Kapitel 21- Verfrühte Verwandlung

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"Tja, dann sollten wir gehen, wir wollen dich ja nicht aufhalten.", meinte Jackson kühl und betrachtete mich mit zusammengekniffenen Augen. Avery fühlte sich sichtlich unwohl. Sie umarmte mich zum Abschied und verschwand dann schnell. Auch mir war unter seinem intensiven Blick nicht wohl, und ich war mir sicher, wenn ich jetzt etwas falsches sage, könnte das hier ziemlich böse ausgehen.

"Ähm... wolltest du nicht gehen?", fragte ich vorsichtig. Seine Antwort war ein Knurren, welches einen kalten Schauer durch meinen Körper jagte. Dann begann er langsam auf mich zuzulaufen. Gefährlich und geschmeidig, wie ein Raubtier auf der Jagd. Und ich war seine Beute. Ich erstarrte und sah ihm gebannt zu, wie er mir immer näher kam. Mit jedem Schritt schrumpfte mein Selbstbewusstsein, bis es sich schließlich in der hintersten aller Ecken verkroch. Danke auch.

Nun war er bei mir angekommen und erdolchte mich mit seinen Blicken, während ich leicht anfing zu zittern. Er hob eine Hand und strich damit sanft über meine Wange, die andere legte er an meine Hüfte und zog mich näher zu sich. Automatisch legte ich meine Hände auf seine Brust.

"Hab ich dir nicht oft genug gesagt, dass ich es überhaupt nicht mag, wenn du dich mit anderen Jungen triffst?", knurrte er. Ich schluckte hart und nickte. Er schloss die Augen und lehnte seine Stirn gegen meine, wobei er mit seiner Hand, die noch auf meiner Wange ruhte, meine Seite hinunterstrich. "Ich könnte ausrasten, wenn ich mich vorstelle, wie ein anderer Junge dich falsch ansieht, dich anmacht oder gar anfässt." Er öffntete seine Augen wieder, aber sie hatten ihren kalten Ausdruck verloren. "Und du kannst dich darauf verlassen, wenn ich dir sage, das ich Kyle umbringe, sollte er auch nur eine falsche Bewegung machen sollte." Denn du gehörst mir, fügte er per Mindlink noch hinzu. Ich konnte wieder nur nicken. Mir fällt auf, das ich in seiner Gegenwart viel zu oft nicht sprechen kann.

"Gut", entgegnete er und gab mir einen letzten Abschiedskuss, der alle meine schlechten Gedanken vertrieb. Er vertraut zwar Kyle nicht aber dafür mir. Er löste sich von mir und ich sah ihm hinterher, als er mein Zimmer verließ. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er es ernst mit mir meinte. So, wie ich ihn kannte, war er ziemlich froh mit seinen Mädchen für eine Nacht. Nein, in den letzten Tagen habe ich einen anderen Jackson kennengelernt. Den, der ein Werwolf ist. Den, der sich Sorgen macht. Den, der sogar echte Gefühle für mich hatte. 

Mit einem Lächeln räumte ich mein Schmuckkästchen in eine Schublade einer Kommode. Danach fuhr ich mir nochmal durch die Haare, um sie wieder herzurichten, und zog mir meine Schuhe an. Mit einem kleinen Kuss auf die Wange verabschiedete ich mich von meiner Mutter und stieg in meinen BMW.

Während der Fahrt begann ich mich irgendwie anders zu fühlen. So als würde Adrenalin durch meinen Körper gepumpt werden. Liegt wahrscheinlich am Auto.

Am Cafe angekommen, stieg ich aus und schloss mein Auto ab. Aufeinmal hörte ich jemanden husten. Sehr nah. Ich schnellte herum und wollte die Person zurechtweisen, dass ich das äußerst ekelig fand und ich nicht krank werden wolle, aber hinter mir stand keiner. Erneut hörte ich das Husten und sah mich um. Auf der anderen Straßenseite, etwa 20 Meter entfernt, sah ich einen älteren Mann sitzen, der sich die Hand vor den Mund hält und im gleichen Rhythmus hustete. Aber, das konnte doch gar nicht sein. Ich sollte soetwas garnicht hören können. Etwas verdattert wandte ich mich von ihm ab und betrat das Cafe. Ich setzte mich an einen Platz am Fenster und wartete. Derzeit beobachtete ich die Leute, die auf den Straßen herumliefen. 

Dann hörte ich ein Handy klingeln und holte mein Handy heraus. Aber es war nicht das Handy, das klingelte. Ich schaute mich im Cafe um, aber keiner schien zu reagieren. Das Klingeln wurde durch eine Stimme ersetzt. "Hallo Mum... ja, ich komme nach Hause... tut mir leid, ich wurde aufgehalten... boah nerv doch jetzt nicht, mein Auto ist kaputt gegangen..." Mein Blick floh nach draußen zu einem Mädchen, das gut in meinem Alter sein könnte. Sie hatte die Motorhaube ihres Autos geöffnet und das Handy zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt. Ihre Lippen bewegten sich perfekt zu den Worten, die ich hörte. Was zur Hölle passierte hier mit mir?! Wurde ich etwa verrückt?

My Bad-Alpha-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt