69. That's it, I never come back.

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Julie hatte grade das erste Meeting und drei Kaffee hinter sich als sie sich endlich etwas essbarem widmete. Es war ein Schokocroissant, was sie in einer kleinen Bäckerei gekauft hatte und jetzt genüsslich verschlang. Sie hatte sich ein schönes Plätzchen gesucht und schaute das erste Mal wieder auf ihr Handy. Sie hatte Charles nur eine kurze Nachricht geschrieben, dass sie angekommen war.

Charles 💕

"Bin sicher und Pünktlich angekommen😁"

"Und hab sogar noch zwei Minuten um mir einen Kaffee zu besorgen.😎"

"Das freut mich 😊"

"Und ich wette, wegen dem Kaffee bist du doch zu spät gekommen.😂"

"Ruf an sobald du Zeit hast...du fehlst mir jetzt schon 😔"

Mit einem Lächeln auf den Lippen las Julie die letzte Nachricht und zögerte nicht lange um den Monegassen anzurufen. Es dauerte keine 5 Sekunden bis sich die fröhliche Stimme am anderen Ende meldete. "Oui?" "Ich hab gehört, ich werde schon vermisst?" Erwiderte Julie grinsend. "Ja, ganz ganz doll." Schmollte Charles, was Julie noch ein breiteres Grinsen ins Gesicht zauberte. "Ich bin ja bald wieder da." "Toll und was mache ich bis dahin?" fragte er beleidigt. Julie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. "Weiß nicht, was hast du denn bis jetzt gemacht?" "Geschlafen, gefrühstückt und hab mit Andrea mein Fitnessprogramm gemacht." fasste er zusammen, während Julie den letzten Bissen ihres Croissant verdrückte. "Das ist doch schon mal was." nuschelte sie beim Kauen. "Was isst du da?" fragte er skeptisch nach. "Ein Schokocroissant." "Das ist so unfair! Warum darfst du solche Leckereien essen und ich muss strenge Essenspläne einhalten?" beschwerte er sich lauthals, was Julie wieder zum Lachen brachte. "Weil ich Mister Leclerc, nur Testfahrerin bin und zudem auch noch viel leichter als du. Außerdem hab ich nichts anderes Gefunden." erklärte sie und nahm dann einen Schluck vom Kaffee. "Unfair, einfach nur unfair." murmelte er. "Wenn ich wieder da bin, kauf ich dir ein Eis." scherzte Julie. "Ja aber eins mit Sahne und Streuseln drauf." Julie schüttelte den Kopf. "Ja auch eins mit Sahne und Streuseln drauf." stimmte sie zu.

"Gut. Und jetzt wo wir das geklärt haben." er lies eine dramatische Pause. "Was mache ich bis Samstag Abend?" Seine Stimme war wieder in einen quengelnden Ton verfallen. "Weiß nicht, mach irgendwas. Triff dich doch mit Pierre oder Anthoine. Oder besuch deine Mum." Julie hörte ein Seufzen. "Nagut." gab er grimmig nach. "Was steht bei dir noch an?" Julie schaute auf ihre Uhr und musste feststellen, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. "Gleich machen wir die ersten Testfahrten und prüfen die neuen Einstellungen. Danach geht's dann wieder an die Analysen." fasste sie trocken zusammen. "Du klingst nicht sehr begeistert." stellte Charles schmunzelnd fest. "Die lieben Italiener sind wieder in bester Laune und quatschen heute noch mehr als sonst." Vom anderen Ende der Leitung konnte Julie ein Lachen hören. "Ey hör auf mich auszulachen." sagte sie beleidigt. "Ich lache nicht über dich, sondern mit dir." Julie sah nicht überzeugt aus. "Aber ich lache ja gar nicht." "Solltest du aber." warf Charles ein. "Warum?" "Weil du ein ganz bezauberndes Lachen hast." Julie runzelte die Stirn. "Ach ja?" "Ja. Vor allem wenn du keine Luft mehr bekommst und anfängst zu grunzen." Charles wusste genau mit welchem Blick Julie ihn jetzt für diese Aussage bestrafen würde, doch zu seinem Glück telefonierten sie ja nur. Julie überlegte ob sie jetzt einfach auflegen sollte, denn sie fand ihr Grunzen gar nicht bezaubernd. Doch das war gar nicht nötig, denn einer der Ingenieure winkte ihr vom Eingang zu um ihr zu signalisieren, dass sie wieder rein kommen sollte.

"Bist du jetzt beleidigt?" fragte Charles provokant. "Eigentlich schon, aber ich hab leider keine Zeit um das weiter zu vertiefen." ratterte sie schnell herunter. "Wieso?" fragte er überrascht. "Äh.. weil ich weiter arbeiten muss?" erklärte sie lachend und flitzte schon mal los Richtung Eingang. "Aber ich hatte noch so viele tolle Sachen mit denen ich dich aufziehen wollte." rief er enttäuscht und Julie schüttelte nur den Kopf. "Vorsicht junger Mann, sonst überlege ich vielleicht doch ein paar Tage länger zu bleiben." drohte sie. "Na gut. Fahr vorsichtig." gab er sich geschlagen. "Wenn ich das tun würde, wäre ich furchtbar in meinem Job." sagte sie amüsiert. "Dann versuch wenigstens in einem Stück zu mir zurück zu kommen." Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. "Ich denke, dass sollte ich schaffen." Mit dieser Antwort war Charles zufrieden. "Rufst du mich heute Abend nochmal an?" fragte er hoffnungsvoll. "Mach ich." versicherte sie ihm, was ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen zauberte. "Ich liebe dich."sagte er verträumt. "Ich dich auch."erwiderte sie, legte auf und war auch schon in der Box angekommen. 

"Junge Dame, wen 'Ich-dich-auch'st du denn?" fragte Jacko, einer der Renningenieur und der mit dem Julie sich mit Abstand am besten Verstand. "Und viel wichtiger, warum weiß ich von demjenigen nichts?" Seine Augenbraue war weit hochgezogen. Julie zuckte nur mit den Schultern. "Vermutlich weil du nichts von demjenigen wissen sollst." sagte sie trocken und erntete dafür einen bösen Blick. "Du willst also wirklich, dass ich Nachforschungen anstelle?" fragte er mit ernstem Blick und hochgezogener Augenbraue. Julie sah ihn unbeeindruckt an. "Pfff du kannst es ja versuchen. Aber sonderlich lange wird das eh kein Geheimnis mehr bleiben, also kannst du dir die Mühe auch sparen." erklärte sie und kümmerte sich währenddessen um ihren nächsten Kaffee. "Das heißt ich erfahre es zusammen mit dem gemeinen Volk?" er sah sie empört an. "Ich dachte unsere Freundschaft würde dir wirklich was bedeuten." er schluchzte gespielt und wischte sich eine nicht vorhandene Träne weg. Julie kommentierte das ganze mit einem Augenrollen, gepaart mit einem Kopfschütteln und schloss das ganze mit einem nippen am Kaffee ab. Jacko beobachtete sie mit Augen die zu schmalen Schlitzen geformt waren. "Du bist wirklich eine Herzlose Person." sagte er mit einer Spur Verachtung in der Stimme. Sie grinste breit. "Du wirst es verkraften." Sie klopfte ihm auf die Schulter. "Komm wir müssen weitermachen. Mattia wirft mir schon strenge Blicke zu." Das nicken mit ihrem Kopf verwies in die Richtung in der Mattia stand und den beiden verdeutlichte, dass sie jetzt mit den Testfahrten anfangen wollten. Jacko seufzte. "Nagut." gab er sich widerwillig geschlagen. "Gott wird dich schon für deine Vergehen richten." Mit diesen Worten zischte er grinsend ab und gesellte sich zu den anderen Renningenieuren vor den Monitoren. Julie trank ihren letzten Schluck Kaffee und machte sich dann auf den Weg um sich umzuziehen. 

Julie beendete ihren letzten Bericht und klappte erschöpft ihren Laptop zu. Sie lies sich zurück in den Stuhl fallen und knetete ihren verspannten Nacken durch. Müde lies sie ihren Blick zur Uhr schweifen, die ihr verriet, dass es schon nach sieben war. Die meisten anderen waren schon vor zwei Stunden gegangen. Julie griff nach ihrem Handy und hielt es tutend an ihr Ohr. 

"Da bist du ja! Ich dachte schon, ich müsste nach Maranello fahren und sicherstellen ob du noch lebst." erklang Charles Stimme, die sofort ein warmes Gefühl in Julies Bauchgegend auslöste. "Tschuldige, bin grade erst fertig geworden." gab Julie zu und rieb sich die müden Augen. Eigentlich sollte es Charles nicht überraschen, doch stutzig machte es ihn trotzdem. "Grade erst fertig geworden also? Bist du wieder die Letzte?" fragte er besserwisserisch. "Jap." "Und hast du schon was gegessen?" "Nope." "Bist du wenigstens schon im Hotel?" "Non Monsieur." Charles schüttelte den Kopf. "Na warum telefonierst du dann mit mir und gehst nicht ins Hotel und bestellst dir was zu essen?" fragte er tadelnd. "Na, weil du gesagt hast ich soll dich anrufen, wenn ich fertig bin. Jetzt bin ich fertig." rechtfertigte sie sich. "Außerdem bist du nicht der Einzige der Jemanden vermisst." gab sie murmelnd zu. "Ohhhhh." rief er gerührt und sorgte dafür, dass Julies Wangen einen Rotstich annahmen. Ihre Stirn begann tiefe Falten zu schlagen. "Charles Leclerc! Hörst du wohl auf dich ständig über mich lustig zu machen." beschwerte sie sich. Eine leises Lachen erklang in der Leitung, was nur dazu führte, dass Julies Unterlippe sich weit nach vorne schob und sie schmollend die Arme vor der Brust verschränkte. "Aber es macht so viel Spaß dich zu ärgern." Julies Stimmung wurde durch diese Aussage nicht gerade besser. "Das war's. Ich komm nie wieder zurück und bleibe hier in Maranello." murmelte sie beleidigt. "Nein tust du nicht." "Und woher willst du das wissen?" fragte sie provokant. "Da gibt es kein Benji's, ein Café das ein nach dir benanntes Getränk verkauft." Julie schnaubte genervt. "Verdammt." brummte sie widerwillig. Noch bevor Charles seinen kleinen Sieg auskosten konnte zuckte Julie durch ein Klopfen zusammen. "Warte kurz." sagte sie hastig und schaute zu Tür. 

Es war Mattia der in der Tür stand und sie beobachtete. "Mattia was gibt's?" fragte sie neugierig. "Du bist ja immer noch da." stellte er amüsiert fest. Julie zuckte mit den Schultern. "Manches wird sich wohl nie ändern. Es überrascht mich, dass es dich noch verwundert." Mattia gab ein kleines Lachen von sich. "Hast du grade Zeit?" er deutete fragend auf Julies Handy. "Äh, ja klar." Sie hielt das Handy wieder an ihr Ohr und verabschiedete sich kurz von Charles ohne seinen Namen zu nennen. Mattia war in der Zwischenzeit durch den Raum gelaufen und hatte sich zu Julie gesetzt. Erwartungsvoll sah sie ihn an. "Alsooo Julie, es gibt da etwas, das ich mit dir bereden muss..." 

I didn't see that coming...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt