Kapitel 7- Rettung vor dem Tod

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Das restliche Wochenende war schnell vorbei. Zu schnell für meinen Geschmack.

Wie auch immer, heute war Montag und ich hatte in den ersten Stunden Französisch und Ethik. Die Fächer waren eigentlich ganz okay, nur mit den Lehrern verstehe ich mich nicht so. Größtenteils habe ich den Unterricht damit verbracht, aus dem Fenster zu schauen und über die Wölfe nachzudenken. Meine Mutter wusste irgendwas, aber sie wollte es mir nicht sagen. Wieder musste ich an die Begegnung im Wald mit dem... ja, was war es eigentlich? Ein normaler Wolf war nicht so groß oder aggressiv und hatte erst recht keine roten Augen. So langsam zweifelte ich daran, dass ich das Monster wirklich gesehen hatte. Existiert es wirklich? Ich hatte scheinbar nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ich muss wohl oder übel wieder in den Wald.

In der Mensa setzte ich mich zu meinen Freunden. Liz und Ave diskutierten grade darüber, wer der heißeste Schauspieler wäre, als Kyle, Diego und ein paar andere Jungs zu unserem Tisch kamen. " Hey Ladies, können wir uns zu euch setzten? ", fragte Kyle mit einem Lächeln, das ansteckend war. Er sah wiedermal richtig gut aus, und diese Augen... klar, sie waren nicht so schön wie die von Jackson, und Kyle war auch nicht so muskulös, ... warte, vergleiche ich etwa wirklich Kyle mit Jackson?! Schnell verwarf ich diese Gedanken.

Ich nickte und machte den Jungs Platz. Kyle setzte sich mir gegenüber hin. Sofort fing ich wieder mit ihm und zwei anderen Jungs, Sam und Ryder, zu quatschen. Ich musste sehr oft lachen und fühlte mich in Kyles Nähe sehr wohl. Natürlich war ich mir die Blicke der Schüler von den anderen Tischen bewusst. Nicht jeder hatte die Chance, mit so heißen Typen zu reden. Auch wenn sie mir früher nicht wirklich aufgefallen waren.

Neben mir redete und lachte Ave mit Diego, aber es sah nicht nach flirten aus. Mehr nach Freundschaft. Wie süß, Ave hat einen neuen besten Freund. Aiden, der Player aus Austins Gang, sah das aber scheinbar ganz anders, er warf Diego immer wieder Killerblicke zu. Scheinbar war Ave Aidens neuestes Opfer. Allerdings spürte ich auch einen weiteren Blick von diesem Tisch. Jacksons. Ich machte mir jedoch keine weiteren Gedanken darüber.

Als es klingelte, verabschiedete ich mich von Kyle, Ryder und Sam und lief zusammen mit Liz zu meinem nächsten Unterrichtsraum.

Während des Unterrichts bekam ich eine Whatsapp von Ave. Da unser Lehrer sich wegen der 'Störenfriede', wie er sie immer nennt, aufregt und einen stundenlangen Vortrag über den Respekt gegenüber Lehrern hielt, hatte ich eh nichts besseres zu tun als zu chatten.

J - Justine

A - Avery     

A:》Hast du heute Abend Zeit? Ich muss unbedingt mit dir reden.《

J:》Klar hab ich Zeit, aber warum schreibst du mir das im Unterricht? :D《

A:》Es gibt Leute, die dass nicht hören sollten...《

J:》Okay? Ich bin heute Abend um sieben bei dir. Was meinst du mit nicht hören sollen? Du kannst es mir doch in der Pause sagen?《

A:》Nein, sie hören alles. Komm nachher einfach :/《

So langsam machte ich mir Sorgen. Wen meint Ave mit 'sie'? Und warum können sie alles hören? Ich hoffe, das ist nicht nur ein blöder Scherz von ihr. Ich bin jetzt nämlich schon ein wenig geschockt.

Aber so sehr ich wissen möchte, was mit ihr los ist, muss ich in den Wald und dort Antworten suchen. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was ich zu finden verhoffte. Und was mich erwarten wird.

Nach Schulschluss machte ich mich auf direktem Weg in den Wald. Als ich ihn erreicht hatte, war mir schon etwas mulmig zumute. Ich umklammerte mein Pefferspray in der Jackentasche, welches ich mir für alle Fälle mitgenommen hatte. Man weiß ja nie, wem man dort begegnet.

Auf dem Weg zu meinem geheimen Ort warf ich nervöse Blicke in jede Richtung. Dann fühlte ich es wieder. Es ist, als ob mich wieder etwas verfolgen würde. Langsam aber sicher spürte ich die Panik in mir aufkommen. Nicht die Fassung verlieren, Justine, bloß nicht überreagieren. Auf einmal kam mir meine Idee mit den Antworten suchen total dämlich vor. Ich begebe mich nur in Gefahr. Als ich mir einbildete, Schritte, oder besser gesagt, Getrappel von Pfoten zu hören, konnte ich nicht mehr anders. Ich drehte mich um.

Und da stand er.

Der riesige, schreckliche Wolf mit den scharfen Klauen und spitzen Zähnen.

Meine Finger wurden taub, ich konnte mein Pefferspray nicht greifen.

Mein gesamter Körper war erstarrt. Erst als das Monster anfing zu knurren, drehte ich mich um und rannte. Es war auf einmal wie in meinem Traum. Ich hatte das Gefühl, als ob ich mich nicht von der Stelle bewegen würde. Und doch sah ich das Gestrüpp und die Bäume an mir vorbei rauschen. Plötzlich schlang sich irgendetwas um meinen Fuß. Ich schrie kurz erschrocken auf und fiel hin. Panisch versuchte ich die Pflanze, die sich um meinen Fuß geschlungen hat, zu entfernen, aber ich schaffte es nicht. Ich wurde immer ängtlicher. Dann sah ich die Bestie wieder. Sie nahm Anlauf. Wurde immer schneller. Und sprang. Grade, als ich dachte, jetzt ist es vorbei, jetzt stirbst du, jetzt wirst du gefressen, kam ein weiterer, riesiger Wolf mit schwarzem Fell aus einem Busch gesprungen. Ab da geschah alles in Zeitlupe. Die Wölfe hatten einen Crash in der Luft, drehten sich und überschlugen sich auf dem Boden. Alles, was ich noch mitbekam, war, dass der schwarze Wolf den grauen angriff und ihm die Zähne ins Schulterfleisch schlug. Der graue Wolf jedoch wehrte sich heftig und hieb mit seinen riesigen Vorderpfoten auf den anderen. Dann begann mein erstes Black-Out. Ich kam wieder zu mir und nun sah ich, wie der schwarze den grauen Wolf unter sich auf den Boden gedrückt hatte und fürchterlich anknurrte. Die Folge war, dass er die besiegte Bestie verjagte. Wieder wurde alles dunkel um mich herum und ich konnte nur noch am Rande wahrnehmen, dass irgendjemand ständig meinen Namen sagte und an mir rüttelte. Ich konnte nicht reagieren und wurde endgültig ohnmächtig. Meine letzten Gedanken waren diese ozeanblauen Augen. Die blauen Augen, die zur Person gehörten, die mich wachrütteln wollte. Die blauen Augen, die ich jeden Tag in der Schule bewundere. Die blauen Augen, die aussahen wie die von Jackson.

My Bad-Alpha-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt