Kapitel 24- Warnende Vision

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*Traum*

Ich spazierte mit Jackson an einem See entlang, in dem sich der sternenklare Himmel wiederspiegelte. Eine warme Brise wehte uns entgegen, es war eine schöne Sommernacht. Jackson erzählte mir irgendetwas, aber ich konnte die Worte nicht verstehen. Das war mir im Moment aber relativ egal. Ich fühlte mich jetzt gerade einfach nur gut. Wir liefen noch ein Stück, bis Jackson plötzlich stehen blieb.

Als ich mich nach ihm umdrehte, sah er mich unverwandt an. Sein Blick wurde kalt und ausdruckslos, und es war auf einmal garnicht mehr so warm, im Gegenteil, ich fröstelte. "Alles in Ordnung?", fragte ich ihn. Meine Stimme hörte sich ganz anders an als sonst, total verstellt. Statt mir zu antworten, verwandelte er sich in einen Wolf, und aus einem mir unerklärlichen Grund tat ich es ihm nach. Wieso kann ich mich nicht kontrollieren?

Es kam zu einem Sichtwechsel, ich war nun ein passiver Zuschauer, der mich und Jackson beobachtete. *Wo ist die Kette?*, fragte eine unbekannte Stimme, die über den ganzen See hallte. Mir fuhr augenblicklich ein Schauer über den Rücken. *Ich weiß es nicht*, antwortete mein Ich. Ein wütendes Wolfsheulen erklang, und ungefähr zwei dutzend Wölfe kamen auf mein Ich und Jackson zu. Immer noch konnte ich mich nicht bewusst bewegen. Ein riesiger, verzottelter brauner Wolf trat aus dem Rudel hervor und musterte uns beide. *Du lügst.*

Aber ich wusste es doch wirklich nicht! Der braune Wolf lief auf Jackson zu tat irgendetwas, was ich von meinem Punkt aus nicht erkennen konnte. Danach ertönte Jacksons Jaulen. Es fühlte sich an, als würde etwas in meinem inneren zerbrechen. *Sag es mir!*, knurrte der fremde Wolf. *Ich weiß es nicht!*, schluchzte ich. Nun war ich wieder in meinem Körper, aber immer noch total bewegungsunfähig. Ich wollte diesen Wolf angreifen, ihn von Jackson wegzerren, aber ich konnte einfach nichts tun. Hilflos sah ich, wie Jackson erneut jaulte, sein Schmerzenschrei zerriss mich von innen heraus. Er brach zusammen und um ihn herum bildete sich eine Blutlache. Ich konnte nur keine Wunde erkennen, wie soll ich ihm denn helfen?!

*Sag es mir, oder ich werde deine Familie und Freunde genauso leiden lassen wie ihn!*, drohte der Fremde. Er soll damit aufhören! Jacksons Atem war flach, und ihm entflohen immer wieder wimmernde Laute. Ich wollte auf ihn zulaufen, aber meine Bewegungen verliefen wie in Zeitlupe. *Sie werden alle deinetwegen leiden! Es ist alles deine Schuld! Verrat ihm einfach nur den Ort, an dem sich die Kette befindet!*, kreischten die anderen Wölfe verzweifelt. *Ich weiß doch aber nicht, wo die Kette ist... ich weiß es nicht...*

Total entkräftet brach ich vor meinem Gefährten zusammen, mein Herz war in tausend Teile zersplittert. Er sollte nicht wegen mir leiden! Nicht meinetwegen...

*Traum ende *

"Justine, wach auf!", befahl mir eine bekannte Stimme. Langsam schlug ich meine Augen auf, meine Sicht war von Tränen verschleiert. Ich blinzelte ein paar Mal, und tatsächlich wurden die Umrisse schärfer. Die Person, die über mir kauerte, war Jackson. Jackson? Es geht ihm gut? Es geht ihm gut! Erleichtert von dieser Erkenntnis schlang ich meine Arme um seinen Hals und drückte ihn fest an mich.

"Pshht, es ist alles gut, jetzt beruhige dich erstmal." Ich vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge und entspannte mich ein wenig. Sanft drückte er mich ins Bett zurück und legte sich wieder neben mich. Er zog mich nah an sich und fuhr mir seinen Fingern imaginäre Kreise über meine Haut. Alle Anspannung war nun verflogen. Es ist unglaublich, was für Auswirkungen solch einfache Berührungen von ihm auf mich hatten.

"So, und jetzt erzähl mir, was du geträumt hast.", flüsterte er. Unbewusst kuschelte ich mich noch näher an ihn, als ich mich an meinen schrecklichen Traum erinnerte. "Es war schrecklich... wir beide waren spatzieren, als du auf einmal total anders wurdest. Dann tauchte ein anderer, verzottelter Wolf auf und hat...", ich konnte aufgrund meines Schluchtzen nicht weiter erzählen.

"Er hat?", fragte Jackson. Ich holte einmal toef Luft. "Er hat mich immer wieder gefragt, wo die Kette sei. Meine Antwort, d-dass ich es nicht wüsste, hat er mir nicht geglaubt. Also hat er angefangen, dich zu verletzten. U-und ich konnte dir nicht helfen. Es war so grausam, und das Schlimmste war, dass es sich so... echt angefühlt hat. Er meinte, dass alle, die mir etwas bedeuten, genauso leiden würden. Meinetwegen. Ich will so etwas nie wieder träumen." Meine Stimme war brüchig und zitterte. Jackson spannte sich an und schien zu überlegen.

Nach einigen Augenblicken des Schweigens begann er zu reden. "Ich hab eine böse Vorahnung, was geschehen sein könnte. Aber darüber reden wir später. Schlaf jetzt erstmal weiter." Er drückte mir noch einen langen Kuss auf die Stirn und mich überkam ein wohliger Schauer. "Gute Nacht, Jackson." Ich schloss meine Augen und wurde von der Müdigkeit wieder eingeholt. "Gute Nacht, Darling."

Die restliche Nacht verlief traumlos. Es war eigentlich realtiv entspannend, einfach mal einen freien Kopf zu bekommen. Ich wachte auf, als etwas großes, warmes auf mir lag. Der Versuch, mich umzudrehen, scheiterte kläglich. Also schlug ich die Augen auf, um meinen Freiheitsberauber ausfindig zu machen. Über mir erblickte ich den wohl heißesten Jungen, den ich ich stolz meinen Gefährten nennen konnte. Und das mit heiß meinte ich wortwörtlich. Er hatte mich praktisch unter sich begraben und ich begann langsam einen Hitzeschock zu bekommen. Quängelnd wand ich mich unter ihm, damit sich sein Griff um meinen Bauch etwas lockerte, doch er murrte irgendetwas und drehte sich samt mir in den Armen um. Wenigstens wurde ich jetzt nicht mehr erdrückt.

Ich versuchte seine Arme von mir zu lösen, aber er drückte mich als Folge nur noch näher an sich heran. Also eigentlich wollte ich ja genau das Gegenteil erreichen. Als er mich nach einiger Zeit immer noch nicht losließ, gab ich es schließlich auf und kuschelte mich wieder an ihn. Jackson stieß einen zufriedenen Seufzer aus und verteilte langsam hauchzarte Küsse an meinen Nacken, die bei mir eine Gänsehaut auslösten.
"Guten Morgen Darling", grummelte er mit seiner tiefen, rauen Morgenstimme. "Morgen Schlafmütze." Ich schloss noch einmal kurz die Augen, um den Moment zu genießen. "Du wolltest mir noch etwas wegen meines Traums erzählen." Ich sah wieder in seine Augen, und augenblicklich verlor ich mich wieder in ihnen. Sie sahen einfach so ungalublich aus. Er nickte und stand auf und trug mich, in seinen Armen liegend, ins Bad. "Stimmt. Aber ich erzähl dir alles bei Avery." "Bei Avery?" Fragend runzelte ich meine Stirn. Wie sollte sie uns helfen?

"Ja, bei Avery. Sie wird uns vermutlich auch helfen können. Und jetzt ist genug geredet, wir gehen jetzt erstmal duschen." Grinsend hob ich eine Augenbraue. "Wir?" "Ja wir." Sein Blick fand erneut meinen und ich konnte ein Funkeln in ihnen erkennen. Hallelujah, das könnte spaßig werden.

My Bad-Alpha-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt