-Teil 6-

3.8K 136 6
                                    

Er transportierte seine Tasche in den roten Flitzer. Ich hatte sogar Recht. Den hätte ich nämlich entweder Mario oder David Alaba zugeteilt. Lässig lehnte er sich an den Kofferraum und sah mich abwartend an. Sollte ich jetzt einfach anfangen zu erzählen? Oder sollte ich lieber erstmal fragen wie sein Training war. Eine peinliche Stille entstand. Ausgerechnet in dem Moment in dem ich endlich den Mund aufbekam, fing auch er an zu labern. Wir mussten lachen. „Sag du erst", bot er an. Gerade setzte ich wieder an, da ertönte der laute Knall, der immer zu hören war wenn wieder jemand ins Parkhaus kam. Diesmal war es Jerome Boateng. „Ciao!", sagte er cool und reckte eine Hand hoch. Ich brachte nur ein leises „Tschüss" zu Stande, was Mario wieder äußerst amüsant fand. „Du bist ziemlich schüchtern oder?" Wenn es überhaupt möglich war, erreichte ich zu dem Zeitpunkt den rotesten Grad den man im Gesicht nur haben kann. Die quietschenden Reifen von Jeromes Wagen bretschten an uns vorbei, dann trat wieder diese quälende Stille ein, bis ich mich endlich dazu überwand ihn nach dem Training zu fragen. „War ganz locker. Wir können jetzt langsam einen Gang runter fahren, die Meisterschale haben wir so gut wie in der Tasche. Ihr seid doch jetzt auch Tabellenführer oder?" „Ja, aber nur mit einem Punkt Vorsprung", antwortete ich. „Das schafft ihr doch locker", meinte Mario. „Naja wenn ich mich weiter so anstelle dann nicht" „Läuft's nicht so gut?", wollte er wissen. „Doch schon, aber zur Zeit ist irgendwie der Wurm drin" So langsam wurde ich lockerer und ich bekam langsam meine normale Gesichtsfarbe zurück. „Das kenne ich gut", beschwichtigte Mario. Wieder die Parkhaustür. Pep. „Ciao Mario! Und morgen wieder pünktlich auf dem Platz!" „Tut mir leid, dass du meinetwegen später dazu gestoßen bist", entschuldigte ich mich leise. Mario winkte ab. „Die 1 Minute. Außerdem kann ich es nicht sehen, wenn eine Frau niedergeschlagen ist" Ich dachte ans Oktoberfest zurück. Wie seine Freundin neben ihm saß und ihn mit ihrer Laune runter machte. „Hast du da irgendeinen Tipp für mich?", fragte ich ihn. Er zuckte mit den Schultern. „Weiter machen, weiter kämpfen, glaub an dich, red mit deinen Liebsten. Jeder muss mal durch eine Phase durch in der es nicht so gut läuft, auch wenn es zu einem unpassenden Zeitpunkt, wie jetzt, kurz vor der Meisterschaft passiert." Genau solche Worte brauchte ich in diesem Moment. „Bei eurem letzten Spiel werde ich im Stadion sein, das lass ich mir nicht entgehen", grinste er. „Na das kann was werden", lachte ich. „Also war das auch der Grund wieso du vorhin wie ein Häufchen Elend dort saßt?", fragte Mario. Ich nickte. „Ja" Er lächelte mich an. „Dann hätten wir das ja jetzt geklärt" Ich wollte nicht, dass wir das jetzt schon geklärt hatten, mit ihm konnte man sich echt gut unterhalten. „Also gut, dann sehen wir uns bestimmt mal wieder hier", sagte er und wollte schon in sein Auto steigen. Da fiel mir zum Glück noch ein, dass ich hier ja gar kein Auto mehr hatte. Zwar hätte ich auch mit der U-Bahn fahren können, aber wenn die Alternative Marios Auto ist, ist greife ich darauf auch zurück. „Äh kannst du mich vielleicht mitnehmen? Meine Fahrgemeinschaft ist schon weg?" „Klar", antwortete er selbstverständlich und ich stieg auf der Beifahrerseite ein. Kaum startete er den Motor, klangen aus dem Radio die ersten Töne, die dank allround Soundanlage das komplette Auto ausfüllten. „The Weeknd??", fragte ich begeistert. „Ja! Mein absoluter Lieblingssänger!", erklärte mir Mario. „Was ein Zufall, meiner auch!" Und so kam es, dass wir die komplette Fahrt mit mitsingen verbrachten, obwohl ‚krächzen' unseren Gesang besser beschreiben würde, aber genau das machte die Autofahrt auch so witzig. Bevor er in meine Straße einbog, hielt ich ihn an. „Du kannst mich hier raus lassen" Er fuhr rechts ran. „Denkst du wohl ich würde bei dir einbrechen wenn ich weiß wo dein Haus ist?", neckte er mich. „Ich will nur noch bisschen laufen", verklickerte ich ihm. „Diese Straße ist nicht wirklich lang und ich kenn mich dort ziemlich gut aus, also ich würde so und so herausfinden wo du wohnst", grinste er. „Danke fürs Mitnehmen", lachte ich, stieg aus, holte meine Trainingstasche aus dem Kofferraum und Mario brauste davon. Die 5 Minuten Fußweg zu meiner Wohnung taten wirklich nochmal gut. Zu Hause machte ich mir erstmal was zu essen, normalerweise bin ich dafür immer viel zu faul und auch untalentiert. Aber das Gespräch mit Mario hat mir irgendwie so viel Kraft und Energie gegeben, dass ich wenig später immerhin Ratatouille auf dem Teller hatte. Da ich danach immer noch so voller Energie und Tatendrang war, rief ich Laura an und fragte sie ob sie mit ins Fitnessstudio will. Sie war etwas überrascht, stimmte dann aber zu.

Fußball verbindet. -Mario Götze FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt