Kapitel 18- Nervige Gedanken

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"Ich hab doch gesagt, dass ich nicht will, dass du dich mit ihm triffst. Oder nicht?", knurrte er. Oh oh, er war sauer, richtig sauer. Ich schluckte. "Doch. Aber es ist doch wohl meine Entscheidung, mit wem ich weggehe, nicht deine!" Seine Augenfarbe wurde noch eine Spur dunker. "Falls du es vergessen haben solltest, bin ich immer noch der mit dem Alpha-Gen. Also ja, ich kann da Entscheidungen über dich fällen. Außerdem bist du mein Gefährtin, nicht seine. Versteh das endlich."

Empört schnappte ich nach Luft. "Ich bin gar nicht Teil deines Rudels, also hast du keine Macht über mich!" Er hatte sich wieder beruhigt. Ganz gechillt hob er seine Hand und strich mir mit der die Haare von der einen Seite meines Halses weg. "Weißt du, Werwölfe markieren ihre Gefährtinnen, damit alle anderen wissen,  dass sie vergeben sind. Bei dir habe ich mich noch zurückgehalten und gewartet, bis du es auch willst." Seine Berührungen und plötzlich total ruhige Art verunsicherten mich. "Vielleicht habe ich zu lange gewartet. Außerdem bist du die zukünftige Luna des Rudels, weil du meine Gefährtin bist, ich werde ja bald der Alpha sein. Also bist du praktisch der weibliche Alpha. So langsam solltest du wissen, wem du gehörst." Unbewusst hatte ich angefangen zu zittern. In meinen Körper wollte ein Teil unbedingt seine Freundin, Partnerin, Gefährtin oder was auch immer sein. Aber das wäre doch dann praktisch so etwas wie heiraten?!

"Hör zu. Ich weiß wem ich gehöre. Und zwar MIR. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, da hinten steigt eine Party, auf der ich dabei sein möchte. Außerdem sollte ich lamgsam mal Kyle suchen, der vermisst mich wahrscheinlich schon." Doch alles was er tat, war ein tiefes Knurren von sich geben und mich noch fester zu halten. Dann geschah etwas schreckliches, seine Augen wurden rot. Und seine Zähne wurden größer. Aber warum hatte ich keine Angst vor ihm? Warum musste ich mich so beherrschen, nicht meinen Kopf zu neigen und ihn noch näher an mich zu ziehen?! Was war nur los mit mir?

Ich spürte, wie er meinen Hals bis zu meiner Schwachstelle hinauf küsste. Meine Knie wurden weich und ich läge bestimmt auf dem Boden, hätte er mich nicht gehalten. Dann spürte ich etwas kaltes. Oh mein Gott. Das waren seine Zähne. Ist die Markierung etwa ein Biss? Aber er ist doch kein Vampir? Kurz bevor er seine in mein Fleisch versank, wurde er von mir weggestoßen. Ich musste mich ziemlich zusammenteißen, wegen des Verlierens an Körperkontakt mit ihm loszuwimmern. Verdammt, was war denn denn bloß los mit mir?! Ich schlug meine Augen auf, die ich ganz unbewusst geschlossen hatte. Neben Jackson sah ich meine beste Freundin, die sehr sauer aussah. "Was fällt dir eigentlich ein, sie einfach wegzuschleppen und markieren zu wollen? Sie weiß doch gar nicht, was dann alles auf sie zukäme! Schon mal daran gedacht, dass sie überhaupt nicht vorbereitet ist, die nächste Luna zu sein?", schrie sie ihn schon fast an. Jackson blieb aber immer noch ruhig. "Reg dich ab Banshee, davon hatte noch nie jemand viel Ahnung gehabt. Jeder musste erstmal seine Erfahrungen sammeln." Ihre Augen verrenkten sich zu Schlitzen. Dann drehte sie sich zu mir um und packte mein Handgelenk. "Komm mit, wir gehen. Ich hab den anderen gesagt, dir ginge es nicht so gut." Bevor ich irgendetwas erwidern konnte, zog sie mich schon mit sich. "Ave, was meinte er damit, dass ich die nächste Luna werde?" Sie seufzte. "Ich erzähle dir morgen alles. Jetzt geh dich erstmal ausruhen, und morgen sehen wir weiter."

"Also, was ist jetzt? Du hast mir gesagt, du erzählst es mir.", meinte ich zu Avery. Die verdehte nur die Augen. "Dir auch einen guten Morgen. Und ja, in der Mittagspause werde ich dir alles erzählen. Sei nicht so ungeduldig." Ich kniff meine Augen zusammen. Die ganze Nacht habe ich im Internet recherchiert. Heraus kam, dass jeder Werwolf eine Gefährtin habe, und diese auch kennzeichne. Durch einen Biss, oder eher einen Bluterguss am Hals. Auch heiß es, dass das Männchen dann sogar manche Handlungen des Weibchens steuern könne. Gruselig. Und was die Luna-Sache anging, es stand dort, dass jedes Rudel ein weiblichen Alpha habe, auch Luna genannt. Sie ist die Gefährtin des Alphas und wenn einer von beiden stirbt, dann würde der andere aus Verzweiflung ebenfalls ins Gras beißen. Aber das Internet konnte viel erzählen, wenn der Tag lang ist.

Murrend begab ich mich zu meinem Unterrichtsraum. Physik. Yeay. Man bemerke den Sarkasmus. Allerdings konnte ich mich während des Unterrichts nicht wirklich konzentrieren. Ich hatte nämlich die ganze Zeit, ja, so konnte man es auch nennen, 'Sexgedanken'. Von mir und Jackson. Wie wir beide im Bett lägen, er mich berührte und ich genussvoll meinen Rücken bog. Leider gefielen mir diese Gedanken sogar. Und egal wie sehr ich mich bemühte, am etwas anderes zu denken, es funktionierte einfach nicht. Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl herum. Wieso kam ich jetzt auf solche Gedanken?! Klar, sie ließen mich nicht kalt, eher im Gegenteil, aber trotzdem! Dann kam mir der Geistesblitz. Ich drehte mich auf meinem Stuhl um und sah Jackson an. Dieser zwinkerte mir zu und flüsterte: "Na, gefallen dir deine Gedanken?" Entgeistert starrte ich ihn an, bevor ich meinen Blick wieder nach vorne richtete. Also doch. Jetzt stehen wir uns sogar schon so nah, dass er meine Gedanken beeinflussen konnte. Super.

Aber statt er mich jetzt in Ruhe ließ, wurden die Gedanken sogar noch schlimmer. Er lag über mir. Seine Berührungen wurden immer verlangender. Und ich wehrte mich nicht. Nein. Mein herumgestöhne schien ihn nur noch zu animieren. Aber bevor er in seinen Gedanken noch einen Schritt weiterging, sprach mich Ave an. "Hey, alles okay?" "Nichts ist okay. Jackson lässt grade einen Porno in meinem Kopf abspielen. Und ich weiß nicht, wie ich ihn blockieren kann." Mit aufgerissen Augen sah sie mich an. "Also seid ihr wirklich schon soweit.", murmelte sie eher zu sich selbst als zu mir. Ich warf ihr einen verwirrten Blick zu. Und bedeutete das denn jetzt wieder? "Hör zu, ich kann ihn für ein paar Stunden ais deinem Kopf 'aussperren', aber danach kann ich dir nicht mehr helfen. Okay?" Nickend stimmte ich ihr zu. Ave berührte meinen Arm und murmelte irgendetwas. Tatsächlich klärten sich meine Gedanken wieder und ich konnte an etwas anderes denken. "Danke", flüsterte ich. "Es wird dir nicht viel bringen, dein innerer Wolf möchte unbedingt dieses Körperkontakt zu ihm. Daher wird meine kleine Gedankenstörung nicht lange anhalten." Das war mit aber egal. Hauptsache ich hatte für ein paar Stunden meine Ruhe. Hinter uns ertönte ein tiefes Knurren. Tja, scheinbar gefiel es einer gewissen Person nicht, dass meine Gedanken unzugänglich waren. That's karma, bitch.

Nach vier Stunden erreichten wir auch endlich die heiß ersehnte Mittagspause. Ich stopfte schnell meine Sachen in meine Tasche und zog Ave hinter mir her. "So, jetzt erklärst du mir aber alles! Wie es aussieht, stehen Jackson und ich uns näher als ich will", stellte ich betrübt fest. Meine beste Freundin holte einmal tief Luft. "Okay, es ist so: Jackson und du sind Gefährten, du bist die zukünftige Luna. Das heißt, du wirst mit ihm später mal das Rudel führen. Durch das Alpha-Gen ist sein Drang, dich als seins zu markieren, stärker ausgeprägt. Gestern ist wohl seine Wolfs - Seite zum Vorschein gekommen. Soweit ich weiß, hat jeder Werwolf eine menschliche, überwiegende und eine Wolfs- Seite. Bald wirst du auch deinen Wolf hören, wenn du beginnst, dich zu verwandeln. Dann wirst du mit dieser Seite kommunizieren, es sind also praktisch zwei Seelen in einem Körper gefangen. Solltest du jemals die Kontrolle verlieren, sei es durch Wut oder Trauer, übernimmt der Wolf in dir die Kontrolle. Dieser handelt nach seinen Instinkten und nach den Regeln des Rudels. Es könnte passieren, dass du dann Entscheidungen triffst, die du mit menschlichem Verstand niemals gefällt hättest. Aber so gut weiß ich nicht Bescheid. Da musst du Jackson fragen. Auch wenn dann der Wolf in ihm total ausflippen würde, weil er am liebsten die gesamte Zeit in deiner Nähe sein will und dich endlich als seins kennzeichnet. Dein Wolf wird das auch wollen. Also sei vorsichtig."

Das musste ich jetzt erstmal verarbeiten. Ich würde mich verwandeln, habe eine bestialische Seite in mir, werde mit Jackson zusammen ein Rudel leiten und auf ewig seine Gefährtin sein?! Nein danke. Aber wenn er seinen Wolf schon so sehr kontrollieren musste, wie wird er dann bei dem Treffen von mir und Kyle reagieren? Ich wusste ja, dass es ihm überhaupt nicht gefiel, aber er schien ja ziemlich gefährlich werden zu können. So langsam zweifelte ich daran, mich mit Kyle zu treffen. Denn die plötzlich starken Gefühle für Jackson konnte ich nicht verleugnen. Blöder, innerer Wolf.

My Bad-Alpha-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt