Shooting

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Dass ich verschlafen hatte, erwähnte ich an dieser Stelle lieber nicht. „Tiago mach Platz!" meinte ich in die Richtung des Huskys, löste die Leine und deutete dann auf eine Stelle in dem Raum, welches fast schon einem Wohnzimmer glich. Kurz blickte Tiago zu mir hoch, lief dann aber auch direkt los und legte sich in den großen Hundekorb, in der Nähe des Sofas. Wie gerne würde ich meine Zeit auch mit so einem Leben verbringen. Wieso konnte ich kein Hund sein? Oder noch besser, eine Katze? Dann müsste ich nichts machen, außer schlafen, fressen und ab und zu vielleicht etwas spielen. Das klang nach einem absolut perfekten Leben.

Aber nein, ich musste mich natürlich mit solchen Shootings durch Leben zwängen, die zudem auch noch viel zu früh stattfanden. Immerhin hatten wir erst 9 Uhr morgens. Noch während ich darüber nachdachte, wie absolut ätzend das frühe Aufstehen doch war, betrat eine weitere Person den Raum. Diesmal war es eine Frau, etwas jünger als der Fotograf und scheinbar meine Stylistin. „So Schätzchen, dann machen wir sie mal fertig, wir wollen die anderen doch nicht warten lassen. Mit diesen Worten schob sie mir in die Richtung der Garderobe.

Wieder einmal musste ich erkennen, dass ich ein Shooting in anderen Teilen dieser Welt deutlich angenehmer fand. Diese Menschen hier kannte ich einfach schon zu gut. Die Stylistin entpuppte sich im Nachhinein als äußerst anstrengende Person. Ständig fummelte sie an meinen Haaren herum, puderte erneut mein Gesicht obwohl sich dadurch, meiner Ansicht nach, absolut nichts veränderte.

So zog ich nach und nach die verschiedenen Outfits an, die für mich herausgesucht wurden und der Fotograf machte dutzende von Bildern. Nach ganzen 3 Stunden, bestand ich dann endlich mal auf eine Pause. Dieses ganze Blitzen der Kamera und das grässliche Weiß überall bereitete mir langsam Kopfschmerzen. Noch ein Grund, weshalb in diesem Gebäude noch nie ein Shooting sonderlich toll gefunden hatte.

Während ich es mir in der Pause auf dem Sofa gemütlich machte, betrat Amanda den Raum und hielt mir mit einem leichten Schmunzeln einen Becher hin. Sie war kurz nach meiner Ankunft hier angekommen und hatte noch ein paar Gespräche mit dem Fotografen geführt. Ich nahm den Becher ebenfalls mit einem dankbaren Schmunzeln entgegen und trank direkt einen Schluck. Die warme Flüssigkeit, begann mich nun von innen etwas zu wärmen und es war ein unglaublich angenehmes Gefühl.

„Also Amanda, was steht heute noch an?" fragte ich kurz in ihre Richtung blickend, warf Tiago dann jedoch eines der kleinen Häppchen zu, die im Raum auf Tischen verteilt waren. Ich selbst hatte sie nicht ein einziges Mal angerührt. Tiago schienen sie allerdings vorzüglich zu schmecken, da er mich direkt wieder abwartend und fast schon mit diesem bettelnden Blick ansah. Doch ich schüttelte leicht den Kopf. Ich wusste, dass menschliches Essen nicht gerade gesund für Hunde war, ich wollte also nichts riskieren.

"Das Shooting geht noch etwa eine Stunde, also ist das schon fast abgehakt. Nachher haben sie dann noch ein Interview mit einer Studentin, die sich scheinbar in der Uni mit dem Thema Modeln beschäftigt." Ich drehte meinen Kopf etwas verwirrt zu ihr. Doch ehe ich etwas sagen konnte, sprach sie auch schon weiter „Ich weiß auch nicht, wie sie diesen Termin bekommen hat .. direkt danach haben sie noch ein Meeting mit Mr. Lennon, wegen den Zeitschriften, sie wissen ja .." ich nickte verstehend. Der Typ bekam das einfach nicht alleine auf die Reihe.

„Das war's  schon. Den Rest des Tages haben sie frei." Ich atmete erleichtert aus. Besser konnte der Tag eigentlich nicht laufen. Es kam schließlich nicht oft vor, dass ich mal einen ganzen Nachmittag bzw. Abend vollkommen frei hatte und einfach mal nichts machen musste. Ohne Termine, ohne Verpflichtungen. Einfach nichts.

„Oh, da ist er ja." Ertönte plötzlich die grauenhafte Stimme des Fotografen und ich hob etwas irritiert den Kopf. Wir waren doch alle hier, wer kam denn jetzt noch? Meine Frage wurde allerdings sofort beantwortet, als ein Mann den Raum betrat. Sein Blick lag direkt auf mir und mein Herz schien für einen Augenblick still zu stehen.

Augenblicklich begann Tiago wieder neben mir zu knurren. 

Des Teufels KöniginWhere stories live. Discover now