I didn't see that coming...

81. I have to tell you something

Nach dem dritten freien Training, war viel los in der Box. Charles hatte zwar die beste Zeit des Trainings gefahren und somit die beiden Mercedes geschlagen, aber Seb hatte leider seinen Ferrari in die Wand gesetzt und dabei seinen vorderen linken Reifen verloren. Die Mechaniker hatten also einiges zutun. Julie hatte mit Seb gesprochen und ihn soweit aufgebaut, dass er wieder genug Selbstbewusstsein fürs Qualifying hatte. Charles hatte seine Zweifel vom Vorabend auch wieder abgelegt und somit hatte Julie grade nichts zutun und sah dem regen Treiben in der Box zu. Am Morgen hatte sie leider nicht mehr die Möglichkeit gehabt mit Charles zu sprechen und an der Rennstrecke fand sie es eher unpassend. Außerdem hatte sie nach gestern Abend das Gefühl, dass es vielleicht besser wäre bis nach dem Rennen zu warten. Charles schlug sich schon mit genug anderen Dingen rum, da musste sie ihn vor dem Rennen nicht auch noch nerven. 

"Sie ist für ihre Verhältnisse erstaunlich still und nicht nervig." bemerkt Arthur der sich zu Julie gestellt hatte und sie somit aus ihren Gedanken riss. Julie sah in die Richtung in die er gedeutet hatte und seufzte. Zu ihrem bedauern, war Giada nach ihrer eintägigen Abwesenheit wieder aufgetaucht. Aber Arthur hatte recht sie war erstaunlich unauffällig. "Ja offensichtlich hat deine Ansage was gebracht." sagte Julie und Arthur nickte nachdenklich. "Fragt sich nur wie lange, das andauert." bemerkte er. "Wir werden es sehen." entgegnete Julie und beobachtete das Model skeptisch. 

Julies Handy vibrierte und sie schaute auf den aufleuchtenden Display. Es war Judith. 

Judith 

"Und hast du mit ihm geredet?"

"Nein... er macht sich voll den Kopf wegen dem Rennen.Ich will ihn nicht noch mehr belasten. Ich sag's ihm nach danach." 

"Och Julie.." 

"Ich hab's wirklich versucht ok, aber es geht noch nicht. Montag versprochen, ok?" 

"Es ist deine Beziehung und deine Entscheidung." 

"Ich weiß."

Julie seufzte und legte das Handy genervt weg. Arthur war irgendwohin verschwunden. Julie hatte also ein paar Momente für sich, in denen sie ihre Maske fallen lassen konnte. Sie strich sich über das angespannte und müde Gesicht. Viel geschlafen hatte sie leider auch nicht. Wie auch? Wenn der Kopf nicht abschalten kann und einen permanent mit Schuldgefühlen zu ballert. Wie viele Kaffee sie heute schon getrunken hatte wusste sie nicht mehr, aber ihr Kopf brummte wie verrückt, was darauf deuten ließ, dass es einige waren. Gegessen hatte sie auch noch nicht sonderlich viel, was sich langsam ebenfalls bemerkbar machte. Bei all den Gedanken die sie quälten wurde ihr Kopf so schwer, dass sie ihn auf ihre Hände fallen ließ und versuchte einfach nur mal durchzuatmen. 

"Alles ok?" die tiefe monegassische Stimme ließ sie zusammenzucken. Sie drehte sich überrascht um und sah in die besorgten grün-braunen Augen die sie so liebte. Charles legte seine Hand  sanft auf ihre Schulter. Julie versuchte wieder ihr überzeugendes Lächeln aufzusetzen und war dabei nicht so erfolgreich wie sonst. "Mir geht's gut, alles bestens." Charles sah nicht überzeugt aus. Seine Hand wanderte an ihre Wange und streichte zärtlich darüber. "Deine Augenringe sagen aber etwas anderes." bemerkte er und Julie wusste jetzt, dass der klägliche Versuch von heute Morgen ihre Augenringe zu überschminken gescheitert war. "Du hast dir doch nicht den Kopf zerbrochen, wegen dem was ich dir gestern erzählt habe oder?" fragte er unsicher und Julie schüttelte hektisch den Kopf. "Nein, nein. Es hat gar nichts mit dir zu tun, wirklich." sagte sie und Charles atmete kurz erleichtert auf. "Und was ist es dann?" fragte er weiter. Julie fühlte sich mehr als unwohl und das erst Mal wünschte sie sich Charles wäre etwas weniger Charles. Warum musste er nur so fürsorglich sein? Konnte es ihm nicht einfach egal sein, dass sie wenig schlief? "Ich schätze es sind einfach die üblichen Schlafprobleme." log sie und hoffte, dass er es einfach dabei beließ. "Aber ich dachte die wären besser geworden?" Julie zuckte mit den Schultern. "Es heißt doch immer, es wird erstmal schlimmer, bevor es besser wird, oder?" Sie lächelte ihn schief an und er lächelte schief zurück. "Na gut. Aber wenn was ist sagst du's mir ja?" Julie nickte. "Und jetzt schiebst du bitte meine komischen Probleme beiseite und konzentrierst dich auf dein Qualifying." sagte sie entschlossen und schubste ihn Richtung seiner Fahrerkabine. Charles nahm das lachend hin und folgte ihrer Anweisung. Wieder atmete sie erleichtert aus.