Kapitel 11- Verworrene Wahrheit

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Verwirrt lief ich die Treppe hinauf. Wie konnte sie wissen, was passiert war? Sie war doch garnicht dabei?

"Okay, schieß los, Ave", meinte ich und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ave ließ sich an der Wand hinutergleiten und sah mich traurig an. Bevor sie mir alles erzählte, holte sie einmal tief Luft: "Also... ich fange mal bei mir an", sie zögerte, "hast du schon mal was von einer Banshee gehört?" Ich sah sie komisch an. "Ja, von Teen Wolf, warum?" "Naja... ich bin eine halb-Banshee. Ich kann spüren, wenn jemand stirbt, gelegentlich kann ich es auch vor meinem inneren Auge sehen, wenn ich an dem Ort des Geschehens bin. Des weiteren kann ich bei manchen Menschen die Aura spüren." Ich sah sie an, als ob sie den Verstand verloren hat, was ich ihr auch sagen wollte. Aber sie hinderte mich mit einem Handzeichen daran und sagte: "Lass mich ausreden. Jedenfalls, ich bin zur Hälfte Banshee und zur Hälfte Mensch. Allerdings wurde ich bei meiner Geburt mit einem Zauber belegt, beziehungsweise wurde auf mich Zauberkraft abgeschoben. Also kann ich ein paar kleine Tricks, aber gegen die richtigen Hexen komme ich nicht an." Erwartungsvoll schaute sie mich an. Mir ist bloß die Kinnlade hinuntergeklappt. Ich glaube, ich bin nicht die einzige die in die Klapse muss. Das ist ja totaler Schwachsinn, was sie da erzählt. Ave musste gemerkt haben, dass ich ihr nicht glaubte, und fügte hinzu: "Wenn du mir nicht glaubst, kann ich es dir beweisen." Sie lief zu den Kratzern und dem Blutsee und kniete sich davor hin. Was hatte sie denn jetzt vor? Ave hielt ihre Hand über die Kratzspuren und murmelte: " Via sit ad omnia erat. Illud sciendum est nihil mali." Wahrscheinlich Latein. Aber was jetzt geschah, konnte ich einfach nicht glauben: es sah so aus, als ob die Wand NACHWACHSEN würde. Irgendwas musste in dem Kakao gewesen sein. Nie und nimmer konnte das passieren. Mit aufgerissen Augen sah ich zu Avery, die nun auf meine Reaktion achtete. "Ich glaube, ich werde verrückt. Kannst du mir mal bitte erklären, was grade passiert ist?!", rief ich entsetzt. "Beruhig dich. Ich habe gezaubert, wie gesagt -" "Ja ich weiß, angeblich bist du eine gottverdammte Hexe. A-aber, das ist einfach nicht möglich! Ich bilde mir das bestimmt alles nur ein, soetwas gibt es nämlich nicht!" Ave warf mir einen traurigen Blick zu. "Justine, es gibt viele Dinge, von denen du nichts weißt. Komm, wir gehen runter. Du musst das erstmal verarbeiten. " Ich nickte entgeistert und lief wie in Trance die Treppe hinunter. Zwar sah nach außen hin alles okay aus, aber in mir drinnen herrschte ein einziges Chaos. Wieso war mir das nie aufgefallen? Sie ist meine beste Freundin, sowas merkt man doch! Und was war dann das Wesen hier in meinem Haus, oder im Wald? Ich zwickte mir einmal in den Arm. Tatsächlich, ich war wach. Also war das alles echt. Ich war wirklich verrückt geworden. Kein Wunder,  dass meine Mom und mein Bruder abgehauen waren.

Unten auf der Couch kuschelte ich mich erneut in die Decke. Ave wählte in ihrem Handy eine Nummer. "Wen rufst du an?", fragte ich. "Jackson." "Jackson?! Du nimmst mich doch auf den Arm! Der schickt mich doch gleich zum Psychater!" Wie deine Mutter, dachte ich verbissen.

"Nein, er kann dir erklären, was damals passiert ist. Er ist einer von ihnen." Sie verließ das Zimmer und ging in die Küche. Dort hörte ich sie sagen: "Jackson? Hier ist Avery... ja, du musst kommen, sie weiß es... nein, das mit der Wunde habe ich ihr noch erzählt... das musst du ihr sagen! Komm einfach... ja, sie weiß was ich bin und du wirst das gleiche von dir erzählen... ja okay, bis gleich. " Warte, was für eine Wunde? Mein Oberarm fing an zu kribbeln. Nein, diese Wunde meinte sie ganz bestimmt nicht. Jackson kannte jene ja nicht mal. Obwohl, Ave war eine Banshee und kann zaubern. Da würde es mich nicht wundern, wenn er von meiner Narbe weiß.

Keine fünf Minuten später hörte ich die Klingel. Wie kam er so schnell hier her? Und woher weiß er wo ich wohne? Ich bin mir sicher, dass Ave das am Telefon nicht gesagt hat. Sie lief zur Tür und öffnete sie, während ich auf der Couch saß und mich nicht rührte. Der Schock saß noch zu tief. Ich wurde erst aufmerksam, als ich eine tiefe Stimme hinter mir vernahm. "Und wie soll ich es ihr erklären?"

My Bad-Alpha-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt