem, braunhaarigem Mädchen geöffnet, das große Augen machte, als sie Jackson erblickte.

"Jackson, bist du das?!" Vor Freude schreiend fiel sie ihm um den Hals. Lachend umarmte er sie zurück.

"Jaa, ich bin es." "Mein Gott, wir haben uns viel zu lange nicht mehr gesehen! Wo zur Hölle warst du die letzten Wochen?" Missbilligend sah ich sie an. Mir war schon klar, dass ich überreagierte, aber einem großen Teil in mir gefiel es überhaupt nicht, dass sie sich so an ihn ranschmiss. Sie soll ihre Hände gefälligst bei ihr behalten.

Wow, seit wann war ich denn so eifersüchtig?

My Bad-Alpha-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt