71.I have nothing to wear!

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Nachdem Julie morgens mit dem Duft von selbstgemachten Pancakes geweckt wurde, hatte sie romantisch mit Charles auf dem Balkon gefrühstückt, der leider nicht so groß und komfortabel war, wie der von Charles. Durch die große Blumenüberraschung, die nach wie vor den Großteil von Julies Wohnung einnahm, war ihnen auch nicht viel anderes übrig geblieben als draußen zu essen. Julie versuchte sich grade mit dem Geschirr durch die Wohnung in die Küche zu manövrieren, was sich als sehr schwierig erwies. Charles stand währenddessen lässig an die Balkontür gelehnt und beobachtete das Spektakel nur allzu gerne. Als Julie dann zum dritten Mal fast das Gleichgewicht verlor, konnte er sein Lachen nicht mehr zurückhalten. Mit bösem Blick drehte sie sich um und schob schmollend die Unterlippe nach vorne. "Lach mich nicht aus!" rief sie beleidigt. "Aber es sieht einfach nur drollig aus wie du alle zwei Schritte das Gleichgewicht verlierst." rechtfertigte er sich immer noch kichernd. Julie war mit dieser Aussage nicht besonders zufrieden. "Pah! Wir werden ja sehen wie drollig ich noch bin, wenn ich dir eins überziehe." brummte sie und funkelte Charles an. Sein Blick weitete sich. "Du bist viel zu süß und liebenswert um mir was anzutun." Julie zuckte nur mit den Schultern. "Du wirst schon sehen." sagte sie trocken und setzte dann ihren Weg in die Küche fort, um dort das dreckige Geschirr loszuwerden. Charles beobachtete die junge Französin noch ein paar Sekunden bis er ihr mit dem Rest folgte. 

Zwei Hände mogelten sich an Julies Taille und ein kratziges Kinn legte sich auf ihre Schulter und schmiegte sich an ihren Hals. Sein Atmen streifte ihre Wange und ließ ihr ein Kribbeln über den Körper laufen. "Du bist toll, dass weißt du oder?" säuselte er an ihrem Ohr, was ein Lächeln auf ihre Lippen zauberte. "Natürlich, dass ist doch offensichtlich." sagte sie selbstsicher, was auch Charles schmunzeln ließ. "Und dass ich dich liebe weißt du auch oder?" Ihr Grinsen wurde größer. "Ja, aber du kannst es ruhig noch häufiger sagen." witzelte sie, was sofort mit einem Piksen in ihre Seiten bestraft wurde. "Junge Dame! Hast du dich mal umgesehen?" rief er empört. Julie quiekte auf und hielt seine Hände fest, um sich vor weiteren Attacken zu wehren. "Ja und wer muss die jetzt alle gießen?" scherzte sie weiter und wusste schon, dass sie diese Aussage bereuen würde. Charles Augen verengten sich und wenige Sekunden später wurde Julie mit einer Kitzelattacke bestraft. Lachend und sich unter seinen Händen hin und her windend, hatte sie keine Chance. Das einzige was sie rettete war Charles Handy das auf einmal Klingelte und die mittlerweile auf dem Küchenboden sitzende Julie durchatmen ließ. "Salut?" ging Charles, als wäre nie etwas gewesen ans Telefon und atmete nicht mal schwer. Julie beobachtete das perplex und nutzte die gewonnene Zeit um vom Boden aufzustehen und sich wieder der Küche zu widmen. Als Charles wieder auflegte, war Julie mit dem Abwasch fertig und trank ein Glas Orangensaft. 

"Und wer war das?" fragte sie neugierig und lehnte sich an die Küchentheke. "Das war mein guter Freund Riccardo." informierte er sie und klaute ihr das Glas um den letzten Rest Orangensaft zu ergattern. Ausnahmsweise ließ sie es ihm einfach mal durchgehen, da sie auf noch mehr Informationen hoffte. "Und?" fragte sie schließlich. Charles grinste breit in sich hinein. Er hatte gewusst, dass sie weiter nachfragen würde. So war sie nun mal, gleichermaßen  neugierig und hartnäckig. Langsam und genüsslich ließ er den kalten Orangensaft seine Kehle hinunter laufen und beobachtete im Augenwinkel wie Julie mit jeder Sekunde ungeduldiger wurde. Als auch der letzte Tropfen  endlich seinen Weg in Charles Magen gefunden hatte stelle er das Glas mit einem lauten "Hahhhh." ab und leckte sich über die Lippen. Das Julie ungeduldig wartend vor ihm stand ignorierte er. Es machte einfach zu viel Spaß sie zu ärgern.

Charles wollte sich grade umdrehen und weiter so tun als hätte er Julies Frage einfach vergessen, da nahm sie ihre Hände und schmuggelte sie unter sein T-shirt. Charles zuckte erschrocken zusammen und schnappte nach Luft. Vergeblich versuchte er Julies eiskalte Hände von seinem doch sehr warmen Bauch zu nehmen. "Warum in Gottes Namen sind deine Hände so kalt??" fragte er immer noch schockiert und mit Gänsehaut am ganzen Körper. "Na weil ich abgewaschen habe." sagte sie trocken, während sie sich wie ein Klammeräffchen an ihm festhielt. "Mit kaltem Wasser?" er sah sie skeptisch an. Sie zuckte mit den Schultern. "Zum Glück hab ich das, sonst hätte ich dich nicht für deine Gemeinheiten bestrafen können." prahlte sie stolz. "Was? Welche Gemeinheiten?" fragte er gespielt unwissend. Julie setzte sofort ihren strengen Blick auf. "Vorsicht Mister Leclerc... Sie bewegen sich auf dünnem Eis." brummte sie in einem bedrohlichem Ton. Charles überlegte kurz ob er sie noch weiter ärgern könnte, doch entschied sich dann dagegen. Stattdessen legte er seine Hände an ihre Wangen und zog sie liebevoll zu sich um ihr einen Kuss zu stehlen. Zufrieden erwiderte sie und ließ die nicht mehr ganz so kalten Hände in seinen Nacken wandern. 

"Nagut, Entschuldigung angenommen." sagte sie grinsend, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten. Charles kommentierte ihre Bemerkung nur mit einem Lachen. "Also worum ging es denn bei dem Telefonat?" fragte sie immer noch neugierig und lenkte so wieder auf das eigentliche Thema zurück. Charles schüttelte nur belustigt den Kopf. "Du bist wirklich neugierig, weißt du das?" Julie nickte hektisch. "Alsoooo?" fragte sie grinsend, wobei das 'o' dabei besonders in die Länge gezogen wurde. 

"Riccardo hat gefragt ob wir zusammen mit Thomas und Nico mit dem Boot raus fahren wollen." Und so hatte Julie die Information bekommen die sie so unbedingt haben wollte, konnte es aber leider nicht genießen. "Du meinst deine besten Freunde, die du schon seit Ewigkeiten kennst, Riccardo, Thomas und Nico?" fragte sie etwas überfordert. Charles nickte, während er bemerkte, dass die leichte Panik, die seiner Freundin ins Gesicht stand ziemlich süß aussah. "Und was hast du gesagt?" Julie stand da wie in Schockstarre und Charles war sich nicht ganz sicher ob sie noch atmete. "Das wir eigentlich nichts vorhaben und uns freuen würden." fasste er trocken zusammen. In Julies Gesicht veränderte sich nicht eine Miene, doch was Charles nicht sehen konnte, war wie ihr Kopf anfing zu rattern und ihr Puls in die Höhe schnellte. Der junge Rennfahrer sah Julie unschlüssig an. "War das Falsch? Du wolltest meine Freunde doch kennen lernen?" fragte er vorsichtig. Julie wurde wieder zurück in die Realität geholt. Dann griff sie verzweifelt in ihre Haare, als bräuchte sie etwas an dem sie sich festhalten konnte. Ihr panischer Blick traf den verwirrten von Charles, der gar nicht mehr begriff was los war, bis Julie hektisch los rannte, über etliche Blumen sprang und " Ich hab gar nichts zum Anziehen!" rief. Charles beobachtete das Spektakel und war erstaunt wie schnell sie trotz der vielen Blumen von der Küche ins Schlafzimmer gesprintet war. Als er genauer darüber nachdachte glich es fast einer olympischen Disziplin. 

I didn't see that coming...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt