-Teil 66-

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„Wie geht nicht????", fragte ich und meine Zähne fingen an zu klappern. „Ich sitze in der Kneipe und hab was getrunken, ich kann nicht mehr fahren" Wut brodelte in mir auf. „Was meinst du damit du hast was getrunken??? Du wusstest doch, dass ich noch im Krankenhaus bin?" „Ja ich dachte du rufst dir ein Taxi" „Du hast doch selbst gesagt du holst mich dann wieder ab???? Es ist übrigens eiskalt und ich müsste jetzt bestimmt 20 Minuten auf ein Taxi warten!" „Bei mir würde es genauso lange dauern" „Ach vergiss es", maulte ich und legte auf. Unfassbar. In dem Moment ging dann auch mein Handy aus, Akku leer. Zitternd und vollkommen angepisst bis ans Limit stapfte ich zurück ins Krankenhausgebäude an die Rezeption. Die Dame dahinter hatte allem Anschein nach auch nicht mehr den Hauch einer Lust hier zu sein, aber sie tat um was ich sie bat und rief mir ein Taxi, welches dann auch ziemlich schnell hier war. Am liebsten wäre ich einfach zu mir in die Wohnung gefahren, aber meine ganzen Sachen inklusive mein Schlüssel lagen bei Mario bzw. in den Koffern. Also musste ich wohl oder übel in seine Wohnung fahren, aber er war ja sowieso nicht da. Als ich dann beim Aufschließen der Wohnungstür mit dem kleinen Zeh auch noch gegen Marios Koffer knallte, hatte ich den höchsten Level an schlechter Laune erreicht und wollte einfach nur noch schlafen. Gegessen hatte ich zwar auch seit Ewigkeiten nicht mehr, aber das konnte ich auch noch auf den nächsten Morgen schieben, Appetit hatte ich sowieso keinen. Ich zog das erstbeste was ich finden konnte und einigermaßen bequem war aus meinem Koffer, zog mich um und warf mich einfach nur noch ins Bett.

Als ich wach wurde, lag ich immer noch alleine im Bett und auch im Rest der Wohnung war es komplett still, was mich vermuten ließ, dass Mario immer noch nicht hier ist. Ärgerlich schlug ich die Bettdecke zurück und lief aus dem Schlafzimmer, doch meine Vermutung bestätigte sich: Mario war nicht hier. Gerade als ich mein Handy nahm um nach möglichen Nachrichten oder Anrufen seinerseits zu gucken, klackerte es im Schloss und Mario schlüpfte herein. „WO WARST DU??", fuhr ich ihn direkt an. Er verdrehte die Augen und hielt mir seine Nike Tasche unter die Augen. „Bei der Physio", antwortete er mir genervt. „ Die ganze Nacht also? Bist du von der Bar direkt in die Physio gestolpert?", erwiderte ich schnippisch. „Ich war heute Morgen hier", rechtfertigte Mario sich, striff seine Schuhe ab und ließ diese dann beachtlos zurück. Ich versuchte mich an irgendwas zu erinnern, aber ich hatte nicht mitbekommen, dass Mario heute Morgen hier war um sein Zeug zu holen. „Und mit wem warst du weg und wo hast du geschlafen?", hakte ich nach, mit Armen vor der Brust verschränkt. Ja, ich verhielt mich gerade wie eine Oberzicke, aber meine gereizten Nerven ließen einfach keine andere Reaktion zu. „Mit David", gab Mario kurz angebunden zurück und lief ins Wohnzimmer. Ich ihm stets hinterher. „Nur mit David?", wollte ich sicherstellen. „Alter bin ich hier beim Verhör oder was?", maulte er, legte seine Füße auf den kleinen Tisch vor der Couch und schaltete den TV an. „Oho hat die Prinzessin ihre Tage oder warum so zickig?", fragte ich ihn. „Die Frage gebe ich gerne zurück", meinte er ohne mich eines Blickes zu würdigen. „Du wusstest gestern ganz genau, dass ich im Krankenhaus war, hast mir sogar angeboten mich später wieder abzuholen und dann gehst du einfach saufen. Was sollte das?" Mario stellte seine Füße wieder energisch auf den Boden und schaute mich an. „Du bist doch nach Hause gekommen oder?", fragte er. Was eine dumme Frage, er sieht doch, dass ich nach Hause gekommen bin. „Ja natürlich" „Ja also? Wo ist dein Problem?", stellte er die Gegenfrage und widmete sich wieder den Sportreportagen die gerade liefen. „Echt unglaublich..", sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihm und verließ den Raum. Ich musste jetzt dringend etwas essen, vielleicht beruhigt das meine Laune ein wenig.

2 Brötchen und einen Kaffee später, hatte sich nichts an der angespannten Lage verändert, deswegen packte ich einfach alles Nötige in meine Handtasche und fuhr zu Zayn ins Krankenhaus. Sein Zimmer wurde inzwischen verlegt, er befand sich nun nicht mehr auf der Intensivstation, was schon mal ein sehr erfreuliches und beruhigendes Zeichen war. Da er gerade am Schlafen war und ich ihn nicht wecken wollte, beschloss ich im Blumenladen nebenan ihm einen schönen Blumenstrauß zu kaufen. Seltsamerweise war dieser Blumenladen ziemlich voll und zu allem Übel traf ich auch noch ausgerechnet auf Ann Kathrin. Mein erster Gedanke war: Kann dieser Tag eigentlich noch schlimmer werden? Und mein zweiter Gedanke war: Wem schenkt SIE bitte Blumen? Die lässt sich doch wenn dann beschenken. Da es aber hätte sein können, dass sie die Blumen für jemanden kauft der ebenfalls im Krankenhaus liegt, wollte ich nicht einen auf gefühlskalte Tussi machen und lief deswegen geradewegs auf sie zu, setzte mein freundlichstes Lächeln auf und begrüßte sie mit einem simplen „Hi". Sie löste ihren Blick von den Rosen die sie gerade betrachtete und fing an mich zu mustern. Das tat sie solange, dass ich mich am liebsten wieder umgedreht hätte umso schnell wie möglich diesen Laden zu verlassen. „Mario hat dir anscheinend nichts gesagt", sagte sie spitz und lächelte süffisant während sie die Rosen betatschte als wäre es die wertvollste Seide auf der Welt. „Was sollte er mir gesagt haben?", hakte ich nach. Sie kicherte und fuhr weiter mit ihren schmalen Fingern über die Rosenblätter. „Was sollte er mir gesagt haben?", wiederholte ich und betonte dabei jede einzelne Silbe. „Na letzte Nacht während du bei Zayn warst", erklärte sie mir mit einem dicken Grinsen im Gesicht. In meinem Herz explodierte eine Art Feuer, das sich dann in meinem kompletten Körper ausbreitete. "Er war mit David unterwegs und heute morgen bei der Physio", erwiderte ich, vielleicht viel mehr um mich selbst davon zu überzeugen. Ann Kathrin lachte gehässig. „Bist du wirklich so naiv?", fragte sie und sah mich dabei schon fast mitleidig an. Dann nahm sie einen Strauß Rosen und stolzierte damit zur Kasse. In meinem Kopf beschimpfte ich sie mit den brutalsten Ausdrücken, aber in echt bekam ich den Mund nicht auf. Jetzt hatte ich auch keine Lust mehr Zayn zu besuchen, ich musste mit Mario reden und das so schnell wie möglich!

Fußball verbindet. -Mario Götze FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt