Kapitel 3- Schreckliche Recherche

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Mein Gott. Zum Glück hat mein Bruder von meiner Panikattake nichts mitbekommen. Was hätte ich denn sagen sollen? Ich hab im Wald eine riesige Bestie mit roten Augen gesehen die mich fressen will? Ha ha. Er würde mich entweder für total verrückt halten oder sagen, dass ich zu viele Horrorfilme gesehen hab.  Lustig.

Was ich jetzt brauche, ist eine Dusche. Also sprintete ich hoch, schloss alle Fenster- man weiß ja zurzeit nie, was da draußen rumläuft- zog mich aus und stellte die Dusche auf heiß. Ich blieb locker eine halbe Stunde so stehen, das Wasser spülte alle schlechten Gedanken von mir weg. Ich wusch meine Haare noch schnell mit meinem Lieblingsshampoo, es hatte den Geruch von Kokusnuss, und spülte sie anschließend aus. Ich wickelte meine Haare mit einem Handtuch zu einem Turban, bevor ich an meinen Schrank ging und mir einen schwarzen Pulli mit einer weißen Aufschrift 'Brooklyn' und eine Jogginghose anzog. Anschließend schmiss ich mich auf mein Bett und googelte: Wölfe in Oesis-City.

Ich klickte die erste Anzeige an und las:      >Eilmeldung! Wilderer haben die Wölfe aus Oesis-City nun endgültig vertrieben. Sie wurden massenhaft getötet und deren Fell wurde verkauft. Gegen die Wilderer wurde ermittelt wegen illegalen Jagens. Ihre Rechtfertigung war folgende: 'Die Wölfe sind Bestien, ich habe dass doch nur getan, damit die Bewohner endlich wieder sicher sind! Sie haben Menschen angefriffen und für großes Chaos gesorgt. Ich als Bürger, der seine Stadt liebt, habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Anderen zu beschützen. Aber ihr seht das ja nicht ein!'

Wissenschaftler haben jedoch festgestellt, dass die Wölfe ziemlich scheu waren und ausschließlich Rotwild gejagt haben. Aber Wilderer Ross behauptet weiterhin, er habe das Richtige getan.< Verdutzt sah ich den Zeitungsartikel an. Das war nun rund 20 Jahre her. Könnte es sein, dass die Wölfe zurückgekehrt sind? Aber warum sind die dann so aggressiv? Ich tippte in die Suchanzeige ein: Wolfsangriff in Oesis-City.

Es kamen nur Bilder von zerfleischem Rotwild oder ein paar verwüstete Häuser,  in denen die Wölfe mal ihr Unwesen getrieben haben. Ansonsten sah ich nichts Auffälliges. Ich scrollte noch ein bisschen die Sucherergebnisse durch, als mir ein weiter Zeitungsartikel ins Auge sprang. >Mysteriöse Angriffe auf Menschen

Ich klickte drauf und was ich sah, schockierte mich zutiefst: ich sah komplett zerfetzte Leichen, verletzte Menschen mit ziemlich starken Bisswunden und Blut. Überall Blut. Schnell klappte ich meinen Laptop zu. Das war ja ekelhaft. Wiederlich. Und einfach nur grauenvoll. Ich atmete ein paar mal tief durch und öffnete meinen Laptop wieder. Ich versuchte nicht auf die Bilder zu achten und las mir den Text durch.   >Schreckliche Angriffe auf Menschen.  Das ist schon fast normal, wenn man in unseren über alles geliebten Wald geht. Doch seit kurzem haust der pure Schrecken dort: nur Wenige, die den Wald betreten, kommen wieder heil heraus. Opfer erzählen von riesigen, blutrünstigen Hunden, mit riesigen Reißzähnen und scharfen klauen. Viele sind der Überzeugung, dass es Wolfsangriffe wären. Aber die bei uns heimischen Wölfe sind scheu und harmlos. Wer oder was ist die Bestie, die unsere Einwohner terrorisiert? Kann man sie aufhalten? Wie viele wird sie noch verletzten?

Ich brauchte ein paar Momente bis ich realisierte, was ich da las. Ich stellte meinen Laptop neben mir ab und lief zu meinem Fenster. Wölfe waren es nicht, die würden keine Menschen angreifen. Und dieses Vieh war außerdem viel zu groß und bestialisch. Was für mich aber immer noch keinen Sinn machte, waren die Augen. Schon bei den Gedanken daran begann mein Herz zu rasen. Blutrot. Wie kann ein Tier solche Augen haben? Ich erinnerte mich wieder an meine Flucht. Wie ich mich umgedreht hatte. Wie ich dem Monster in die Augen sah. Wie es knurrte. Das Geräusch der riesigen Pfoten, als sie über den Waldboden rannten. Und schließlich daran, als ich wortwörtlich Angst um mein Leben hatte. Es war schrecklich. Ich werde nie wieder in diesen Wald gehen können, ohne daran zu denken.

Um mich abzulenken, habe ich Essen gekocht. Spaghetti mit meiner eigenen Soße, die ich früher mal mit Liam erfunden habe. Bei dieser Erinnerung musste ich anfangen zu Lächeln. Wow, nach so einem beschissenen Tag kann ich Lachen! Ich erinnerte mich, wie geschockt meine Mutter aussah, als sie mich und Liam in der verwüsteten Küche sah. Ich war damals 8 und mein Bruder 10. Früher war die Welt noch in Ordnung, als ich klein war und keine Probleme hatte. Mein Grinsen wurde breiter, als ich Mums überraschten Gesichtsaudruck vor meinem inneren Auge sah, als sie unsere Soße probiert hatte. Sie hatte bestimmt eine Katastrophe erwartet. Das Rezept haben wir nur ein bisschen verfeinert und das wars. Unsere eigene Soße.

Ich deckte grade den Tisch für drei Personen Personen, als meine Mutter nach Hause kam. Sie gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich auf einen Stuhl setzte und sich Essen auftat. Währenddessen kam mein Bruder frisch geduscht, in Jogginghose und Tanktop, herein und lachte: "Täusche ich mich oder ist das unser Geheimrezept?" "Nein, du liegst total richtig. Ich dachte mir, zur Feier des Tages mach ich mal was 'Besonderes'." "Und was gibt es zu feiern?", fragte meine Mum belustigt. Gespielt aus der Fassung gebracht sah ich sie an: "Wir haben unseren ersten Schultag überlebt, dass gibt es zu feiern!" Sie lachte nur und begann zu essen. Von meinem Erlebnis im Wald erzählte ich nichts.

*Traum*

Es verfolgt mich. Ich kann es nicht sehen, aber ich weiß es. Ich renne und renne, aber ich hab das Gefühl, dass ich mich nicht von der Stelle bewege. Nur nebensächlich sehe ich den Wald an mir vorbeirauschen. Meine Angst kontrolliert meine Sinne und ich drehe gleich durch. Ich höre es näher kommen. Und knurren. Meine Beine versagten plötzlich ihren Dienst, was zur Folge hatte, dass ich der Bestie schutzlos ausgeliefert war. Es wird mich umbringen. Gleich hat es mich. Ich zittere vor Angst und kann mich nicht mehr Bewegen. Dann sehe ich es. Es ist riesig, mit leuchtend roten Augen, und es sah so aus, als ob Blut aus ihnen herausgließt. Das Maul war ebenfalls Blutverschmiert und mit riesigen, scharfen Reizähnen bestückt. Es kam näher. Ich wollte weg, aber konnte mich immer noch nicht bewegen. Das letzte was ich sah, war, dass es seine riesigen Zähne in mein Bein schlug. Ich spürte nur noch Schmerz und alles wurde schwarz. Tief in meinem Inneren begann ich zu schreien.

*Traum ende*

My Bad-Alpha-BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt