112. I'm falling

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Das Rennen war vorbei und Max war zweiter geworden. Ein tolles Ergebnis. Die offiziellen Dinge waren vorbei und Max konnte endlich zurück in seinen Fahrerraum. Chloe wartete dort schon auf ihn. Sie begrüßte ihn mit einem Kuss. "Mhm du schmeckst nach Champagner." bemerkte sie grinsend. "Woran das wohl liegt." scherzte Max. "Zweiter Platz, dass ist doch ein tolles Ergebnis." "Erster Platz wäre noch schöner gewesen." sagte Max und Chloe verdrehte die Augen. "Du immer mit deinen hohen Erwartungen. Jetzt kümmern wir uns erstmal darum wie wir diesen zweiten Platz feiern. Das Rennen ist schon seit einer gefühlten Ewigkeit vorbei und die Warterei hat mich hungrig gemacht." In dem Moment fiel es ihm wieder ein. "Julie!" Chloe verdrehte genervt die Augen. "Ich muss sie suchen. Ich weiß nicht ob ihr Vater gekommen ist oder nicht. Wenn er nicht gekommen ist, geht es ihr jetzt fruchtbar." "Sag mal Max, merkst du eigentlich noch was?" sagte Chloe genervt. Max schaute sie verwirrt an. "Ständig läufst du Julie wie so ein Schoßhündchen hinter her. Immer nur Julie hier, Julie da, Julie überall. Hast du mich nicht eingeladen, damit WIR das Wochenende zusammen verbringen?" "Aber du musst verstehen, das ist Momentan eine besondere Situation." "Nein Max. Du musst verstehen, dass ich das so nicht mehr mitmache. Du lässt mich andauernd für sie sitzen. Sie braucht nur mit den Fingern zu schnipsen und schon springst du. Merkst du nicht, wie sie dich manipuliert und für sich einnimmt? Du hast mir von deinen früheren Beziehungen erzählt und dich gefragt, warum es nie funktioniert hat. Ich kann dir sagen warum. Julie sabotiert deine Beziehungen, ob sie es bewusst macht weiß ich nicht, aber sie tut es." "Chloe, was soll ich denn machen. Sie ist meine beste Freundin." Im Gegensatz zu Chloe die sehr wütend klang, war Max erstaunlich ruhig. "Nein Max, sie ist nicht nur deine beste Freundin, du liebst sie." "Ja natürlich! Seine besten Freunde liebt man, so ist das nun mal." "Max, sie ist mit Abstand der wichtigste Mensch in deinem Leben." "Ja und?" "MAX! Ich sollte das sein! Ich will nicht immer die zweite Wahl spielen, dass kann ich nicht." "Was ist jetzt? Machst du mit mir Schluss?" Chloe holte tief Luft. "Ich denke, bis du dir über deine Gefühle klar bist, ist es besser wenn wir getrennt bleiben." Max wollte sie vom gehen abhalten, doch Chloe ließ nicht mit sich Reden ihr Entschluss stand fest.

Jetzt war Max alleine und pfefferte vor Wut seine Klamotten durch den Raum. Als der damit fertig war drehte er sich um und lief von Wut geblendet aus dem Gebäude. Er wollte sie finden, mit ihr reden, es vielleicht doch noch irgendwie hinbiegen. Weit kam er jedenfalls nicht. Vorm Redbull Home lief er der nächsten Katastrophe in die Arme.

"Max! Ich... ich hab mich mit Charles gestritten. Oder ich hab mich von ihm getrennt. Ich weiß es nicht, keine Ahnung. Und mein Dad ist nicht gekommen. Er... er hat mich einfach angelogen. Du hattest recht, wahrscheinlich wollte er nie kommen. Ich hab ihn angerufen, bestimmt an die hundert Mal und als endlich Jemand drangegangen ist, war es seine Frau. Sie weiß gar nichts von mir. Er hat keiner Menschenseele von mir erzählt, als würde ich gar nicht existieren. Ich weiß gar nicht..." "Julie, es reicht!" unterbrach Max sie lautstark. Julie zuckte erschrocken zusammen. Sie weinte zwar immer noch, doch ihr Schluchzen wurde durch Max unterbrochen.

"Was erwartest du denn von mir? Ich kann doch nicht immer deine Probleme lösen. Ich hab dir gesagt es ist eine blöde Idee deinem Vater zu vertrauen, jetzt komm mit deiner Entscheidung auch klar. Ich hab meine eigenen Probleme und die muss ich jetzt lösen." "Aber Max..." "Nein Julie! Wegen dir hat mich Chloe verlassen und ich will das grade irgendwie wieder hinbiegen, also hör auf immer wieder meine Beziehungen zu sabotieren. Kümmere dich um deinen Scheiß alleine!" Mit diesen Worten dampfte der Niederländer ab und ließ Julie alleine zurück.

Sie stand eine Weile einfach nur so da und starrte ins Nichts. Um sie herum herrschte weiterhin ein Getümmel, doch sie nahm nichts mehr war. Irgendwann bewegte sie sich emotionslos und fast schon wie in Trance Richtung Ferrari und packte dort ihre Sachen. Danach fand sie sich im Hotel wieder, eigentlich war ihr Flug erst für den nächsten Tag angesetzt, doch sie wollte es vermeiden mit Max oder Charles in einem Flugzeug zu sitzen. Sie bestellte sich ein Taxi und betrat wenig später den Flughafen. Sie sollte etwas essen, doch sie hatte keinen Hunger. Eigentlich sehnte sie sich nach etwas Alkohol, in der Hoffnung sie würde diesen furchtbaren Tag dann einfach vergessen. Doch wenn sie länger darüber nachdachte, empfand sie diese Idee als nicht mehr so gut. Sie hatte schon eine Weile nicht mehr geweint, dass war momentan vermutlich das einzig positive, denn sie saß alleine am Flughafen und wusste nicht wohin.

Der Gedanke zurück nach Monaco zu fliegen, löste bei ihr Bauchschmerzen aus. Wenn sie genauer darüber nachdachte, wusste sie auch nicht was sie da sollte. Ihr Leben war ein einziger Scherbenhaufen. Ihr Vater hasste sie, Max hasste sie und Charles hasste sie vermutlich auch. In ihrem Kopf spielten sich immer wieder die gleichen Szenen ab und sie musste den Streit mit Charles und Max immer wieder durchleben. Irgendwann reichte es ihr und sie kaufte sich am Schalter ein Flugticket. Auch wenn sie nicht nach Hause flog, wollte sie zumindest nicht weiter alleine am Flughafen sitzen.

Der Flug dauerte nicht besonders lange. Julie versuchte zu schlafen, doch ihre Gedanken ließen sie nicht. Am Flughafen angekommen, dachte sie darüber nach einen Kaffee zu trinken. Vielleicht wäre sie dann nicht ganz so müde, doch bei dem Gedanken etwas zu sich zu nehmen wurde ihr wieder schlecht. Als sie im Taxi saß hinterfragte sie ihre ganze Entscheidung in ein anderes Land zu fliegen wieder. Aber auf der anderen Seite gab es auch kein zurück mehr. Obwohl sie ja eine Wohnung und ein Zuhause hatte fühlte sie sich als würde sie nirgendwohin gehören. Als würde sie immer weiter fallen und niemand wäre da um sie aufzufangen. Ihre Wohnung war vollgestopft mit Charles Sachen oder Sachen, die sie an ihn erinnerten. Überall hingen Bilder auf denen auch Max war, oder ihr Vater. Julie schossen wieder Sätze durch den Kopf. 

"Hör auf immer wieder meine Beziehungen zu sabotieren."  "Er ist im Garten und spielt mit den Mädchen." "Ich kann doch nicht immer deine Probleme lösen."  "In dieser Beziehung geht es doch einzig allein um dich und deine Gefühle."  "Und was ist mit uns? Julie, was ist mit den Menschen, die du zurück lässt?"  "Ja, Weglaufen, dass kannst du am besten!"  "Zum Rennen am Sonntag werde ich auf jeden Fall da sein."

Julie spürte, wie sich bereits wieder Tränen anbahnten, doch sie kam nicht dazu zu weinen. "There we are." sagte der Brite und riss Julie aus ihren toxischen Gedanken. "Thanks." murmelte sie mit einem Frosch im Hals und drückte ihm das Geld in die Hand. Dann stieg sie aus dem Taxi, holte ihren Koffer und lief auf wackeligen Beinen Richtung Haustür. Kurz bevor sie klingeln wollte, hielt sie nochmal inne, doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Also klingelte sie und die Tür öffnete sich wenig später. 

"Julie?" Man konnte ihm die Überraschung anhören und sehen. "Hey Lando, ich weiß das kommt jetzt vielleicht ein bisschen überraschend. Aber du hast mal gesagt, dass deine Tür immer offen steht und wahrscheinlich war das auch nur so eine blöde Redewendung..." Julie musste kurz stoppen, denn sie spürte wie ihre Stimme drohte wegzubrechen. Sie atmete tief ein und versuchte das sich annähernde Schluchzen aufzuhalten. "Aber... aber ich... ich wusste einfach nicht wohin." 

Danach war es vorbei und obwohl sie dachte sie hätte schon so viel geweint, dass ihre Tränensäcke leer waren, brachen dir Tränen nur so über sie herein. Wasserfälle an Tränen und ein Schluchzen, dass einem den Atem raubte. Lando legte seinen Arm mitfühlend um sie und zog sie kommentarlos in die schützenden Wände des Hauses. 

I didn't see that coming...Where stories live. Discover now