- Teil 79-

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Anstatt Jenny zu antworten, rief ich sie an.
Ich gab mein bestes nicht verheult zu klingen aber - Oh Wunder - schluchzte ich schon laut ins Telefon, bevor sie überhaupt etwas sagen konnte. „Ich finde du solltest mit ihm sprechen", meinte sie vollkommen neutral.
„Oh Gott nein - das überleb ich nicht"
„Wieso? Was ist das Schlimmste, was er sagen könnte?"
Ich überlegte kurz. „Dass er nach England zieht!", scherzte ich verzweifelt. „Konnte Marco ihn nicht davon abhalten?"
Obwohl Marco wirklich mein bester Freund war, hatten auch wir nicht mehr den selben Kontakt und die selbe innige Bindung, die wir vor der Trennung hatten. Das hatte zum einen den Grund, dass die einzige weibliche Person der er Aufmerksamkeit schenkte nun Jenny war und zum anderen, dass er einfach trotz allem in erster Linie Marios bester Freund ist und das letzte das ich wollen würde ist, dass Marco sich zwischen mir und ihm entscheiden müsste.
Daher nahm alles seinen Lauf und ich chattete und sprach nur noch mit ihm wenn es um lustige Memes oder um Jenny ging. Das Thema Mario war streng tabu.
„Ich weiß nicht mal, ob Marco es schon recht viel länger weiß.. seit ein paar Monaten hat der Kontakt zwischen den beiden auch ganz schön abgenommen.", hörte ich Jenny sagen. Na super. Genau das, was ich vermeiden wollte.
Verzweifelt rieb ich mir mit den Händen durchs Gesicht. Mein iPhone lag mit angeschalteten Lautsprecher auf dem Tisch und ich konnte sehen, wie auch mein Bruder und mein Dad mir Nachrichten schrieben.
„Man wieso ausgerechnet England? Das ist ein ganz fucking anderes Land! Hätte er nicht einfach nach Berlin oder meinetwegen auch Dortmund wechseln können??"
Ich hörte Jenny leicht lachen. Dadurch, dass sie - wie ich auch - ja beim FC Bayern unter Vertrag steht und ihr Freund aber in Dortmund Spieler ist, führen die beiden eine Fernbeziehung.
„Der Grund für England fängt mit J an und hört mit ürgen Klopp auf", erklärte sie.
Ich wusste natürlich, dass Kloppo Trainer beim FC Liverpool war und das nicht gerade erfolglos. Aber an den Aspekt hatte ich noch nicht gedacht. Es war aber natürlich logisch. Mario vergöttert diesen Trainer und Klopp liebt seinen Talentjungen. „Ich gönne Mario jedes Glück der Welt, jeden Erfolg, jeden Meilenstein, aber Jenny.. er wird ab nächster Saison nicht mehr in meiner Nähe sein. Du weißt, wie sehr mir alleine der Gedanke Kraft gegeben hat, dass ich jeden Moment einfach ins Auto steigen und zu ihm fahren könnte."
„Dann mach das. Und zwar genau jetzt!"
Mein Herz schlug mir aus den Ohren raus, alleine bei dem Gedanken ihm wieder gegenüber zu stehen. Vermutlich konnte Jenny meinen Herzschlag sogar hören, denn sie sagte: „Leo! Der Typ hat dich schon nackt gesehen und das von allen Seiten. Du musst jetzt nicht deshalb nervös sein!"
„Der weiß bestimmt nicht mal mehr wie ich nackt aussehe...", gab ich wehleidig zurück.
„Ach so ein Blödsinn! Denkst du ernsthaft, der hat bei dieser wichtigen Entscheidung nicht einmal an dich gedacht?"
Bei diesem Gedanken erwärmte sich mein Herz und es schlich sich sogar ein minimales Lächeln über mein Gesicht. Auch das schien Jenny zu hören.
„Na also. Und jetzt mach dich ein wenig zurecht und fahr zu ihm. Es ist Sonntag Nachmittag. Er wird bestimmt zu Hause sein!"
Ich bedankte mich bei ihr und legte dann auf. Die Nachrichten meiner Familienmitglieder ignorierte ich vorerst.
Ich war vollkommen hin und her gerissen. Sollte ich wirklich zu ihm fahren?! Und wenn ja, was sollte ich sagen?
‚Servus Mario! Bitte zieh nicht weg und verlängere stattdessen deinen Vertrag beim FCB tschüüß!'
Umso länger dieses unrealistische Szenario in meinem Kopf umher schwirrte, umso bewusster wurde mir wie ernst diese Sache war. Es wurde inzwischen sogar vom FCB bestätigt. Noch fester konnte diese Entscheidung gar nicht stehen. Die Realität traf mich eiskalt. Er wird in England spielen, sich dort ein neues Leben aufbauen und egal wie unser Gespräch heute verlaufen wird, ich werde daran nichts ändern können.

Eine halbe Stunde später saß ich in meinem Auto. Ich hatte mir die Tränen aus dem Gesicht gewischt, meine Haare geföhnt und zusammen gebunden und ein schlichtes Sommerkleid übergeworfen. Heute waren es immerhin 30 Grad! Meine Körpertemperatur hingegen glich dem Minimum. Mir war heiß und kalt zugleich und ich hatte das Gefühl ich müsste mich jeden Moment übergeben.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 06, 2020 ⏰

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Fußball verbindet. -Mario Götze FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt