Verschwinden

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Ich blickte einen Moment in die nun entstandene Dunkelheit des Waldes und es dauerte einen Moment, bis ich in einigen Metern Entfernung etwas Weißes aufblitzen sah. Was war das? Ich trat also langsam näher und achtete immer darauf, hinter ein paar Bäumen genug Sichtschutz zu haben. Tiago folgte mir nur langsam und wirkte ziemlich unsicher. Ich wollte unbedingt wissen, wer der andere Mann war, auch wenn mir der Name 'Cham' etwas bekannt vorkam. Hatte Amanda nicht erwähnt, dass sich jemand mit dem Namen 'Chamuel' nach mir erkundigt hatte?

„Ich meine es ernst Luc, wenn du sie weiter mit rein ziehst, wird das Krieg zwischen beiden Seiten geben und ich habe nicht vor, darin unter zu gehen, nur weil du deine Finger nicht bei dir lassen kannst." Erklang wieder die helle Stimme des mir völlig fremden Mannes, doch sie hatte einen bedrohlichen Unterton angenommen. Daraufhin ertönte das raue Lachen von Luc, was mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Eine Unterhaltung in einer dunklen Umgebung wie hier zu belauschen, war eindeutig gruselig und Luc's Lachen, machte es nicht gerade besser.

„Mir bleibt nichts anderes übrig, wenn .." Es ertönte ein lautes Knacken direkt unter mir, weshalb Luc sofort verstummte. Nun war es absolut still und ich blickte hinab zu meinen Füßen. Natürlich hatte ich in der Dunkelheit nicht diesen Ast entdeckt, der genau in so einem passenden Moment wie jetzt zerbrochen war. „Wir sind nicht allein." Hörte ich die Stimme des Fremden wieder, nun aber deutlich leiser. Dann war es wieder still und ich hoffte, dass sie mich nicht entdecken würden. Doch meine Hoffnungen verschwanden im Nichts, als Luc's Stimme wieder ertönte.

„Elodie, komm raus. Lauschen gehört sich nicht." Mir schlug mein Herz bis zu Hals und ich zögerte einen Moment. Vielleicht meinte er ja eine andere Elodie aber das .. war ziemlich unwahrscheinlich. Ich wurde beim Lauschen erwischt und das war nicht sehr angenehm. Weshalb ich nun mit einem leicht roten Schimmer auf den Wangen hinter dem Baum hervortrat, und Tiago schon halb hinter mir herziehen musste. Ich hoffte wirklich, dass sie nicht sahen, wie peinlich mir das Ganze war. Mir war bewusst, dass man so etwas nicht machen sollte.

Allerdings hatte ich so die Möglichkeit, den fremden Mann genauer sehen zu können. Luc trug wieder einen seiner schwarzen Anzüge und auch der Fremde trug einen von diesen, doch im Gegensatz zu dem von Luc, war dieser komplett weiß. Das war es also gewesen, was ich so weiß aufblitzen gesehen hatte. „Kannst du mir erklären, warum du dich hier aufhältst? Alleine? In einem Wald?" fragte mich der Fremde, dessen Name wohl Chamuel lautete. Zumindest reimte ich mir das so zusammen. „Naja das .." Ich brach meinen Satz ab und nickte in Tiagos Richtung „Ich war eine Runde laufen aber .. was macht ihr hier?"

Ich war wirklich verwirrt. Immerhin hatte ich einen Grund um hier zu sein aber die beiden? Und dann auch noch in diesen Klamotten? Was war hier bitte los und wovon hatten sie da gesprochen? „Weißt du Luc, wenn du das doch alles so gut im Griff hast, kannst du ihr das gerne alles selbst erklären." Meinte Chamuel und warf mir dabei ein entschuldigendes Lächeln zu, seltsamerweise erfüllte mich dies mit einer angenehmen Ruhe, weshalb ich das Lächeln erwiderte.

„Wir sprechen ein andermal Elodie, es gibt noch viel zu erklären." Damit wandte sich der Mann im weißen Anzug von uns ab und trat in die entgegengesetzte Richtung davon. Mit einem fragenden Blick drehte ich mich zu Luc, der sich nun scheinbar frustriert durch die Haare fuhr. „Was war das eben und was zur Hölle macht ihr hier?" Bei diesen Worten trat ein Schmunzeln auf seine Lippen, doch ich achtete gar nicht weiter darauf. „Was sollst du mir erklären und wer war.." Ich blickte in die Richtung, in die Chamuel gegangen war und stoppte. Er war weg. Es war keine Spur von seinem so auffallend weißen Anzug zu sehen. Er war einfach verschwunden.

Doch lange nachdenken konnte ich nicht darüber, da Luc plötzlich nach meinem Arm griff und mich mit sich zog. Tiago folgte uns gezwungenermaßen. „Wo ist er hin?" fragte ich Luc verwirrt und blickte zu ihm hoch. Er schien mittlerweile jedoch ziemlich genervt zu sein „Könntest du vielleicht einen Moment still sein?" Seine Stimme wirkte eiskalt, als er dies sagte und ich biss mir auf die Zunge, um nicht noch etwas von mir zu geben. Diese ganze Situation löste ein Gefühl von Angst in mir aus und äußerst angenehm war das nicht. Zumal Luc nicht gerade in der besten Stimmung zu sein schien.

„Chamuel ist .. ein alter Freund. Es gibt da ein paar Dinge zu klären aber das bekommen wir schon allein auf die Reihe. Ich bringe dich nach Hause und dann vergisst du das Ganze einfach, das wäre das Beste." Sein Griff um meinen Arm verstärkte sich etwas und ich verzog leicht das Gesicht. „Du kannst mich nicht zwingen, zuhau.." „Ich sagte, du sollst den Mund halten." Knurrte er mich regelrecht an, doch sein Blick war weiterhin auf den Weg vor uns gerichtet. Dann schwiegen wir. Für mich war es ein sehr unangenehmes Schweigen.

Erst als wir an der Villa ankamen, lockerte sich Luc's Griff um meinen Arm und ich atmete erleichtert auf. Im nächsten Moment zog er mich jedoch so nah an sich, dass ich seinen Körper an meinem spüren konnte und unsere Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt waren. So war ich gezwungen, in seine so unheimlich dunklen Augen zu sehen und mich überkam eine Gänsehaut. Auch sein Blick lag direkt auf mir und wie jedes Mal, wenn wie Blickkontakt hielten, fühlte es sich an, als würde er direkt in meine Seele blicken.

„Hör mir jetzt genau zu, okay? Wenn Chamuel noch einmal in deine Nähe kommen sollte, hältst du dich von ihm fern. Wenn er versuchen sollte mit dir zu sprechen, antwortest du ihm nicht und wenn er irgendwie versuchen sollte mit dir in Kontakt zu kommen, reagierst du nicht darauf. Das musst du mir versprechen." Sagte er mit einer mir nun bekannten rauen Stimme, doch irgendwo darin, konnte ich heraushören, dass dies als Bitte gemeint war. „Ich muss gar nichts, Luc. Schon gar nicht, wenn diese Worte von dir kommen. Ich vertraue dir nicht." Das waren wohl die ehrlichsten Worte, die ich seit langem ohne irgendeine Regung in meinem Gesichtsausdruck von mir gab. Luc schien sofort zu verstehen, dass ich diese Worte ernst meinte.

Er seufzte und schob mich wieder ein Stück von sich weg, dann schob er mich Richtung Villa, wodurch unser Blickkontakt unterbrochen wurde. „Warum tust du nie das, was ich dir sage?" Hörte ich ihn leise fragen. Er sprach wohl mit sich selbst. „Wenn du dich nicht von ihm fernhalten willst, kann ich das leider auch nicht. Ich bleibe hier." Meinte er schließlich etwas lauter und ich blickte in seine Richtung „Sag mal spinnst du?! Was zum Teufel ist los mit dir? Hast du noch nie etwas von Fragen gehört? Ich habe gar keine Zeit für sowas." Beschwerte ich mich natürlich direkt, doch er reagierte nicht im Geringsten darauf.

Des Teufels KöniginWhere stories live. Discover now