16. Coffee and Talk

4.8K 97 9
                                    

"Girl! Wo bist du denn? Ich warte schon eine halbe Ewigkeit!" rief Judith ins Telefon und saß bereits im Café in dem sich die zwei Freundinnen zum Frühstück treffen wollten. Julie hechtete mit ihrer Jacke nur halb angezogen und ihrer Tasche die irgendwie an ihr runter baumelte die Treppe ihrer Wohnung runter. Es war der Morgen nach der Party, die Freunde hatten alle in der Suite geschlafen und Julie war erst vor ca. einer Stunde nach Hause gekommen. Charles hatte sie natürlich nach Hause gebracht, wie es ein Gentleman eben tat und die Verabschiedung hatte wie immer etwas länger gedauert. Dann musste Julie noch Duschen und sich fertig machen, achso und der erste Kaffee am Morgen durfte natürlich auch nicht fehlen. Sie war jetzt also nur mit Wimperntusche und Labello geschminkt und hatte ihre halb trockenen Haare in einem unordentlichen Dutt zusammengefasst. "Ich bin ja schon auch dem Weg! Gib mir fünf Minuten ok? Außerdem wartest du erst seit zwei Minuten." rief Julie gestresst ins Telefon, während sie es zwischen ihrem Ohr und ihrer Schulter einklemmte um ihre Jacke anzuziehen. "Ja zwei Minuten zu viel! Eine Frau, wie mich lässt man nicht warten!" Julie lachte, sie hatte diese schräge Person wirklich vermisst. "Ich bin ja gleich da, bestell einfach schon mal einen Kaffee für mich." "Also wirklich, glaubst du das hätte ich nicht schon längst getan?" Wieder musste Julie schmunzeln. "Bis gleich!" rief sie und steckte das Handy in ihre Hosentasche. 

Im Café angekommen, konnte sie Judith schon von weitem sehen, wie sie ihr stürmisch zuwinkte. Julie kam lächeln auf sie zu und die zwei umarmten sich. "Und? Soll ich auch was gegen den Kater bestellen?" fragte Judith, doch bevor Julie antwortete nahm sie erst mal einen großen Schluck von ihrem Kaffee. "Ne, alles gut. Nachdem du mir Gestern den Sekt weggenommen hast, hab ich immer schön viel Wasser zwischendurch getrunken." "Ja, stell dir vor was passiert wäre, hätte ich dir den nicht weggenommen." tadelte sie Julie. "Du mir hat auch schon das gereicht, was wirklich Gestern passiert ist." Julie ging in Schnelldurchlauf nochmal den gestrigen Abend durch und hatte ihn immer noch nicht ganz verarbeitet. "Das glaube ich dir. Adam hätte man sich wirklich sparen können." stimmte Judith ihr zu und wirkte auf einmal etwas verhalten. "Judith, was ist? Muss du mir vielleicht etwas sagen?" Julie schaute sie eindringlich an und dann platzte es aus ihrer Freundin raus. "Oh man. Ich glaube, Adam hat sich wegen mir Gestern diesen Film geschoben. Ich hab ihm die Meinung gesagt und was für ein Arschloch er ist und das er dich in keiner Sekunde verdient hatte, weil du so eine unfassbar tolle Frau bist und das du jetzt was besseres gefunden hast und..." rasselte Judith herunter doch Julie hielt sie lachend davon ab weiter zu reden. "Judith, alles gut hol mal wieder Luft. Mir war schon klar, dass sein Gesülze von 'Du hast mich erst zu was besonderem gemacht' nicht von ihm stammen konnte. Er hätte auch ohne deinen Input irgendeine Scheiße gebaut. So ist er eben. Mach dir keinen Kopf." Judith fiel ein Stein vom Herzen und sie atmete erleichtert aus. Sie nahm ebenfalls einen großen Schluck von ihrem Kaffee bevor sie das nächste und viel wichtigere Thema ansprach. 

"Also Charles..." in Judiths Gesicht bildete sich ein breites Grinsen ab und Julie blickte verlegen auf ihren Kaffee. "Er ist ja ein wahrer Traumprinz und ein Retter in Not." "Ja und einer der Fahrer, die ich coache und deswegen eigentlich absolute Tabu-Zone." sagte sie und versuchte sich damit auch ein wenig selber zu überzeugen. "Mein Liebe, diese Grenze habt ihr schon lange überschritten." Julie wusste, dass ihre Freundin recht hatte, doch wahr haben wollte sie es trotzdem nicht. "Außerdem kommt er grade erst aus einer Beziehung und hat die letzte beendet um sich aufs Fahren zu konzentrieren. Und Ich könnte meinen Job verlieren." "Julie, du kannst gerne so viele Argumente aufzählen, wie du willst. Aber ich hab eure Blicke gesehen und wie er unbemerkt immer wieder die Nähe zu dir sucht. Ich bin mir sicher nur aufs Rennen fahren kann er sich eh schon nicht mehr konzentrieren und falls du wirklich deinen Job verlieren solltest, ist bei RedBull immer ein Platz für dich und wenn sie jemanden dafür feuern müssten. Alle die mit dir gearbeitet haben, schwärmen immer noch von dir und das nicht nur weil du so unverschämt gut aussiehst sondern weil du mit Abstand die Beste in diesem Job bist." Julie wusste nicht genau, was sie sagen sollte. "Du brauchst nichts sagen. Ich weiß, dass ich ein Genie bin!" sagte sie selbstsicher und trank von ihrem Kaffee. Die beiden lachten. "Du kannst dir einfach nicht vorstellen, wie sehr du mir gefehlt hast." gab Julie zu. "Du hast mir auch wahnsinnig gefehlt." stimmte Judith ihr zu. "Und jetzt möchte ich das du mir alles erzählst. Wann war das erste Mal, dass ihr euch gesehen habt und das zweite Mal? Eigentlich möchte ich jede Sekunde die du mit ihm verbracht hast ins kleinst Detail wiedererzählt bekommen. Also los!" Und so begann Julie die letzten drei Wochen wiederzugeben  und lies nichts aus. Sie begann mit dem Testtag wo sie sich das erste Mal gesehen haben und Charles kein Wort raus bekommen hat und fuhrt fort mit den vier Stunden Autofahrt nach Monaco. "Er hat dich echt gegoogled?" Julie nickte lachend. Danach das spontane morgendliche Joggen und den restlichen Tag den sie dann zusammen verbracht haben. Der Flug nach Australien, die Pressekonferenz, die Meditation auf der Rennstrecke, dass er bei ihr im Hotelzimmer geschlafen hatte, damit sie schlafen konnte. All das und noch viel mehr. Sie saßen einige Stunden da und mit jeder weiteren Geschichte, die Julie erzählte wurde Judith immer klarer, dass es schon längst um ihre beste Freundin geschehen war. 

I didn't see that coming...Where stories live. Discover now