-Teil 59-

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 „Alter es sieht so schlimm aus! Was war da bitte alles los?", jammerte Marco und machte in den inzwischen zweiten randvoll gefüllten Müllsack einen Knoten. Plötzlich bekam ich ein ungutes Gefühl. Was ist wenn Marco nicht dicht hält? Wenn er seinem besten Freund doch steckt was seine Freundin da oben gemacht hat? Dann kann ich mir eigentlich direkt schon mal einen One-Way Flug nach Australien buchen und dort mit Kängurus ein neues Leben aufbauen. Ich überlegte gerade, wie ich meine neuen tierischen Freunde in meiner neuen Heimat nennen werde, da riss Marco mich aus den Gedanken. "Hat euch die Party wenigstens gefallen?" Ich versuchte irgendetwas aus seinem Blick zu lesen, aber es gelang mir nicht. Ob er sich überhaupt noch an den Kuss zwischen mir und Zayn erinnern kann? Ich musste das dringend rausfinden! Die Gelegenheit ergab sich auch eine halbe Stunde später als Mario sich bereit erklärte in den oberen Stockwerken sauber zu machen und Marco und ich hier unten die Becher, Zigarettenstummel und sonstige Verpackungen entsorgten. Die ganze Zeit hatte ich überlegt wie ich Marco wohl am besten darauf ansprechen könnte, ohne mich selbst zu verraten. „Wie viel hast du denn so getrunken? So viel, dass du dich an nichts mehr erinnern kannst?" WOW! Der Preis für die unauffälligste Nachfrage des Jahrhunderts geht an Leonie! Herzlichen Glückwunsch!  Marco lachte auf. „Ich weiß wirklich so gut wie gar nichts mehr" „Das heißt...?" „Ich weiß irgendwie, dass zwei Mädels hier gestript haben und ich hab mit einer Rothaarigen und einer Latina rumgemacht –also ich glaube es waren nur die zwei. Sonst nix" Ich atmete hörbar erleichtert aus. „Und den Kuss", fügte er dann mit einem vorwurfsvollem Ton hinzu und meine vorherige Erleichterung war wie weg geblasen. Mein Herz fühlte sich an, als würde es aussetzen und meine Hände wurden ganz schwitzig. „Marco ich werde es ihm sagen, versprochen!", flüsterte ich panisch, aus Angst Mario könnte etwas mitbekommen. „Will ich wirklich für dich hoffen. Wenn er es nämlich von jemand anderen erfährt und dann auch noch raus bekommt dass ich es wusste...sind wir beide einen Kopf kürzer", mahnte er mich ernst und in meinem Kopf buchte ich ihm schon einen Flug nach Australien zu meiner neuen Känguru Familie dazu. „Und sag es ihm besser schnell denn ich weiß nicht wer da oben noch alles war und es gesehen hat. Außerdem könnte er es auch von Zayn erfahren" "Du weißt also wer es war...", schlussfolgerte ich und die Tatsache, dass Marco die ganze Zeit wusste, dass es nicht einfach irgendein fremder Betrunkener war sondern mein Exfreund, machte das Ganze nicht viel besser. "Natürlich weiß ich das. Mario hat mir alles erzählt und die Tatsache, dass dieser Hund nach allem was er dir angetan hat mehrere Tage alleine in deiner Wohnung übernachten durfte, ist zum Kotzen!" Ich zuckte zusammen und Tränen schossen mir in die Augen. Wieso auch immer. "Wieso lässt du ihn denn überhaupt zu deiner Party kommen wenn du die Geschichte kennst?", zischte ich ihm zu und hatte die ganze Zeit die Treppen im Blick, auf denen jede Sekunde mein Freund auftauchen könnte. "Moritz hat ihn mitgebracht, er wohnt in seiner WG. Ich hab Zayn gesagt er soll sich verpissen, aber darauf gehört hat er nicht. Ich hätte ihn vielleicht höchstpersönlich rauswerfen sollen, spätestens nachdem ich euch beide da oben gesehen habe. Aber mein betrunkenes Ich muss ja wieder Mutter Theresa höchstpersönlich spielen!" "Gib jetzt nicht dir oder deiner Mutter Therese Persönlichkeit die Schuld", mahnte ich ihn. "Mach ich nicht.", gab er trocken zurück. "Aber du musst es ihm sagen Leonie" „Ich warte noch auf den perfekten Moment...", antwortete ich leise und sah auf den verdreckten Boden. „Leonie für sowas gibt es keinen perfekten Moment! Sowas gibt es für den ersten Kuss oder den ersten Sex oder für einen Heiratsantrag aber nicht für eine Beichte fürs Fremdküssen!" In diesem Moment ertönten Schritte auf der Treppe. „Ich sag's ihm heute Abend", zischte ich panisch und hob schnell ein paar Kippenschachteln vom Boden auf um sie in eine der Mülltüten zu werfen. „Oben ist alles sauber", teilte Mario uns stolz mit und half uns dann noch hier unten. Nach 1 Stunde war dann alles wieder wie neu.

Umso näher wir Marios Wohnung kamen, umso schlechter wurde mir. Ich wusste, dass ich es ihm sagen musste. Lange würde ich dieses schreckliche Gefühl nicht mehr aushalten. Beim Abendessen konnte ich es dann wirklich nicht mehr länger für mich behalten. Wer weiß, vielleicht wird Mario ja gar nicht so schlimm reagieren. „Schatz ich muss dir was sagen", platze es aus mir heraus und ich merkte wie mein Herz heftig anfing zu klopfen. Mario hob den Kopf und sah mich gespannt an. „Was denn Baby?" Am liebsten hätte ich jetzt gesagt „Nichts, passt schon" aber ich war jetzt schon so kurz davor und ein Rückzieher wäre jetzt einfach unangebracht. „An Marcos Party.. Es ist etwas passiert was nicht hätte passieren sollen" Meine Stimme zitterte und ich presste meine Hände zusammen. Marco ließ die Gabel sinken und betrachtete mich mit einem Blick voller Angst, Neugierde aber auch Angespanntheit. „Zaynundichhabenunsgeküsst", ratterte ich herunter und presste die Augen zusammen, ich wollte seinen verletzten Blick nicht sehen. Ich wollte nicht sehen wie sein Glanz in den Augen zu einer einzigen Leere und Verachtung wurde.

Als er dann aber auch nach gefühlten 5 Minuten nicht antwortete, öffnete ich vorsichtig meine Augen und sah wie er die Ellbogen auf den Tisch gestemmt hatte und sein Gesicht in seinen Händen vergraben war. Es war aber nicht diese Pose als müsste er gleich heulen, sondern eher als würde er gleich alles und jeden zusammen schlagen. „Schatz...Ich weiß nicht was ich sagen soll außer dass es ein extrem großer Fehler war und dass..." Meine Stimme wurde von meinen Tränen erstickt. Ich brachte nur noch ein lautes Schluchzen von mir. Mario schlug mit der Faust auf den Tisch, sodass das Besteck wackelte.

„Verdammt Leonie!!!", schimpfte er laut und ich presste die Lippen aufeinander. „Ich hätte so etwas niemals von dir erwartet und weißt du wieso? Weil du doch genau weißt wie sich das anfühlt verdammte scheiße!" „Es war niemals meine Absicht!", murmelte ich und immer mehr Tränen landeten in meinem Schoß. „Zu einem Kuss gehören immer zwei Personen!", erinnerte er mich netterweise. „Ich war betrunken und wollte oben auf die Toilette gehen und dann hat er die Situation ausgenutzt, mich an die Wand gedrückt und geküsst", erklärte ich ihm und versuchte ihm dabei so aufrichtig wie möglich in die Augen zu sehen. „Und du hast den Kuss erwidert", ergänzte Mario meine Erklärung, worauf ich nichts mehr sagte. Was denn auch? Ein "nein habe ich nicht" würde einfach nicht der Wahrheit entsprechen. Deshalb ergriff Mario wieder das Wort. Seine Stimme war rau und fordernd und ich merkte richtig, wie er sich zusammen reißen musste nicht direkt aufzuspringen und Zayn an den Eiern an die Wand zu nageln. "Beantworte mir nur eine Frage Leonie: Hat dir der Kuss etwas bedeutet?"


Fußball verbindet. -Mario Götze FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt