22. Healing silence

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Max hatte Julie am nächsten Morgen auf ihrem Küchenboden sitzend umgeben von kaputten Blütenblättern gefunden. Er hatte nichts gesagt. Er war nur hingegangen hatte ihr hoch geholfen und die getrockneten Tränen aus dem Gesicht gewischt. Dann setzte er sie mit einem Kaffee auf die Coach und machte die Sauerei weg. Als sie losfahren mussten um für den Termin beim Arzt pünktlich zu sein, hatte sie den Kaffee nicht mal angesehen. Dadurch wusste er, wie ernst es wirklich war. Weder im Auto noch im Wartezimmer sagten sie etwas, es war auch nicht nötig. Max hatte die ganze Geschichte von Daniel und Judith gehört und wusste, dass Julie nicht reden wollte und es auch nicht konnte, also taten sie es nicht. Er nahm im Wartezimmer lediglich ihre nicht kaputte Hand und hielt sie fest. Julie war dankbar dafür und er konnte sich nicht vorstellen wie dankbar. Manchmal brauchte man einen Freund der einfach nur da war und einen festhielt mehr nicht. Dieser Freund war Max und Julie war noch nie glücklicher ihn zu haben als in diesem Moment, auch wenn sie ihm das momentan nicht zeigen konnte. "Julie Laurent?" rief die nette Arzthelferin sie auf. Julie und Max standen auf und folgten ihr in einen der Behandlungsräume. Auf dem ganzen Weg ließ er ihre Hand nicht los. 

Charles saß in seiner Wohnung und starrte die Wände an. Er hatte versucht zu arbeiteten, doch war kläglich daran gescheitert. Durch sein Fitnessprogramm hatte er sich grade so quälen können, doch jetzt war seine Energie aufgebraucht. Er hatte sie aufgebraucht, bei dem Versuch nicht ständig an Julie zu denken, doch auch dieser Versuch war kläglich gescheitert. Tja und jetzt saß er da und starrte Wände an. Sein Starren wurde unterbrochen als es an seiner Tür klopfte. Ungewollt machte er sich augenblicklich Hoffnungen, dass es Julie war. Aber sie war es nicht. Er schaute enttäuscht in Judiths Gesicht. Ihr Gesichtsausdruck war eher weniger traurig und mehr sehr wütend. Sie stampfte an ihm vorbei in seine  Wohnung und wartete dort ungeduldig darauf, dass er die Türe schloss und sich seiner Standpauke widmete. "Falls du mir sagen willst, dass ich ein riesen Idiot bin, dass weiß ich schon." sagte er niedergeschlagen. "Nein, ich wollte dir sagen, dass du ein riesen Arschloch bist. Adam hat das Feuer vielleicht entfacht aber du hast Julie den Feuerlöscher weggenommen und noch Brennholz drauf geworfen."  Verwirrt von der Metapher setzte er sich wieder aufs Sofa. "Warum war Adam überhaupt da?" fragte er geschafft. "Was weiß ich denn? Vielleicht war ihm langweilig, oder er hatte Sehnsüchte oder er ist fucking nicht das Thema grade!" keifte sie ihn an, doch er war nicht in der Lage sich zu wehren. "Julie ist ein verdammter Engel, von Gott persönlich auf die Erde gesandt. Selbst wenn ein Arsch, wie Adam vor ihrer Haustür steht und sie anfleht sich seine schlechte Entschuldigung anzuhören, gewährt sie ihm den Wunsch. Soll ich dir sagen wieso?" Charles machte gar keine Anstalten auf ihrere Frage zu antworten, denn sie würde sie wenig später sowieso selbst beantworten. "Weil sie selbst so Jemandem nur das beste Wünscht, obwohl er sie wie Dreck behandelt hat. Weil sie sich wünscht, dass er endlich der Mensch wird, den sie Mal in ihm gesehen hat, damit nicht alles umsonst war. Weil sie allen und jedem eine zweite Chance lässt und dafür solltest du sie heilig sprechen, denn das ist dein einziges Glück. Sie ist viel zu gut für diese Welt und nur weil sie das ist, wird sie dir eine zweite Chance geben also hör auf hier Trübsal zu blasen." "Warum sollte sie?" fragte er immer noch geknickt. "Hast du mir eigentlich zugehört?" fragte sie genervt und massierte sich die Schläfen. "Ok ich erklär's dir mal anders. Ich kenne Julie jetzt schon eine Weile und sie ist der größte Sonnenschein, den ich kenne. Niemand, wirklich Niemand den ich kenne ist so stark wie sie und strahlt dabei so sehr. Als sie mit Adam zusammen war, musste ich mit ansehen, wie dieses Strahlen von Tag zu Tag weniger wurde. Erst als sie sich von ihm getrennt hatte, war sie wieder sie selbst. Ich dachte immer sie könnte nur alleine so einzigartig strahlen und dann hab ich sie auf dieser Party gesehen. Ich hab sie mit dir gesehen und es war unbeschreiblich. Ich hab sie noch nie glücklicher gesehen als mit dir. Es war als wäre all die Scheiße nie passiert.Als hätte sie in ihrem Leben noch nie etwas anderes als Freude erfahren. Wenn sie selbst dem Arschloch Adam eine zweite Chance gewährt, glaubst du echt sie würde sie dir verwehren? Dir, dessen Namen sie nicht hören oder gar aussprechen kann ohne unweigerlich zu lächeln." Charles dachte darüber nach was sie gesagt hatte und er wünschte sich so sehr, diese zweite Chance. 

I didn't see that coming...Where stories live. Discover now