Angenehme Ruhe

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Diese Antwort schien Luc aber nicht zu genügen. „Es ist die Höhe oder?" fragte er und ich öffnete daraufhin langsam die Augen um zu ihm zu sehen. Natürlich dachte er das. Einen anderen Grund konnte es ja nicht geben. Weshalb ich nur leicht als Antwort nickte. Das Rütteln hörte zwar für einen Moment auf, trat dann allerdings erneut, nur diesmal noch stärker auf. Ich hatte wirklich gedacht, dass große Maschinen von solchen Turbulenzen verschont waren. Damit lag ich wohl falsch.

„Du brauchst deswegen wirklich keine Angst haben, dir wird nichts passieren. Flugzeuge sind das sicherste Fortbewegungsmittel das es gibt." Versuchte er mich wohl zu beruhigen und ich warf ihm nur einen Blick zu, der ihn entschuldigend Schmunzeln ließ. Ihm schienen diese ganzen Turbulenzen nichts auszumachen, während ich hier kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Als ich nun einen Blick aus dem Fenster warf, war dieses von Wassertropfen regelrecht überlaufen. Wir flogen scheinbar direkt durch einen Sturm. Na vielen Dank auch.

Das Zittern meiner Hände konnte ich nun nicht mehr kontrollieren, doch ich versuchte sie wenigstens unter meiner Jacke zu verstecken, die ich vor dem Start ausgezogen hatte. Diese Angst die mich durchflutete, war schlimmer als alles andere was ich in den letzten Wochen gefühlt hatte. Ja, ich war schon oft geflogen, doch NIE hatte ich meine Beruhigungstabletten vergessen. Aus diesem Grund war das alles zugleich bekannt, unbekannt und extremer als ich es in Erinnerung hatte.

„Wenn du solche Angst davor hast, warum setzt du dich dann überhaupt in ein Flugzeug und provozierst das auch noch?" Fragte er und blickte aufmerksam zu mir. Dann streckte er allerdings seine Hand nach mir aus und blickte abwartend zu mir. Was erwartete er bitte von mir? Meine Aufmerksamkeit wechselte zwischen seiner Hand und seinem abwartenden Blick hin und her. Dann begann er jedoch wieder zu sprechen, als er zu merken schien, dass ich nicht verstand was er von mir wollte.

„Gib mir deine Hand. Du vertraust mir doch, oder?" fragte er mich und ich blickte unschlüssig zu seiner Hand. Ich antwortete daraufhin mit einem kurzen aber klaren „Nein.", ehe ich dann doch meine Hand unter der Jacke hervorholte und vorsichtig in seine legte. Direkt durchströmte mich ein Gefühl von Eiseskälte und ich wollte meine Hand wieder zurückziehen, doch er hielt meine Hand einfach fest bei sich. Dann drehte Luc seinen Kopf von mir weg und die Eiseskälte verwandelte sich in eine angenehme Wärme, die nun meinen Körper einhüllte. Es war so eine angenehme Wärme, dass das Zittern meiner Hände sich langsam wieder legte, mein Puls sich normalisierte und ich mit einem entspannten Seufzen die Augen schloss. Die Angst war verschwunden und hinterließ ein angenehmes Gefühl der Ruhe in meinem Inneren. Ob das jetzt seine Absicht war oder nicht, sei jetzt mal so dahingestellt, doch ich schlief nur nach wenigen Minuten aufgrund dieser Wärme ein. In diesem Moment war mir das auch einfach egal.

Ich wurde davon wach, als mich plötzlich eine gewisse Kälte erfüllte. Fast schlagartig öffnete ich die Augen und stellte fest, dass Luc meine Hand noch immer in seiner hielt. Nur dass er mich wieder mit seinem Blick aufmerksam musterte „Wir sind fast da, Elodie. Ich musste dich leider wecken." Meinte er und zog dann seine Hand aus meiner zurück. Die Eiseskälte verflüchtigte sich langsam und zurück blieb ein unbekanntes Gefühl der Leere. So als würde ich weder Wärme noch Kälte in mir spüren. „Bei einem Blick auf die Uhr bestätigte sich mein Verdacht. Ich hatte wirklich den ganzen Flug über geschlafen. Nur wie war das möglich?

„Luc wie .. wie hast du das gemacht?" fragte ich und der Angesprochene wandte sich mit einem Schmunzeln von mir ab „Ich habe gar nichts gemacht, Elodie. Du bist einfach eingeschlafen aber keine Sorge, du sahst dabei sogar wirklich süß aus." Er hatte mich also beim Schlafen beobachtet? Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Ich boxte ihm daher leicht in die Seite und widmete mich dann wieder der Aussicht aus dem Fenster. „Du bist wirklich ein Idiot."

Er hatte allerdings Recht behalten. Nur einen Augenblick später gab es erneut ein kleines Rütteln und die Maschine landete auf der langlaufenden Landebahn. Durch das Fenster konnte ich bereits die Lichter des Flughafens erkennen und ein Hauch von Erleichterung machte sich in mir breit. Der erste Teil war geschafft. Mehr konnte ich jedoch nicht erkennen, da es bereits dunkel geworden war.

Erst als das Flugzeug zum Stehen kam, wagte ich es, wieder zu Luc zu sehen. „Du verfolgst mich jetzt aber nicht, bis zu meinem Hotelzimmer, oder?" Fragte ich sicherheitshalber nach und er schüttelte, gefolgt von seinem rauen Lachen, den Kopf „Nein. Ich werde dich hier in Ruhe lassen. Ich bin nur hier, für den Fall, dass etwas passieren sollte." Derweil stand er auf und griff über uns nach seinem Handgepäck. „Oh wow, ein Bodyguard. Ich bin begeistert." Brummte ich, doch während ich diese Worte sagte, fehlte genau das: die Begeisterung. Was war bitte seine Mission? Es war anscheinend egal wie viele Fragen ich ihm stellte. Ich wurde einfach nicht schlau aus ihm.

Die nächsten Minuten verbrachten wir damit, mit den anderen Fluggästen die Maschine zu verlassen und uns auf den Weg zur Gepäckausgabe zu machen. Doch auch hier, blieb Luc mir dicht auf den Fersen. „Bevor ich es vergesse, es wäre vielleicht eine gute Idee, wenn ich dir meine Nummer gebe. Nur für den Fall." Ich gab ein Seufzen von mir und hob meinen Kopf ein wenig, um ihn ansehen zu können „Wenn du darauf bestehst, okay. Aber nur, wenn du mich dann auch wirklich in Ruhe lässt." Nannte ich ihm als Bedingung und er nickte daraufhin. Also gab ich ihm mein Handy und er speicherte seine Nummer darin ein.

Meine Aufmerksamkeit lag derweil wieder auf dem Gepäckband, auf dem nur kurz darauf, mein Koffer erschien. Mit ein wenig Anstrengung, schnappte ich ihn mir und zog ihn herunter. „Nicht vergessen, Elodie, wenn etwas sein sollte, rufst du mich an." Erwähnte er erneut, während er mir mein Handy entgegenhielt und ich es ihm mit einem Augenrollen abnahm. „Du hörst dich schon an wie Amanda."

Ich musste allerdings zugeben, dass es gar nicht so schlecht sein könnte, eine Person anrufen zu können, wenn etwas passieren sollte. So musste ich mich hier zumindest nicht vollkommen alleine zurechtfinden. „Nun dann, mein werter Herr Arbeitskollege, wir sehen uns vermutlich in einer Woche." Ich deutete noch ein kurzes Winken an, nun schon etwas besser gelaunt und begab mich dann auf den Weg Richtung Ausgang.

Luc blieb beim Gepäckband zurück, doch ich erkannte an seinem Schmunzeln, dass er mir diesen Abschied nicht ganz so ernst nahm. Damit musste er sich jetzt eben abfinden. Ich war immerhin ein frei lebender Mensch, der gerne einmal alleine sein wollte. Das würde Luc in den nächsten Tagen auf jeden Fall noch lernen müssen.

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Do meine Lieben, in den nächsten Kapiteln wird es endlich spannend! ^^

Viele Puzzelteile werden sich zusammenfügen und Elodie wird endlich herausfinden, was es mit Chamuel, Luc und seiner so seltsamen Familie auf sich hat. Also seid gespannt! <3

LG Angel

Des Teufels KöniginWhere stories live. Discover now