Kapitel 19- Verhängnisvolle Erbschaft

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Bald war es soweit, bald würde ich mich mit Kyle treffen. Obwohl irgendetwas in mir strikt dagegen zu sein schien, freute ich mich auch ein wenig. Immerhin ist Kyle ein ziemlich guter Freund für mich geworden. Aber, könnte es sein, dass er vielleicht mehr in dem Treffen sah? Also dachte, dass es ein Date wäre? Okay, ich war mir selbst nicht so sicher, was es war.
Nach Schulschluss fuhr ich mit Avery nach Hause. Die Fahrt verlief relativ ruhig, denn jeder von uns hing seinen Gedanken nach. Ave dachte sicherlich an Aiden. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln. Die beiden wären so süß zusammen, und Avery könnte ihn vielleicht sogar von seinem Badboy-Image wegbekommen. Also möglich wäre es schon. Und sie wäre dann auch mal wieder richtig gücklich und konnte Jake endgültig aus ihrem Gedächnis streichen. Jake war ihr Ex, der sie betrogen hat. Mit der dritten in unserem Bunde, Leyla.

Früher war sie ziemlich gut mit uns befreundet, aber als Avery die beiden dann auf einer Party im Bett erwischt hatte, haben wor sofort den Kontakt abgebrochen. Mittlerweile gehört Leyla zu den 'Bitches' dazu. Dabei hätte sie nie so werden müssen. Sie war der Meinung, dass sie nur in dieser Clique an der Schule anerkannt wird. Was natürlich totaler Mist war. Denn die 'Bitches' waren in der Rangfolge der Schule ganz weit unten. Denn bei jeder von ihnen ist es so, dass sie Tonnen an Make-up trugen und Oberteile mit Ausschnitten bis zum gehtnichtmehr, dabei aber über ein Gehirn der Größe einer Erbse verfügten. Wie könnte Leyla nur auf so ein tiefes Niveau sinken? Sie war hübsch und schlau, das viele Make-up hatte sie garnicht nötig. Wieso machte sie sich selbst so kaputt? An ihrem Kleidungsstil könnte man auch denken, sie würde halbtags im Bordell arbeiten.
Nun ließ ich nochmal die letzten Wochen Revue passieren. Es war so viel geschehen. Das Aufeinandertreffen mit Jackson. Das Auftauchen des anderen Rudels. Meine beste Freundin war eine Banshee / Hexe. Das Verschwinden meiner Mutter und meines Bruders. Das Gefühlskarussel mit Jackson. Mir war klar, dass es zwischen uns ein unsichtbares Band gab. Dass zwischen uns wesentlich mehr war als eine Schwärmerei. Verdammt, ich wurde immer total... schwach, in seiner Nähe. Die Gefühle für ihn hatte ich noch nie für einen Jungen. Aber andererseits ist es immer noch Jackson. Mit Alpha-Genen. Und einer der größten Playboys unserer Schule. Er konnte jede haben.

Und trotzdem will er mich.

Nur was ist an mir so besonders? Hatte er diese Gefühle nur, weil ich seine Gefährtin war, oder weil meine Sturheit für ihn einen gewissen Reiz darstellte? Und warum ist er so dagegen, dass ich mich mit anderen treffe, wobei er selbst jedem Mädchen, das bei drei nicht auf dem Baum ist, mal krass gesagt, die Zunge in den Hals steckt? Und da sage mir mal einer, Mädchen wären konpliziert. Wir haben nur eine Logik, die die Jungswelt nicht versteht. Bei ihnen ist es aber etwas anderes. Sie waren einfach von Wesen her kompliziert.

Und trotzdem waren die Gefühle für ihn inmer noch da. Egal wie viele schlechten Seiten er hatte. Sollte ich ihm eine Chance geben? Und riskieren, verletzt zu werden? Weil er mich betrügt?

"Justine?", unterbrach Ave meine trüben Gedanken. Ich wand meinen Blick von der Fensterscheibe zu ihr. Sie holte einmal tief Luft. "Weißt du eigentlich, wann du dich verwandeln wirst?" Fragend und verunsichert sah ich sie an. Mich verwandeln? Ich werde ein Werwolf? Meine Beste Freundin schien meinen Blick bemerkt zu haben, denn sie sprach weiter. "Durch die Wunde von Elijah sollte sich deine Genstruktur bald verändern, wenn sie es nicht schon ist. Du bist vor ein paar Monaten 17 geworden, also sollte die Verwandlung in den nächsten Tagen eintreten."
Ihr Griff um das Lenkrad verfestigte sich, sodass man das Weiße ihrer Knöchel sah. "Und die erste Verwandlung ist die schmerzhafteste. Ich will dir keine Angst machen, aber das tut wirklich höllisch weh. Aber wenn sich meine Vermutung bestätigt, wird Jackson dir helfen und es so schmerzlos wie möglich ablaufen lassen."
Unbewusst begann ich zu zittern. War es wirklich so schlimm, dass mir jemand wegen der Schmerzen helfen musste? Mitleidig sah sie mich an. Man, hatte sie ein Glück. Als Banshee / Hexe musste man sich nicht verwandeln. "Ist nicht so schlimm, ich werde es überleben. Aber eine Frage habe ich dennoch. Verwandle ich mich an Vollmond gegen meinen Willen?" Meine beste Freundin überlegte kurz. "Hast du eigentlich jemals von der Geschichte der Werwölfe gehört?" Meine Antwort bestand aus einem Kopfschütteln. 
"Das war so. Die Werwölfe und Vampire haben damals ihr Unwesen getrieben. Sie haben die Menschen in Angst und Schrecken versetzt und sogar Städte zerstört. Eines Tages haben sie es dann gewagt, sogar einen geheiligten Tempel anzugreifen. Als Strafe für ihre Untaten hatte ein Mönch sie mit einem Fluch belegt: die Vampire durften sich nur noch nachts zeigen, da sie in der Sonne sonst verbrennen, und die Werwölfe haben jeden Vollmond wegen der Verwandlung  schwere Qualen zu erleiden. Doch im Laufe der Jahrhunderte haben sich die beiden Gruppen angepasst: die Vampire tragen verzauberte Schmuckstücke, mit denen sie in der Sonne herumlaufen können. Außerdem ist ihre Haut Sonnenresestenter geworden, das heißt sie zerfallen wesentlich langsamer zu Asche als damals. Die Werwölfe haben sich zu Gestaltenwandlern entwickelt, also sie können sich unabhängig vom Vollmond verwandeln. Die Schmerzen kann man jedoch zu jener Nacht bändigen, sie sind nur das erste Mal so schlimm. Und mit ein wenig Training kann man die Verwandlung am Vollmond sogar komplett unterdrücken. Jedenfalls, Werwölfe und Vampire haben sich dann in der Zeit stark verfeindet, weil jeder den anderen wegen des Fluchs beschuldigte. Die Werwölfe haben sogar ihre Jagdtriebe verändert, ein Biss von euch ist tödlich für einen Vampir."

Das war ja schrecklich. Obwohl ich auch ein wenig schadenfroh war. Immerhin konnten wir unsere Verwandlungen bändigen, die Vampire waren jedoch ohne ihre Schmuckstücke aufgeflogen. Und im Kampf war de Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie gebissen wurden. Die sollten also keine Gefahr für mich darstellen. Obwohl, ich wollte garnicht, dass es zu einem Kampf kam. Nur weik unsere Vorfahren verfeindet waren, mussten wir es doch nicht sein, oder? "Nun, heutzutage ist die Situation entspannter. Der Krieg zwischen Werwölfen und Vampiren wurde beendet. Klar, hin und wieder Du gibt es ein paar Spannungen, doch viele haben die alten Sitten wieder aufgenommen und Gangs gegründet, um ihren 'Spaß' zu haben. Die Folgen sind heftige Partys, Drogen, Schlägereien etcetera." "Gibt es auch Vampire in Oesis-City?" Sie sah mich traurig an. "Nein, für eine Zeit lang wurden sowohl Wölfe als auch Vampire von hier verbannt. Die Wölfe kamen zurück und lebten im Verborgenen, doch die Vampire haben sich anderswo niedergelassen."

Zurzeit hatten wir mein Haus erreicht und ich verabschiedete mich von Avery. Puh, das war ja eine interessante Geschichte. Besonders der Fluch interessierte mich. Lag er auf jedem Werwolf? Natürlich, sonst hättest du an Vollmond keine Schmerzen, spottete meine innere Stimme. Dass die sich wieder einmischte. Drinnen zog ich mir meine Schuhe aus und bemerkte ein weiteres Paar. Momentmal, dass waren doch... "Mum, bist du da? Mum!" "Ja Schatz, ich bin in der Küche!" Oh mein Gott, sie war wieder da! Stürmig fiel ich ihr um den Hals und umarmte sie stark. "Du bist wieder zurück! Wo zur Hölle warst du? Ich hab mir total Sorgen gemacht!" Verwirrt sah sie mich an. "Aber ich hab doch einen Zettel auf den Tisch gelegt, dass ich für die nächste Woche weg bin? Hast du denn nichts mitbekommen? Deine Oma ist gestorben, und ich sollte ihre Hinterlassenschaften für und abholen."
Klar, jeder wäre jetzt schockiert oder häte angefangen zu weinen, aber ich nicht. Ich kannte meine Oma kaum. Natürlich machte es mich traurig, doch sie hatte vor langer Zeit den Kontakt abgebrochen. Aus welchen Gründen auch immer. "Hinterlassenschaften?", fragte ich. Meine Mutter nickte und händigte mir ein kleines Schmuckkästchen aus. "Das hier ist für dich." Ich nahm das Kästchen entgegen und rannte die Treppen nach oben in mein Zimmer. Dort setzte ich mich im Schneidersitz auf mein Bett und öffnete es. Innen waren wunderschöne Spangen und Armbänder. Also Geschmack hatte meine Oma. Sie hatten alle wunderschöne Muster und einige hatten sogar ein paar schöne Steinchen. Bewundern legte ich den Schmuck beiseite und holte eine Kette heraus.

Sie hatte einen seltsamen Anhänger. Es sah aus wie ein Baum, der aus Blitzen besteht. Alles in allem aber wunderschön. Doch irgendwoher kannte ich dieses Muster. Nur woher? Vorsichtig platzierte ich die Kette neben dem Schmuckkästchen. Als letztes konnte ich nicht fassen was ich dort sah. Ehrfürchtig nahm ich den Gegenstand heraus. Oh mein Gott. Es waren Autoschlüssel. Von einem BMW. Sofort sprintete ich zu meiner Mutter, die sich sogleich zu mir herumdrehte. "Ach Schatz, es sind übrigens noch zwei Autos mit angekommen. Jeweils eines für dich und deinen Bruder." Ich riss meine Augen auf und rannte durch die Tür auf die Straße. Ich betätigte den Knopf und vor mir blinkten die Lichter eines Autos auf. Nicht wahr... es war ein schwarz matter BMW. Meine Traumauto. Okay, vielleicht nicht, aber ich wollte diesen Moment nicht versauen. Es war einfach unglaublich. Daneben stand noch ein weißer Audi, aber der interssierte mich herzlich wenig. Natürlich wäre ich nicht ich, wenn ich nicht eine kleine Spritztour gefahten wäre.
Das Auto war hammer. Supertolle Ledersitze und Innenausstattung. Ein Traum. Oben im Zimmer wieder angekommen, holte ich die Kette hervor und betrachtete sie nachdenklich. Wieso war mir das Muster so bekannt? Und dann traf es mich wie ein Schlag. Die Blitze. Das Baummuster. Die Lichtenberg-Figur-Kette.

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Soooo, nach langer Zeit habe ich weitergeschrieben. Ich hab mal ein Bild von einer Lichtenberg Figur mitgepostet, damit ihr es euch so unhefähr vorstellen könnt.
Ach und vielen Dank für all eure Votes und lieben Kommies ♡♡

Lots of Love
Nathalie ♡

My Bad-Alpha-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt