20. Like liquid gold, nothing left.

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Früh morgens wurde Julie aus ihrer rosaroten Traumwolke gerissen als ihr Handy klingelte. Sie hatte lange nicht so gut und zufrieden geschlafen, wie in dieser Nacht. Lange hatte sie noch da gelegen und verliebt und grinsend an die Decke gestarrt. Sie hatten sich wirklich geküsst und obwohl der nächste Tag war hatte sie es noch nicht ganz realisiert. Vielleicht war es auch nur ein Traum. Sie schaute sich im Zimmer um und entdeckte den Haufen mit nassen Klamotten, also war es kein Traum gewesen. Es sei denn sie ist in der Nacht schlafgewandelt und in den Pool gefallen, dann wieder in ihr Zimmer gelaufen, hat sich umgezogen und wieder ins Bett gelegt. Das scheint doch ziemlich unwahrscheinlich, also war es wirklich passiert. Sie und Charles hatten sich gestern geküsst und das nicht nur einmal. 

Wieder riss das Klingeln ihres Handys sie aus ihren Gedanken und müde fischte sie danach. "Hallo?" murmelte sie immer noch mit geschlossenen Augen. "Julie, es gibt eine Planänderung." Julie erkannte Mattias Stimme und wusste jetzt schon, dass sie nicht begeistert sein würde. "Hh?" bekam sie nur verwirrt raus. "Du fliegst heute nicht nach Nizza zurück. Wir haben deinen Flug umgebucht. Du fliegst mit uns nach Maranello für eine Intensiv-Woche, wir müssen herausfinden woher dieses Problem stammte." Die Informationen erreichten Julies Hirn langsamer als sie es sich wünschte und so entstand ein kurzer Moment der Stille, ehe Julie etwas dazu sagen konnte. "Intensiv-Woche also. Und wie lange?" an der Frage wurde jetzt auch Julie klar, dass sie für dieses Gespräch wacher sein sollte. Sie setzte sich auf und wischte sich müde den Schlaf aus den Augen. "Du fliegst vermutlich erst Montag zurück." beantwortete Mattia ihr trotzdem ihre Frage.  "Ok." Bis dahin würde sie also Charles nicht sehen, Enttäuschung machte sich in ihr breit. "Also wir fahren dann in einer Stunde zum Flughafen." Bei diesem Satz wurde sie auf einmal hellwach und stand mitten in ihrem Zimmer. "Schaffst du das?" fragte Mattia etwas besorgt nach. "Wenn du weiter mit mir redest nicht." gab Julie stumpf zurück und versuchte währenddessen mit ihrem Fuß ihren Koffer aufzumachen. "Gut dann bis gleich Julie!" ohne eine Verabschiedung legte Julie auf und warf ihr Handy zurück aufs Bett, in dem sie vor wenigen Minuten noch friedlich geschlafen hatte. Sie band sich irgenwie ihre Haare zusammen und zog sich irgendwas an was ihr in die Hände fiel. Alles andere warf sie wild in den Koffer. Dieses Mal war auch fürs Klamotten rollen keine Zeit mehr. Auf den Klamotten-Haufen legte sie alle Unterlagen, die nicht mehr in ihren Rucksack passten und versuchte irgenwie mit Gewalt den Reißverschluss zu schließen. Mit großen Mühen schaffte sie es auch. Julie schnappte sich ihren Rucksack, ihre kleine Umhängetasche, ihren Koffer und ihr Handy. Sie wollte grade das Zimmer verlassen, da entdeckte sie Charles Jacke, die sie immer noch hatte über einen Stuhl hängend. Sie schaute auf die Uhr. 7:56 Uhr, keine Zeit um sie ihm wieder zu geben, in vier Minuten musste sie schließlich unten sein. Die Jacke wurde also lässig über den Arm gelegt und musste wohl noch etwas länger in ihrem Besitz bleiben. 

In der Hotellobby angekommen, gab Julie ihre Schlüsselkarte ab und schlenderte immer noch müde zu ihren Kollegen, die dem gleichen Schicksal ausgeliefert waren. Sie stiegen alle in den Shuttlebus zum Flughafen und erst da hatte Julie wieder die Zeit an Charles zu denken. Sie zückte ihr Handy und schrieb ihm eine Nachricht. Wenn er sie lesen würde, wären sie schon längst in der Luft und hätten nicht mal ganz 2 von 15 Stunden Flug hinter sich gebracht. Sie würde also mehr als 15 Stunden ohne Kontakt zu ihm verbringen müssen. Reine Folter. Julie begann in ihr Handy zu tippen. 

"Guten Morgen:) Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Ich jedenfalls schon ;) Leider kannst du mir wohl erst beim nächsten Flug meinen Kaffee kaufen. Mattia hat mich zu einer Intensiv-Woche abbestellt und ich sitze grade im Shuttlebus auf dem Weg zum Flughafen und komme vor Montag wohl auch nicht zurück. :( Ruf mich an wenn ihr in Nizza gelandet seid :*"

Sie drückte auf senden und offensichtlich konnte man ihr die Enttäuschung ansehen. "Musstest du etwa deinem Verehrer in Monaco sagen, dass du noch länger weg bist?" fragte Jacko, einer der Renningenieure. "Sowas in der Art." sagte Julie und lachte. Sie schrieb auch Daniel und Max, dass sie nicht mit ihnen zurück nach Monaco fliegen würde, damit sie sich keine Sorgen machten.  Am Flughafen angekommen, war Julies erste Handlung sich einen Kaffee zu besorgen und um genau zu sein holte sie sich direkt zwei und zwar zwei Große mit nur ganz wenig Milch, damit sie den Flug nicht mit schlafen verschwenden würde. Schon am Gate begann sie die ersten Daten zu sammeln und zu strukturieren. Ihre anderen Kollegen waren mehr mit quatschen beschäftigt, aber sie hatten ja auch nicht die Motivation Charles so schnell wie möglich wieder zu sehen. Außerdem musste sie Coachingpläne für Seb und Charles oder besser gesagt für deren Trainer erstellen, da sie in der nächsten Woche wohl nicht die Zeit dafür haben würde die zwei zu coachen. Mattia beobachtete sie und musste stolz lächeln. Er klingte sich aus der quatschenden Gruppe aus und setzte sich neben Julie. 

I didn't see that coming...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt